Schönebeck/Berlin. Vor 15 Jahren wurde der Weltblutspendertag ins Leben gerufen. In seinem Fokus stehen die Menschen, die mit ihrer Spende Leben retten. Anlässlich des Jubiläums dieses Aktionstags hatte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) 65 Personen zu einem Festakt nach Berlin eingeladen, um sie stellvertretend für die Millionen deutschen Blutspender und freiwilligen Helfer zu ehren. Unter den Teilnehmern war auch ein Bremen-Norder.
Carsten Teuchert lebt in Schönebeck. Der selbstständige Kaufmann ist groß, sportlich und begrüßt Gäste mit einem festen Händedruck. Bereits nach wenigen Minuten Gespräch ist zu spüren, wie sehr ihm das Thema Blutspende am Herzen liegt. „Seit Jahren wird darauf hingewiesen, dass es zu wenig Spender gibt. Doch die Aufrufe verhallen.“ Als Grund dafür sieht er, dass die Versorgung in Deutschland bisher gesichert ist und man durch neue technische Entwicklungen mehr aus einer einzelnen Blutspende herausholen kann. „Dennoch gibt es keine Alternative zu natürlichem Blut, und jeder kann in die Situation kommen, dass er eine Transfusion braucht. Deshalb sollte jeder, der kann, spenden.“
Die Auszeichnung des DRK empfindet der 54-Jährige als große Ehre und Zeichen der Wertschätzung. Dass er für die Reise nach Berlin ausgewählt wurde, liegt seiner Meinung nach an der Anzahl seiner Blutspenden. Rund 120 waren es bisher, alle beim DRK. Hinzu kommen weitere bei der Bundeswehr, plus Teilblutspenden. „Das ist schon eine Menge, auf die nur wenige kommen“, erklärt Teuchert mit etwas Stolz in der Stimme. Er rechnet vor: „Als Mann kann man sechsmal jährlich spenden und das in einem Alter von 18 bis 68 Jahren. Allerdings organisieren die meisten Ortsgruppen nur vier Termine im Jahr. So gesehen sind also rund 200 Vollblutspenden im Leben möglich“. Hinzu kämen weiter Faktoren, die die Spendenfähigkeit beeinflussen, wie Reisen in bestimmte Regionen, Krankheiten oder Tattoos.
Carsten Teuchert ist weder tätowiert noch reist er häufig in die betreffenden Gebiete. In den letzten 20 Jahren hat er keinen Spendentermin verpasst. „Wenn ich nicht zu dem meiner Ortsgruppe gehen konnte, habe ich nach einer Alternative geschaut“, so der Schönebecker. Seine erste Spende gab er mit 18 Jahren in Cuxhaven ab, seiner Geburtsstadt. Anlass war der Gedanke, dass er selbst einmal eine Transfusion benötigen könnte. „Ich bin damals viel Motorrad gefahren. Deshalb hielt ich es für wahrscheinlich, dass auch ich gespendetes Blut brauchen könnte“, erinnert er sich. Für ihn sei es selbstverständlich gewesen. „Wenn keiner spendet, woher soll dann all das Blut kommen, das täglich benötigt wird?“
Eine Einstellung, die er auch nach außen trägt. „Ich versuche, nicht zu missionieren, sehe es aber als persönlichen Erfolg, wenn ich jemanden motivieren kann, Spender zu werden“, so Teuchert. In seiner Familie gehören regelmäßige Blutspenden wie selbstverständlich dazu. Seine Tochter organisierte im Rahmen einer Jahresarbeit sogar einen Spendentermin an ihrer Schule.
Dass manch einer sich nicht traut, zum Beispiel aus Angst vor der Nadel, kann Carsten Teuchert nachvollziehen. „Ich habe kein Problem damit, Blut zu sehen, schaue aber nie hin, wenn die Kanüle gesetzt wird“, gibt er zu und lacht. „Aber es sind wirklich nur zwei kleine Piekser und ich hatte bisher bei keiner meiner Spenden Probleme. Die Leute vom DRK haben das schon 10 000 Mal gemacht und sind super geschult.“ Auch die Sorge um negative Auswirkungen kann der aktive Freizeitsportler nehmen. „Der Körper hat das Blut innerhalb weniger Stunden nachgebildet, und ich fühle mich nach einer Spende deutlich fitter.“
Seit drei Jahren gehört der Familienvater auch zu den Ehrenamtlichen und hilft in seinem „Stammlokal“, dem der Ortsgruppe Schwanewede, bei der Organisation und Durchführung der Spendentermine. „Damals las ich in der NORDDEUTSCHEN, dass dringend freiwillige Helfer gesucht würden“, erinnert er sich. „Seit 20 Jahren ist dort das immer gleiche Team im Einsatz. Ich habe das immer bewundert, also bin ich dem Aufruf gefolgt – leider als Einziger.“
Damit macht Teuchert auf ein Problem aufmerksam: Den Ehrenamtlichen fehlt der Nachwuchs. „Das freiwillige Engagement ist rückläufig und es ist schwer geworden, Menschen zu gewinnen. Das gilt auch fürs Spenden“, bedauert er. Für ihn selbst jedoch sei der Einsatz erfüllend: „Solange ich noch vor dem Fernseher sitzen kann, kann ich auch ein Ehrenamt übernehmen und ich finde, das sollte für jeden gesunden Menschen selbstverständlich sein – genauso wie die Blutspende.“
Weltblutspendertag
Der Weltblutspendertag wurde von der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften ins Leben gerufen, um auf die Wichtigkeit der Blutspende aufmerksam zu machen. Gefeiert wird er immer am 14. Juni, dem Geburtstag des Wissenschaftlers Karl Landsteiner, der für seine Entdeckung des AB0-Systems der Blutgruppen 1930 den Nobelpreis für Medizin erhielt. Rund drei Prozent der Deutschen sind Blutspender. Laut dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) ein geringer Anteil, denn spenden könnten mehr als zehnmal so viele. Zudem ist die Zahl rückläufig. Ein Großteil der jetzigen Spender gehört zu den geburtenstarken Jahrgängen 1955 bis 1969. Spenden darf man jedoch nur bis zu einem Alter von 68, was dazu führt, dass in den nächsten Jahren viele Spender nicht mehr aktiv sein werden. Zudem sind dies diejenigen, die künftig verstärkt auf Transfusionen und Blutprodukte angewiesen sein werden.
Die nächsten Blutspende-Termine in der Region finden noch in diesem Monat statt: am Montag, 18. Juni, von 15.30 bis 19.30 Uhr in der Söderblom-Kirche in Marßel, Stockholmer Straße 46, und am Mittwoch, 27. Juni, im Schulzentrum Berne, Am Schulplatz 1, von 17 bis 20 Uhr. Sämtliche Termine lassen sich auf www.blutspende.de finden und bequem örtlich eingrenzen.