Gröpelingen. „Win“: Diese Abkürzung steht für das Städtebauförderungsprogramm „Wohnen in Nachbarschaften“, das 1998 ins Leben gerufen wurde, um die alltäglichen Wohn- und Lebensbedingungen in benachteiligten Quartieren zu verbessern, Bewohner zu Engagement und Mitwirkung zu ermutigen und die Zusammenarbeit der Akteure vor Ort zu stärken.
So zum Beispiel in Gröpelingen, einem der derzeit elf bremischen Fördergebiete, wo nun Bewohnertreff Rostocker Straße das regelmäßig tagende Win-Forum acht Projektanträgen zugestimmt hat.
Grünes Licht gab es etwa für das Frauengesundheitsangebot „Ich weiß, was mir gut tut?!“, das der Gesundheitstreffpunkt West (GTP) im Dezember starten möchte. Inhaltlich geht es dabei um Gesundheitsinformationen- und Beratung, gesunde Ernährung, Bewegungsförderung und Entspannung. Neben unterschiedlichen Angeboten wie Tanz, Walking, einfachen Yogaübungen und kreativen Entspannungsmethoden sollen die zehn bis zwölf Teilnehmerinnen auch bewegungsorientierte Stadtteilangebote kennenlernen, über die Grundlagen einer gesunden und preiswerten Ernährung informiert werden und neben Grundkenntnissen rund um die Gesundheit auch Tipps bekommen, wie sie sich weitergehend informieren können. Das Projekt wird mit Win-Mitteln in Höhe von 4960 Euro gefördert.
Seit vorigem Jahr organisiert der GTP außerdem in Kooperation mit einer hausärztlichen Praxis ein Bewegungs- und Muskelaufbautraining speziell für Migranten. Insbesondere sollen dabei Menschen erreicht werden, die nicht zu Vereinen oder in die Volkshochschule gehen. Auch dieses Vorhaben namens „Gesund durch Bewegung“ wird nun mit 1950 Euro aus dem Win-Topf unterstützt.
12 607 Euro bewilligte das Forum für den „Kunstkiosk“ an der Bromberger Straße, der immer montags, mittwochs und freitags nachmittags öffnet. Das Angebot des Vereins Kultur vor Ort ist wichtig; dort sind Erwachsene und Kinder künstlerisch tätig und verschönern immer wieder durch verschiedene Aktivitäten wie jährliche Pflanzaktionen ihr Quartier.
In den Herbstferien wurden im Kunstkiosk Laternentaxis gebaut, die bei den diesjährigen Feuerspuren am ersten Novemberwochenende zu bewundern sind. Manche Eltern lassen sich vom Kunstkiosk-Team bei der Übersetzung von Elternbriefen oder Formalien helfen oder stellen Fragen zu Einschulung und Kitaangeboten und auch der nachbarschaftliche Zusammenhalt wird durch die Einrichtung gestärkt: Bewohner des Quartiers verabreden sich, um von hier aus gemeinsam das internationale Erzählfestival auf der Lindenhofstraße zu besuchen.
Kunst tut gut, diese Erfahrung bestätigt sich auch regelmäßig, wenn das Mobile Atelier von Kultur vor Ort bei der Wohnanlage Rostocker Straße Halt macht. Dort leben etliche Familien mit vielen Kindern unterschiedlichen Alters in wirtschaftlich problematischen Verhältnissen. Das Mobile Atelier bietet Kindern und Jugendlichen jede Woche die Möglichkeit zum Malen, Zeichnen, Plastizieren, Drucken oder auch zur Gestaltung des Wohnumfelds. Das Angebot ist beliebt – 15 bis 25 Kinder machen regelmäßig mit, und auch einige Mütter sind manchmal dabei. Auch im nächsten Jahr fließen Win-Mittel in das Projekt; die beantragten 6320 Euro wurden genehmigt.
Das Außengelände und die kleine Turnhalle der Kita Halmerweg sollen zukünftig außerhalb der Kinder-Betreuungszeiten, also ab 16 Uhr, für die Menschen vor Ort geöffnet werden. Über das Musiknetzwerk „Songs & Whispers“ möchte Leiterin Karin Meyer dann zum Beispiel einmal wöchentlich einen Workshop anbieten, bei dem Kinder bis 14 Jahre und aller Nationalitäten eineinhalb Stunden lang ohne Zwang ein Instrument ausprobieren und gemeinsam mit anderen Musik machen können. „Wir wollen dabei das Thema Kinderrechte musikalisch bearbeiten und eventuell auch im Stadtteil aufführen“, so Meyer. Die finanzielle Grundlage steht, die beantragten 3312 Euro wurden bewilligt.
Um gemeinsames Kochen, Ausflüge und andere Aktivitäten soll es bei einer kostenlosen und offenen Gruppe im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen (Na’) gehen, die sich an erwachsene Menschen jeden Alters und jeder Herkunft aus dem Stadtteil richtet und über Win 4222 Euro bekommt. Mit 4125 Euro wird außerdem ein Tanzprojekt für Gröpelinger von acht bis 80 Jahren und aller Kulturen im Na’ unterstützt.
Die wichtigste Entscheidung des Forums betraf schließlich den vor gut drei Jahren gestarteten Bewohnertreff Rostocker Straße. Hier sollen gemeinsame Aktivitäten, Treffen, Feste oder auch Informationsangebote das oft problematische Zusammenleben in der benachbarten Wohnanlage verbessern. Mehrere Bewohnerinnen aus der Nachbarschaft engagieren sich inzwischen ehrenamtlich im Bewohnertreff, die jedoch auch im kommenden Jahr dringend von Hauptamtlichen unterstützt werden müssen. 29 895 Euro hatte die Waller Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (Wabeq) dafür beantragt, die dem Träger nun vom Win-Forum zugesagt wurden.