Die Wählervereinigung „Bürger in Wut“ (BiW) steckt offenbar in der Krise. Zumindest was Bremen-Nord betrifft. Bei der Bürgerschafts- und Beiratswahl Ende Mai ist es lediglich dem 69 Jahre alten Vegesacker Günter Kiener gelungen, ein Beiratsmandat zu ergattern. In Blumenthal und Burglesum gingen die Bürger in Wut leer aus. Jetzt ist Kiener aus der Wählervereinigung ausgetreten – gemeinsam mit weiteren Mitgliedern, wie er sagt. Kiener will sein Mandat behalten und zur AfD wechseln.
Er sei, so schildert Kiener, schon seit Längerem unzufrieden damit gewesen, wie in der Wählervereinigung entschieden werde. Verantwortlich für den Austritt macht er letztlich das von ihm „nicht geschätzte Verhalten von Jan Timke während des Wahlkampfs“. Der Vegesacker führt zum Beispiel an, dass in Blumenthal Aktive vergrault worden seien. Und dass den Bürgen in Wut Hinrich Lührssen als Spitzenkandidat vorgesetzt worden sei. „Das war ein Fehler“, sagt Kiener. „Das habe ich laut kundgetan.“ Kiener schildert, dass er nicht allein die Entscheidung getroffen habe, der Wählervereinigung den Rücken zu kehren. „Am Montag sind sechs bis acht Leute ausgetreten.“ Und er wisse von drei weiteren, die dies noch vorhätten.
Kiener will sein Mandat im Beirat behalten und plant jetzt den Wechsel zur Alternative für Deutschland (AfD). Bisher hat die Alternative für Deutschland mit Marvin Mergard einen Sitz im Vegesacker Stadtteilparlament. Zwischen den politischen Positionen der Bürger in Wut und der AfD „ist nicht viel Differenz“. Allerdings wehrt sich Kiener vehement gegen den Vorwurf des Rassismus. Er werde nicht dem rechten Flügel der AfD angehören, sondern sehe sich eher im gemäßigten Lager.
Parteiaustritt sei „menschlich enttäuschend"
Laut Timke, Landesvorsitzender der Bürger in Wut, handelt es sich bei der Austrittswelle um eine spezielle Problematik in Bremen-Nord. „Insgesamt haben wir mit rund 100 Mitgliedern im Landesverband Bremen denselben Stand wie vor der Bürgerschaftswahl“, sagt er. Der Parteiaustritt von Kiener und dessen Absicht, sich jetzt der AfD anzuschließen, nachdem er als Nummer eins der BiW für den Beirat Vegesack angetreten sei, sei „menschlich enttäuschend“. Timke kontert: „Ich weine ihm keine Träne nach. Grundsätzlich lassen wir uns von so etwas nicht entmutigen.“
Auch weitere Aktive der BiW aus Bremen beteuern, dass es entgegen Kieners Aussagen keine grundsätzlichen inhaltlichen Zerwürfnisse im Landesverband gebe. Nina Schaardt etwa, Mitglied im Beirat Woltmershausen, sagt: „Aus dem Bereich Links der Weser ist mir nicht bekannt, dass Mitglieder vorhaben, die Partei zu verlassen.“ Ende August trifft sich der Landesverband zur Mitgliederversammlung in Walle. Auf der Tagesordnung wird dann auch die Frage stehen, ob die BiW zwei Stadtverbände gründen wollen, einen für Bremen und einen für Bremerhaven.