Habenhausen. Pünktlich zum 500. Gedenken an den Jahrestag von Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517 tut sich seit Anfang des Jahres kirchenmusikhistorisch Bedeutsames in der Simon-Petrus-Kirche in Habenhausen. Auf Initiative von Pastor Jens Lohse erfährt dort gerade der Genfer Psalter eine Renaissance. Zu diesem Zweck wurde von der Sopranistin Christine Süßmuth eigens das „Vokalensemble Habenhausen“ gegründet. Finanziert werden die Auftritte des Gesangs-Quartetts durch die im Dezember 2006 gegründete Habenhauser Schaffergesellschaft, die am Freitag, 17. Februar zum 16. Habenhauser Schaffermahl in die Simon-Petrus-Kirche einlädt. Pastor Jens Lohse freut sich sehr über dieses Geschenk zum Reformations-Gedenkjahr 2017. Wie beim Original, das eine Woche zuvor in der Oberen Rathaushalle über die Bühne geht, werden auch beim Habenhauser Schaffermahl Spenden gesammelt, für kirchliche, soziale und eben auch kulturelle Zwecke.
Die Mitglieder des neu gegründeten Vokalensembles sind neben Christine Süßmuth der Tenor Jan Hübner, der auch den Bremer Rathschor leitet sowie der Altus Tobias Hechler und der Bass und Kirchenmusiker Fabian Bamberg. Sie freuen sich sehr über die finanzielle Unterstützung durch die Schaffergesellschaft. Ohnehin werden von der Schaffergesellschaft in der Simon-Petrus-Kirche auch Konzerte veranstaltet. Als künstlerischer Leiter fungiert der Cellist Leonard Trommel. Den Cellisten und seine Frau, die Geigerin Wiebke Corßen, kennt Christine Süßmuth von ihrem Studium der Alten Musik her, das sie an der Hochschule für Künste absolvierte. Die gebürtige Baden-Württembergerin, die in Schwachhausen wohnt, studierte zunächst Jura, bevor sie sich zur Sängerin ausbilden ließ.
Naturgemäß ist die Sopranistin, die regelmäßig im Balthasar-Neumann-Chor und im Deutschen Kammerchor unter der Leitung so renommierter Dirigenten wie Thomas Hengelbrock und dem Chefdirigenten der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, Pavo Järvi, singt, bestens in der Alte MusikSzene vernetzt. So ist sie auch Mitbegründerin der „Vereinigung Alter Musik“. Das „Vokalensemble Habenhausen“ gab sein Debüt-Konzert am 29. Januar. Am Sonntag, 12. Februar um 10 Uhr wird es in der Simon-Petrus-Kirche als Teil der Liturgie im Rahmen des von Pastor Jens Lohse geleiteten Gottesdienstes erneut zu erleben sein. „Das Schöne daran ist, dass wir im Wechsel mit der Gemeinde die Genfer Psalter singen“, betont Christine Süßmuth.
Kirchenmusikhistorisch bedeutsam ist die Wiederentdeckung des lange in Vergessenheit geratenen Genfer Psalters, weil er indirekt mit der Reformationsgeschichte verbunden ist. Luther war selbst ein begabter Musiker und Kirchenlieddichter. „Bremen allerdings ging in den 1560er-Jahren vom Luthertum zur reformierten Spielart des Protestantismus über. Der Calvinismus erschien damals als die modernere und demokratischere Konfession. Hier sang man infolgedessen keine Luther-Choräle, sondern biblische Psalmen, wie in den Niederlanden und in der Schweiz“, erläutert Pastor Lohse. Allerdings sei der sogenannte „Genfer Psalter“, auch „Hugenottenpsalter“ genannt, nach 1800 vom Bremer Senat aus dem Verkehr gezogen worden, da man sich am jüdischen, alttestamentlichen Geist der Texte gestört habe. Jens Lohse freut sich jedenfalls sehr über den großen Erfolg der Wiederentdeckung: „Die Gemeinde war begeistert. Obwohl das Repertoire gewiss nicht gerade volkstümlich ist – die vielstimmig gesungenen Psalter klingen wunderschön! Und Qualität hört man immer gern!“, resümiert Pastor Jens Lohse.
Das „Vokalensemble Habenhausen“ ist an den Sonntagen, 12. Februar und 12. März jeweils um 10 Uhr in der Simon-Petrus-Kirche in Habenhausen, Habenhauser Dorfstraße 42, zu erleben. Der Eintritt ist frei.