Die Kinder- und Jugendarbeit in Bremen ist chronisch unterfinanziert. Zu diesem brisanten Thema haben die Beiräte Östliche Vorstadt und Mitte am Dienstag, 13. Dezember, um 19 Uhr eigens eine eigene Sitzung in Form einer Videokonferenz mit Beteiligungsmöglichkeit anberaumt. Auch die letzte, gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Soziales, Kultur und Wirtschaft des Jahres 2022 drehte sich im Ortsamt bereits um dieses Thema. Genauer: Um den Leitungswechsel bei der Helga und Reinhard Werner Stiftung, die seit 20 Jahren segensreich in den Stadtteilen Östliche Vorstadt und Mitte wirkt. Gegründet als Weserterrassen-Stiftung, später dann nach ihren Stiftern umbenannt, unterstützt die Stiftung Kinder und Jugendliche.
Welche Aufgaben hat die Stiftung?
Fast ein Vierteljahrhundert standen Heike Blanck, lange Mitarbeiterin des Ortsamtes Mitte/Östliche Vorstadt, und ihr Mann Karl Bronke, Jurist und Mitarbeiter der Sozialbehörde, an der Spitze der Stiftung und betreuten mit Hingabe und großem Einfühlungsvermögen deren Hauptprojekte, den Verein Bildungsbrücke – Initiative für Chancengleichheit, die im Viertel Kinder in Familien mit geringem Einkommen fördert sowie den Förderpreis für beispielhafte Kinder- und Jugendarbeit. Die Ausschuss-Mitglieder zollten dem Ehepaar viel Lob und große Anerkennung für ihre langjährige, ehrenamtliche Tätigkeit. Allen voran Steffen Eilers (Grüne), Sprecher des Beirates Östliche Vorstadt, der unterstrich, dass in die ehrenamtliche Arbeit viel Herzblut geflossen sei. „Es ist ein Skandal an sich, dass es diese Stiftung überhaupt geben muss“, betonte er und fügte hinzu: „Nicht aufgeben, immer weiter kämpfen“. Heike Blanck bilanzierte: „Wir sind dankbar für die gute Zusammenarbeit in dieser Zeit: der Vertrauensrat der Bildungsbrücke, die Friedenskirche, die Domgemeinde, Schulen, Ortsamt, die Sponsoren des Förderpreises von der AOK bis Werder – alle ziehen an einem Strang. Es ist ein solidarisches Netzwerk für die Kinder und Jugendlichen entstanden“.
Wer sind die Neuen?
Nach 24 Jahren übernimmt nun zum Beginn des neuen Jahres das Ehepaar Heike und Michael Vér diese verantwortungsvolle Aufgabe. Das Ehepaar ist den Stiftungsgründern eng verbunden. Der Diplom-Ökonom Michael Vér kam einst als Elfjähriger vom Bodensee ins Viertel und wurde als Pflegekind vom Ehepaar Werner aufgenommen. „Reinhard Werner ist mein Patenonkel“, erzählte er. Seine Frau Heike arbeitet im Gesundheitsressort. „Wir wollen die bisherigen Schwerpunkte fortsetzen, sind aber auch offen für neue Ideen“, sagte der neue Kurator Michael Vér. „Und wir verbinden die neue Aufgabe gleich damit, um Spenden für die Stiftung zu bitten. Gerade in Krisenzeiten ist diese Unterstützung besonders wichtig“, fügte Heike Vér hinzu. Michael Vér hat sich vorgenommen, die Tradition seines Patenonkels fortzusetzen und sich in den Schulen persönlich vorzustellen, sobald das neue Schuljahr beginnt. Möglichst viele Schülerinnen und Schüler sollen von den Fördermöglichkeiten, beispielsweise Unterstützung bei Klassenfahrten, durch die Bildungsbrücke erfahren. Reinhard Werner ist lange Jahre Beiratsmitglied gewesen und kennt von daher die sozialen Probleme des Stadtteils sehr genau.
Wie hoch sind die Fördersummen?
Denn auch im Viertel und in Bremen-Mitte gibt es Kinder und Jugendliche, die finanziell eben nicht auf Rosen gebettet sind. „Es gibt viel versteckte Armut und große Not“, weiß Heike Blanck. Aus eigener Anschauung weiß sie auch, wie unterfinanziert die Kinder- und Jugend-Arbeit ist. Kinder und Jugendliche in ihrem Bildungs- und schließlich auch Lebens-Weg zu unterstützen ist für die Helga und Reinhard Werner Stiftung ein Herzensanliegen. „Durch die Bildungsbrücke werden jedes Jahr 150 bis 200 Schülerinnen und Schüler unterstützt, um die Schule erfolgreich bewältigen und abschließen zu können“, resümiert Reinhard Werner denn auch in einer Mitteilung der Stiftung. Pro Jahr werden 50.000 Euro von der Bildungsbrücke vergeben. Werner hatte vor mehr als zehn Jahren gemeinsam mit anderen Akteuren des Stadtteils die Bildungsbrücke gegründet.
Und seine Frau Helga ergänzt: „Viel Spaß macht mir die jährliche Verleihung des Förderpreises, die jetzt schon zum 21. Mal im Bürgerhaus stattgefunden hat. Sie ist eine große Anerkennung für die inzwischen mehr als 170 geförderten Projekte“. Die Projekte wurden mit einer Summe von 200.000 Euro gefördert. Unvergessen die Freude und Unbeschwertheit, die in diesem Sommer nach der Corona-Pause herrschte, als die letzte Preisverleihung im Garten des Bürgerhauses Weserterrassen stattfand. Das Motto Identität hätte kaum passender sein können. Die Corona-Pause habe bei den Kindern und Jugendlichen deutliche Spuren hinterlassen, resümierte Heike Blanck: „Wir wissen um die seelische Not und die Vereinsamung, die während der Pandemie geherrscht haben“. Was dem alten und dem neuen Leitungsteam ganz wichtig ist: „Jeder Cent, der gespendet wird, kommt den Kindern und Jugendlichen zu Gute!“
Wie viel Geld erhält die Stiftung zum Jahresende?
Schöner Brauch am Jahresende: Sobald es noch Restbestände aus Globalmitteln gibt, kommen diese regelmäßig der Bildungsbrücke zu Gute. So auch dieses Mal. Ein runder Betrag von insgesamt 1.900 Euro, 1.250 Euro kommen aus der Östlichen Vorstadt, 650 Euro aus Mitte. Eine vorweihnachtliche Freude für das alte und das neue Leitungsteam der Stiftung. Karl Bronke betonte abschließend, wie wichtig und wertvoll die Zusammenarbeit mit den Beiräten sei.
Weitere Informationen über die Stiftung unter www.hrwerner-stiftung.de.