Michael Brandt
über den Armutsbericht
Mit dem Armutsbericht stellt sich die rot-grüne Regierung selbst ein Zeugnis aus. Sie ist angetreten, die sozialen Gräben in Bremen wenigstens nicht breiter werden zu lassen. Bürgermeister Jens Böhrnsen hat einmal gesagt: Die Herkunft eines jungen Menschen dürfe nicht über seinen Schulabschluss entscheiden. Im Zwischenzeugnis für die Regierung müsste es heute heißen: Sie haben sich redlich bemüht. Im Klartext: Erreicht haben sie ihr Ziel nicht.
Denn bei der Lektüre des 280-Seiten-Berichts wird deutlich: Die Getto-Bildung in Bremen-Nord konnte bislang nicht aufgebrochen werden. Es gibt die armen Ortsteile in denen der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund hoch ist, das Einkommen niedrig, die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen eklatant schlechter. Hier geht es nicht darum, Ortsteile wie Lüssum oder Blumenthal schlecht zu reden. Mit dem Bericht wird vielmehr der Versuch unternommen, anhand von umfangreichem Zahlenmaterial ein Bild der Lebenswirklichkeit der Menschen in den Ortsteilen zu zeichnen. Das Ergebnis ist umso verstörender.
Bremen-Nord, räumt der Bericht an einer Stelle ein, wird von den ärmeren Ortsteilen gekennzeichnet. Aus dieser allgemeinen Aussage ergibt sich ein dringender Handlungsbedarf. Von der Stärkung der Quartierszentren über den Kauf der Grohner Düne bis hin zu neuen Bildungsprojekten. Die Nordbremer Beiräte treffen sich regelmäßig im sogenannten Regionalausschuss. Dies ist der richtige Rahmen, lokale Kompetenz zu zeigen und einen Katalog zu entwickeln, welche Punkte in Bremen-Nord von Rekum bis Grambke abgearbeitet werden müssen, damit
die Gräben nicht weiter aufreißen. Wenn es sonst auch oft genug misslingt: Das Thema Armut ist so ernst, dass die drei Beiräte in Nord mit einer Stimme sprechen müssen.
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