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CDU will Rückkehr zu klassischen Zeugnissen Noten-Streit lebt wieder auf

An Bremer Grundschulen und in den unteren Oberschul-Jahrgängen sind seit einigen Jahren statt klassischer Zeugnisse schriftliche Lernentwicklungsberichte üblich. Die CDU will das Rad zurückdrehen.
07.01.2018, 18:16 Uhr
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Noten-Streit lebt wieder auf
Von Jürgen Theiner

Bildungsbehörde und CDU-Opposition kommen in der Frage, wie Schulzeugnisse gestaltet sein sollten, weiterhin nicht auf einen Nenner. Das hat eine parlamentarische Anfrage der Christdemokraten an den Senat deutlich gemacht. In ihrer Antwort erklärt die Behörde von Senatorin Claudia Bogedan (SPD) unmissverständlich, dass sie von einer Rückkehr zu klassischen Notenzeugnissen im Primarbereich und für die ersten Jahrgänge der Mittelstufe nichts hält.

In Bremen werden die Leistungen insbesondere der Grundschulkinder seit einigen Jahren in Form sogenannter Lernentwicklungsberichte bewertet. Sie bestehen aus einem Kompetenzraster und einem frei formulierten Erläuterungstext. Diese Bewertungspraxis, so begründet es die CDU in ihrer Anfrage, müsse vor dem Hintergrund des erneut schlechten Abschneidens der Bremer Schüler in der sogenannten IQB-Bildungsvergleichsstudie 2017 selbst einer kritischen Bewertung unterzogen werden. Andere Bundesländer wie etwa Niedersachsen oder die Stadtstaaten Berlin und Hamburg zeigten eine größere Flexibilität in ihrer Benotungspraxis. So könnten etwa die Grundschulen im Bremer Umland eigenständig entscheiden, ob in den Klassen drei und vier Notenzeugnisse oder Lernentwicklungsberichte ausgestellt werden.

CDU: "Annäherung an Bundesniveau nicht zu realisieren"

„Angesichts der wiederholt katastrophalen Ergebnisse in den diversen Ländervergleichen“ müsse man fragen, ob Bremen weiter auf Noten verzichten solle. „Unsere Schulen sehen sich verstärkt mit einer deutlichen Zunahme an Heterogenität innerhalb der Schülerschaft und teilweise erheblichen Defiziten konfrontiert“, heißt es in der CDU-Anfrage weiter. „Ohne ausreichende Vergleichbarkeit und eine dezidierte Leistungsorientierung muss daher davon ausgegangen werden, dass eine mittelfristige Annäherung an ein bundesdurchschnittliches Bildungsniveau nicht zu realisieren sein wird.“

Mit ihrem Vorstoß stehen die Christdemokraten nicht allein. Bereits im November hatte der Bildungsexperte der Bremer Grünen, Matthias Güldner, in einer Bürgerschaftsdebatte laut über eine Rückkehr zu Notenzeugnissen nachgedacht. Die derzeit üblichen Lernstandsberichte verstünden zum Teil „weder die Eltern noch die Schüler“.

Bildungsbehörde verteidigt Lernentwicklungsberichte

Aus Sicht der Bildungsbehörde besteht allerdings kein Anlass für eine Rolle rückwärts. Verbesserungsbedarf bestehe zwar bei der „Vereinheitlichung der Leistungsrückmeldungen im Hinblick auf die Kernfächer Deutsch, Mathematik und Englisch“. Die Akzeptanz der Lernentwicklungsberichte sei jedoch hoch. Keine der 19 Bremer Grundschulen, die bis zur verbindlichen Umstellung noch Noten erteilt hatten, habe bisher einen Antrag auf Rückkehr zum alten System gestellt. Das Haus von Senatorin Bogedan sieht sich auch im Einklang mit der pädagogischen Fachwelt. Namhafte Wissenschaftlicher seien sich einig in ihrer Kritik an der klassischen Notengebung. Diese Form der Leistungsbewertung sei „informationsarm, lediglich scheinbar objektiv und als im Hinblick auf leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler wenig motivierend“, heißt es in der Senatsantwort auf die CDU-Anfrage.

Die Vorteile der Lernentwicklungsberichte gelten nach Einschätzung der Bildungsbehörde auch für Kinder aus Zuwandererfamilien. „Auf dieser Grundlage kann auch Schülerinnen und Schülern mit fremdsprachlichem und/oder ausländischem Hintergrund sowie deren Eltern die Lernentwicklung verständlich und die Förderziele transparent gemacht werden“, argumentieren Claudia Bogedans Fachleute. „Der Eindruck, Noten schüfen über Sprachbarrieren hinweg Transparenz, kann nur vordergründig sein. Kompetenzbezogene Einsichten in Lernstand, Lernentwicklung und Entwicklungspotenziale können nur verbal transportiert werden.“

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