Gesunde Arbeit
Noch nie arbeiteten so viele Berufstätige von zu Hause aus wie in Corona-Zeiten. Wohl dem, der jetzt im Öffentlichen Dienst tätig ist. Denn während normale Arbeitgeber ihren Angestellten wahrscheinlich nur die externen Zugangsdaten zum Firmenserver mit auf den Weg geben, lassen die senatorischen Behörden ihren Beschäftigten einen ganzen Strauß an Ratschlägen für ein erfüllendes und gelingendes mobiles Arbeiten angedeihen. Das „Zentrum für gesunde Arbeit“ bei der Personalverwaltungsstelle Performa Nord hat vor wenigen Tagen ein entsprechendes Rundschreiben versandt. Wer nicht selbst drauf kam, erfährt darin zum Beispiel, dass es sinnvoll ist, „sich nicht zu viel vorzunehmen“ und „Pausen nicht nur für Haushalt und Kinderbetreuung zu nutzen“. Am besten setzt man sich in Schlips und Kragen vor den Laptop, denn die Performa-Experten raten: Das Tragen von Dienstkleidung „trägt zur Trennung von Arbeit und Privatleben bei und hilft, sich besser auf die Arbeit fokussieren zu können“.
Linke Nächstenliebe
Die Jusos kannte man als kämpferische, jugendlich-agile Speerspitze der Sozialdemokratie. Dass sie auch eine gütige Seite haben, wird in der Corona-Krise deutlich. Vor wenigen Tagen hat die Parteijugend ältere SPD-Mitglieder (und solche, die sie dafür hielt) angeschrieben und Hilfe beim Einkaufen angeboten. „Wenn du über 60 bist, Vorerkrankungen hast oder zu einer anderen Risiko-Gruppe gehörst, zögere bitte nicht“, appellieren die Jungsozialisten an die Parteisenioren. „Nach deiner Anfrage erledigen wir alles Weitere und gehen für Dich einkaufen oder zur Apotheke.“ Zu den Empfängern des Briefs gehörte auch Justizstaatsrat Björn Tschöpe. Bei dem 52-Jährigen berührte die Offerte offenbar einen wunden Punkt. Sein Kommentar: „Jetzt bin ich wirklich alt.“
Steak schlägt Stake
Das Wörtchen Stakeholder hat sich im politischen Betrieb zu einer Imponiervokabel erster Güte entwickelt. Man hört sie allerorten. Der englische Begriff bedeutet so viel wie Anspruchsberechtigter, Teilhaber oder Mitwirkender an einem Prozess. Stakeholder klingt natürlich cooler. Finanzstaatsrat Henning Lühr kann man damit allerdings nicht mehr beeindrucken. Kürzlich wurde er von Unternehmern dafür gelobt, dass Bremen ein wichtiger Stakeholder bei der Digitalisierung Deutschlands sei. Der Begriff wecke bei ihm eigentlich ganz andere Fantasien, verriet Lühr jetzt seinen Facebook-Followern. Der Eintrag ist mit einer Zeichnung garniert, auf der sich eine Gabel durch ein schönes Stück Fleisch bohrt.