Lesum. So schnell ändern sich die Zeiten: Vor gut einem halben Jahr stand die Lesumer Oberschule am Standort Vor dem Heisterbusch noch auf der Kippe, heute wird der Gebäudekomplex dringend benötigt, um den prognostizierten Schülerboom im Stadtteil Burglesum bewältigen zu können. Während seiner jüngsten Sitzung begrüßte der Beirat Burglesum denn auch das Vorhaben der Bildungsbehörde, das Gebäude zu einer dreizügigen Grundschule mit Ganztagsbetreuung umzubauen.
Steinkamp oder Heisterbusch? Über diese Alternative für den Oberschulstandort Lesum entlud sich vor rund zwei Jahren ein veritabler Streit zwischen Lehrern, Eltern und Kommunalpolitikern auf der einen sowie der Bildungsbehörde auf der anderen Seite. Zunächst schlug die Verwaltung vor, die sanierungsbedürftigen Gebäude am Steinkamp abzureißen und die Oberschule am Heisterbusch zu konzentrieren. Dann schlug das Pendel in der öffentlichen Diskussion wieder zugunsten des Standortes Steinkamp aus, während das Heisterbusch-Areal unter anderem für den Wohnungsbau empfohlen wurde.
Das alles ist jetzt Schnee von gestern, wie Udo Stoessel, Referatsleiter für Liegenschaften im Bildungsressort, jetzt den Burglesumer Stadtteilpolitikern erläuterte. Stoessel verwies auf die aktuellen Bevölkerungs- und Schülerprognosen des Statistischen Landesamtes, wonach die Zahl der Grundschüler in der Stadtgemeinde Bremen bis 2025 um 18,8 Prozent ansteigen werde und deshalb erheblicher zusätzlicher Raumbedarf bestehe. Mit dem größten Sprung nach oben rechnen die Statistiker im Bremer Westen und in Burglesum. In diesen Planbezirken steigen die Zahlen der Grundschüler um jeweils 23,8 Prozent. Auch bei den Schülern der Sekundarstufe I nimmt Burglesum mit einer prozentualen Steigerung von 20,5 Prozent eine Spitzenstellung ein. Zum Vergleich: In Bremen-Nord insgesamt rechnen die Experten des Statistischen Landesamtes bis 2025 mit 16,6 Prozent mehr Grundschülern und 13,4 Prozent mehr Sekundarstufen-I-Schülern.
Keine Kapazitäten am Mönchshof
Das Schulgebäude an der Straße Vor dem Heisterbusch wird nach den Worten von Ortsamtsleiter Florian Boehlke auch deshalb benötigt, weil die räumlichen Kapazitäten der Grundschule Am Mönchshof erschöpft sind. Zudem soll das alte Gebäude Am Mönchshof wahrscheinlich unter Denkmalschutz gestellt und darf dann nicht umgebaut oder erweitert werden. Deshalb biete sich Heisterbusch als Lösung geradezu an.
Das sieht der Beirat auch so, der ein von Beiratssprecher Martin Hornhues (CDU) formuliertes Beschlusspapier absegnete. Darin wird freilich auch Skepsis an den Plänen für die Grundschule an der Grambker Heerstraße geäußert. Während die Bildungsbehörde keinen Ausbaubedarf sieht, verweist der Beirat auf den geplanten Wohnungsbau im Einzugsbereich der Schule. Die Einwohnerzahl in Grambke und damit auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder werde sich erheblich erhöhen, argumentieren die Lesumer Kommunalpolitiker.
Alle weiteren Pläne der Bildungsbehörde für die Burglesumer Schullandschaft stoßen indes auf Zustimmung. So soll die Oberschule Lesum am Steinkamp von vier auf sechs Klassen pro Jahrgangsstufe ausgebaut werden. Vorgesehen sind zudem ein Ganztagsbetrieb sowie – wie auch am Heisterbusch – ein Klassenzug für den inklusiven Unterricht auf dem Feld Wahrnehmung und Entwicklung. Und auch der Oberschule Helsinkistraße steht eine Expansion von bislang vier auf sechs Klassenstufen bevor.
Jeweils zu dreizügigen Grundschulen sollen nach den Plänen der Behörde darüber hinaus die Schulen Burgdamm und Landskronastraße erweitert werden, während in St. Magnus eine offene Ganztagsschule angestrebt wird. Auf der Agenda der Bildungsverwaltung stehen schließlich auch weitere Sanierungsarbeiten an der Paul-Goldschmidt-Schule für die körperliche und motorische Entwicklung. Immobilien Bremen hatte im vergangenen Jahr den Fertigstellungstermin mit Frühjahr 2021 angegeben.
Lehrer fehlen
Während das Bildungsressort zuversichtlich ist, dass auch alle weiteren Ausbaumaßnahmen termingerecht realisiert werden, um den Schülerboom zu bewältigen, bereitet in diesem Zusammenhang ein anderes Problem weiterhin Kopfzerbrechen. „In ganz Deutschland werden händeringend Lehrerinnen und Lehrer gesucht, auch in Bremen“, unterstrich Elke Wolf, zuständige Schulaufsichtsbeamtin für Oberschulen und Gymnasien während der Beiratssitzung. Zurzeit würden deshalb 150 zusätzliche Referendare ausgebildet.
Mit einem verwandten Thema befasst sich der Beirat auch in seiner kommenden Sitzung. Die Entwicklung von Tagesbetreuungsangeboten für Kinder im Stadtteil für die kommenden Jahre steht am Dienstag, 5. Juni, im Ortsamt Burglesum, Oberreihe 2, auf der Tagesordnung. Die Sitzung, die, wie angekündigt, in Form einer Planungskonferenz stattfindet, beginnt um 19 Uhr. Eingeladen sind Vertreter der Senatorin für Kinder und Bildung, Kita Bremen, Immobilien Bremen und Bauamt Nord.