Das Bauamt will einen zweiten Anlauf für ein Wohnprojekt starten, das eines der größten im Bremer Norden werden könnte –auf einer 65 Hektar großen Fläche in Blumenthal.
Jürgen Osenbrück, könnte man meinen, macht alles richtig. Er will mehr Wohnungen schaffen, so wie es der Senat in seinem Sofortprogramm fordert. Und er will in zweiter Reihe bauen, was die Behörde besonders gut findet. Und trotzdem darf der Blumenthaler nicht loslegen.Dabei gehören die Grundstücke längst ihm und waren schon einmal Teil eines Bebauungsplans. Doch umgesetzt wurde er eben nie und darum aus Land kein Bauland. Das könnte sich jetzt ändern: Das Bauamt will einen zweiten Anlauf für ein Wohnprojekt starten, das eines der größten im Bremer Norden werden könnte – inklusive der Grundstücke von Osenbrück.
Der Mann steht in kniehohem Gras und breitet die Arme aus: „Hier will ich bauen.“ Dort die Gebäude mit sechs Wohnungen, dahinter die Terrassen mit kleinem Garten und da drüben die Zufahrt. Barrierefrei soll alles werden und darum ebenerdig. Osenbrück plant für ältere Menschen. Seit Anfang des Jahres führt er Gespräche mit Architekten und Maklern. Die haben ihm gesagt, dass sein Projekt machbar ist. In den Händen hält er eine gelbe Mappe mit Zeichnungen, die sein rückwärtiges Grundstück an der Neurönnebecker Straße mal separat zeigen, mal mit vielen anderen benachbarten Grundstücken zusammen. „Bebauungsplan 366“ steht auf dem Papier. Es ist inzwischen fast zehn Jahre alt.
Osenbrück hatte geglaubt, dass wenn es einen Bebauungsplan gibt, in dem seine 2500 Quadratmeter große Fläche vorkommt, er automatisch bauen kann. Osenbrück, 64, selbstständiger Unternehmer und Besitzer mehrerer Immobilien im Bremer Norden, hat falsch gedacht. Weil sich damals das Bauamt mit der Wohnungsbaugesellschaft Gewosie, der die meisten Flächen im Plangebiet gehört, nicht einig werden konnte, ist es nie rechtskräftig zu Bauland erklärt worden. So sagt es jedenfalls Maximilian Donaubauer. Der Chef des Bauamtes war seinerzeit noch nicht in Bremen-Nord. Darum kann er über die Gründe des Scheiterns der Verhandlungen nicht viel sagen.
Dafür umso mehr darüber, dass sie wieder aufgenommen werden sollen. Und zwar zügig. So will es der Senat. In seinem Sofortprogramm für Wohnungsbau ist aus dem Bebauungsplan 366 jetzt „Projekt Cranzer Straße“ geworden. Laut Donaubauer geht es nicht mehr um Modulbauten für Flüchtlinge, wie es noch im Senatspapier heißt, sondern um viel mehr: um eines der größten Wohnbauvorhaben im Bremer Norden. Das Plangebiet zwischen Neurönnebecker Straße, Am Rottpohl, Turnerstraße und Cranzer Straße misst sechs Hektar und reicht damit fast ans derzeit größte Bauprojekt heran: an den Lesum-Park, der auf 7,5 Hektar kommt.
Vorhaben mit Priorität
Dort sollen etwa 160 Wohneinheiten entstehen. Wie viele es in Blumenthal werden könnten, darüber kann Donaubauer momentan nur spekulieren. Sicher ist aber: „Es sollen mehr werden als im Bebauungsplan 366 vorgesehen waren.“ Damals ging es ihm zufolge um knapp über 100 Wohneinheiten. Anders als im alten Entwurf, der als Grundlage für einen neuen dienen soll, drängt der Senat mittlerweile nicht bloß auf Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften, sondern auch auf Mehrfamilienhäuser. Donaubauer: „Eine andere Möglichkeit gibt es eben nicht, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, wenn die Größe des Geländes gleich geblieben ist.“
Der Senat will nicht nur mehr Wohnraum, er will ihn schnell. Nach seinem Zeitplan sollen bis Ende nächsten Jahres die Verhandlungen über das Blumenthaler Projekt nach Möglichkeit abgeschlossen sein, damit 2018 gebaut werden kann. Der Bauamtschef hält die Vorgaben für „ambitioniert“, aber auch für „umsetzbar“. Wenn denn beide Seiten sich diesmal einig werden.
Gleich nach den Sommerferien will Donaubauer die Gespräche mit der Gewosie wieder aufnehmen, die jahrelang geruht haben: „Das Projekt hat jetzt Priorität.“ Einen genauen Termin für ein erstes Treffen nennt er nicht. Was die Wohnungsbaugesellschaft von einem zweiten Anlauf für das Millionenprojekt hält und warum der erste aus ihrer Sicht scheiterte, bleibt vorerst unklar. Vorstandsmitglied Rainer Detjen, der mit dem Vorhaben betraut wurde, ist in dieser Woche nicht zu erreichen.
Was einmal war, interessiert Jürgen Osenbrück weniger. Er will viel lieber wissen, was wird. Er will endlich bauen – und zwar „so schnell wie möglich“. Auch darin stimmt sein Plan mit dem des Senats überein.