Der Plan steht. Vier zweigeschossige Modulbauten sollen am Vinnenweg gebaut werden. Voraussichtlich ab November werden hier bis zu 120 Flüchtlinge wohnen. Familien und Alleinstehende werden es sein, die in direkter Nachbarschaft zu den sechs Kampa-Häusern einziehen, in denen bereits seit längerem Flüchtlingsfamilien leben. Träger für das Übergangswohnheim wird laut Petra Kodré vom Sozialressort vermutlich die Awo, die bereits die Kampa-Häuser und auch das Büropark-Zelt betreut. Geplant sei die Unterkunft für eine Dauer von fünf Jahren, erläuterte sie Ortspolitikern und Anwohnern auf der jüngsten Sitzung des Beirats.
Etwa 12 500 Flüchtlinge müsse die Stadt Bremen der Prognose nach in diesem Jahr unterbringen, erklärte Kodré. 9600 erwartete Neuzugänge und außerdem knapp 3000 Menschen, die derzeit in Zelten oder Turnhallen leben. Geplant sei grundsätzlich, dass die Menschen nicht länger als drei Monate in der Einrichtung verweilen, sagte Kodré. Realistischer sei es aber, von bis zu neun Monaten auszugehen „oder länger“.
Ob es bei dieser einen neuen Einrichtung für Oberneuland bleibe, könne sie nicht beantworten, entgegnete sie auf eine Frage aus der Anwohnerschaft. „Wenn uns weitere Flächen angeboten werden, wären wir froh“, sagte die Behördenvertreterin.
Der Betreuungsschlüssel am Vinnenweg werde wie in allen vergleichbaren Einrichtungen bei 2,5 zu 100 liegen. Außerdem werde rund um die Uhr ein Wachdienst vor Ort sein.
Oberneulands Ortsamtsleiter Jens Knudtsen betonte zu Beginn der Sitzung, dass das Wie, nicht aber das Ob der Flüchtlingsunterbringung zur Diskussion stehe. Letzteres sei bereits im Juli vergangenen Jahres vom Beirat beschlossen worden.
Dennoch machten mehrere Anwohner kein Hehl daraus, dass sie nicht erfreut über die Neuzugänge in der Straße sind. Sie berichteten von vereinzelten Spannungen mit Bewohnern der Kampa-Häuser, beklagten Unklarheit über zuständige Ansprechpartner und beschwerten sich über Müllprobleme. In Hinblick auf die geplante Unterkunft fürchte man nun um die Sicherheit in der Straße (von „Kölner Verhältnissen“ war die Rede) und sehe nicht ein, dass das eigene Wohlbefinden dauerhaft beeinträchtigt werde. Eine Anwohnerin regte in diesem Zusammenhang an, Vorkehrungen wie beispielsweise das Installieren von Kameras zum Schutz der Anwohner zu treffen. Die vorgetragenen Vorbehalte riefen Karl-Heinz Müller auf den Plan. Der Vorsitzende des Vereins Overnigelant, dessen Mitglieder sich in der Flüchtlingsarbeit stark engagieren, erklärte mit Nachdruck: „Wir haben es hier mit Flüchtlingen zu tun – und nicht mit Verbrechern.“ Die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer, die im Zelt am Büropark im Einsatz seien, hätten ausnahmslos positive Erfahrungen im Kontakt mit den Bewohnern und auch in der Kooperation mit der Awo gemacht. „Gehen Sie auf die Menschen zu“, appellierte er an die Anlieger – unter großer Zustimmung aus dem Beirat.
Petra Kodré hob ihrerseits das außerordentlich hohe Engagement der Oberneulander hervor. Sie hoffe, dass sich Vergleichbares am Vinnenweg fortsetzen wird. Sie berichtete außerdem, dass es in ähnlichen Modulbau-Unterkünften wie in Hemelingen oder Grohn keinerlei nennenswerte Komplikationen gebe. Anders als in den Kampa-Häusern sei die Betreuung in der geplanten Modulbau-Unterkunft zudem wie dargelegt nicht ambulant. Stattdessen seien stets Ansprechpartner vor Ort. Horst-Günther Feldmann, Leiter des zuständigen Horner Polizeireviers, berichtete auf Nachfrage, dass bislang keine signifikante Steigerung von kriminellen Delikten im Zusammenhang mit den Flüchtlingsunterkünften in seinem Revier zu verzeichnen sei.