Der offene Spiele-Treff in der Volkshochschule (VHS) ist eine lockere Runde. Jeden zweiten Mittwoch um 18.30 Uhr treffen sich in Raum 307 im Bamberger-Haus, Faulenstraße 69, Menschen die gerne spielen. Aus Hunderten von Spielen können sie auswählen. Es sind immer genug Leute da, zu denen man sich gesellen kann. Neulinge werden schnell integriert. Seit zehn Jahren geht das nun so. Uwe Heine ist von Anfang an dabei. Er ist ein leidenschaftlicher Spieler. Es reizt ihn besonders, immer neue Spiele auszuprobieren. Dazu ist die VHS ideal.
Sabine Schuster kam später dazu. Auch sie spielt gern. Für sie ist das wie ein Kurzurlaub. Sie bekommt beim Spielen ihren Kopf frei von Alltagsproblemen. Der Uwe sei ihr anfangs nicht besonders aufgefallen, sagt sie. Andererseits habe es sich gelegentlich ergeben, dass sie zusammen gespielt haben – miteinander oder gegeneinander.
Beim Spielen zeigt sich der Charakter eines Menschen häufig ganz unwillkürlich. Vor allem bei Spielen, bei denen man in eine fremde Welt eintaucht. Da zeigt sich, wie jemand mit neuen Situationen umgeht. Man sieht, wie ein Mensch reagiert, wenn er zurückliegt, wenn er verliert oder gewinnt. Man sieht, wie pfiffig einer ist und ob eine Humor hat. Zwischen Uwe und Sabine hat wohl einiges davon zusammengepasst. Sie fingen an, sich auch außerhalb der VHS zum Spielen zu treffen. Ein Spiel gab das nächste: Sie verliebten sich ineinander und heute leben sie zusammen in der Gartenstadt Vahr.
Jens und Nicole aus der Neustadt, die ihre Familiennamen nicht gedruckt sehen möchten, wissen noch genau, bei welcher Gelegenheit sie sich kennengelernt haben. Das war in Hawaii, genauer: durch Hawaii. Das ist ein Brettspiel, bei dem man gemeinsam die hawaiianische Inselwelt erkundet. Das hat den beiden so viel Spaß gemacht, dass sie sich bald tiefer in die Augen geschaut haben. Jetzt spielen sie regelmäßig. Für sie muss ein Spiel mehrere harmonische Elemente haben. Die Spielidee muss schlüssig sein. Es muss eine ausgewogene Mischung aus strategischen und/oder taktischen Elementen haben. Der Zufall darf eine Rolle spielen – aber keine entscheidende. Und auch sie lieben die Abwechslung, die ihnen die VHS bietet.
Einmal im Jahr sind Spiele-Tage im Bamberger-Haus. Am Wochenende, 3. und 4. März, werden wieder die Massen zum Spielen in die westliche Altstadt kommen. Organisator ist Andreas Ebert aus Walle. Die VHS richtet das Großereignis gemeinsam mit dem Spieleclub Stechmücke aus. Andreas Ebert erwartet über 3000 Besucherinnen und Besucher, denen die erste, zweite und dritte Etage zur Verfügung stehen. Etwa 100 Aussteller werden da sein, darunter Spiele-Verlage, die ihre Neuerscheinungen präsentieren. Etwa 120 Ehrenamtliche werden den Gästen zur Seite stehen, ihnen die Spiele erklären. Uwe Heine ist einer der Helfer.
Viel zum Ausprobieren
Einfache Spiele werden an diesem Tag gespielt und Spiele, die besonders hohe Anforderungen stellen. Andreas Ebert hat 2017 die größte Veranstaltung dieser Art besucht, die Spiele-Messe in Essen. Dort stellt die Branche die etwa 1200 Neuerscheinungen des Jahres vor. „Da erschlägt einen die schlichte Menge“, sagt Andreas Ebert. „Und in dem gewaltigen Gedränge kann man kein ruhiges Gespräch führen und schon gar keine Spiele in Ruhe ausprobieren. Das ist bei den Bremer Spiele Tagen viel besser.“
Und das Programm ist umfangreich: Es gibt eine Auswahl aus über 1500 Spielen, Spiele für zwei Personen, für Kinder und Familien, Fantasyspiele, Table-Top-Spieltische, Spiele für Strategen und Vielspieler. Spieleturniere werden veranstaltet, bei denen sich die Besten für Deutsche Spiele-Meisterschaften qualifizieren können. Ein Spiele-Flohmarkt mit großer Auswahl und vielen Schnäppchen wird aufgebaut, das „Spiel des Jahres“ und die Gewinner des „Deutschen Spiele Preis“ 2017 vorgestellt. Und Spiele-Aktionen wie das beliebte Acht-Karten-Farben-Tausch-Spiel gehören natürlich auch dazu.
Als Gäste wieder mit dabei sind die Fantasy-Experten von Games Workshop und Highlander Games Bremen und außerdem in diesem Jahr der Bremer Table-Top-Verein. Auch der Schach-Club Bremen-West aus Walle ist am Start. Mit Großspielen (nicht nur) für Kinder kommt viel Bewegung ins Spiel, bei Weykik, Tipp-Kick, Marbel Schooter und vielen anderen mehr. Autoren und Entwickler von Spielen präsentieren Ihre Neuheiten und Prototypen. Testen ausdrücklich erwünscht. Und für die Pause zu zweit gibt es das Spiele-Tage-Café oder das Café Julius im Erdgeschoss.