Gurken statt Gardenien, Birnbaum statt Buchsbaum: An vielen Orten in Bremen wird schon auf öffentlichem Grund gegärtnert und geerntet. Beispiele sind die Wallmühle, wo es seit 2018 mit Zucchini und Mangold einen ersten städtischen Versuch zum Thema "Essbare Stadt" gibt, aber auch privat oder von Vereinen initiierte Projekte wie der Gemeinschaftsgarten am Lucie-Flechtmann-Platz, der Internationale Garten Walle, "Quer Beet" in Tenever oder die für das neue Hulsbergviertel geplanten Themengärten. Die rot-grün-rote Koalition will das Thema "Urban Gardening" nun mit einem gemeinsamen Antrag weiter vorantreiben. Bremen brauche ein Gesamtkonzept als "Essbare Stadt", fordern die Fraktionen von Grünen, Linken und der SPD. Auch mit Hilfe schon vorhandener Akteure soll entwickelt werden, wie weitere Flächen, etwa brachliegende Gelände, für den Anbau von Kräutern, Gemüse und Obst genutzt werden können.
"Wir sehen überall in der Stadt viel Potenzial für solche Flächen", sagt Jan Saffe, in der Grünen-Fraktion Sprecher für Sprecher für Ernährung und Landwirtschaft. "Und es verändert den öffentlichen Raum in positiver Hinsicht, er wird lebendiger." Wenn Kinder und Erwachsene selbst Flächen gestalten, fördere das das Gefühl von Gemeinschaft und Verantwortung. "Wir stärken mit Urban Gardening und Urban Farming auch die Biodiversität", sagt Saffe, "was gleichzeitig auch mehr Schutz vor dem Klimawandel bedeutet. In Andernach kann man sehr gut sehen, wie die Umsetzung einer ,Essbaren Stadt' gelingen kann." Dort wird das Konzept seit 2007 umgesetzt, es gibt Wildblumenbeete auf Verkehrsinseln und mehr als 5000 Quadratmeter der Innenstadt werden im Rhythmus der Jahreszeiten mit Obst und Gemüse bepflanzt – das Bürger ernten darf.
Saffe: "Wenn man sein Gemüse selbst sät und erntet, schätzt man es auch ganz anders wert als beim Kauf im Supermarkt." Deshalb, so stellen es sich die Fraktionen vor, soll mit dem Konzept geprüft werden, inwieweit in den Außenbereichen von Schulen und Kitas Gärten angelegt werden können. Besonders "essbar" soll Bremen auch in Stadtteilen wie Tenever, Huchting und Blockdiek werden, in denen viele Menschen auf engem Raum wohnen. Geprüft werden könnte laut dem Antrag auch, welche Gebäude sich für eine vertikale Bepflanzung eignen.
Der Umweltbetrieb Bremen steht dem Thema "Essbare Stadt" aufgeschlossen gegenüber. Schon jetzt würden bei Neupflanzungen zum Beispiel Obst- statt Laubbäumen gewählt, sagt Sprecherin Kerstin Doty. "Dort, wo es sinnvoll ist, machen wir das bereits seit Längerem." Sie verweist auch auf die Kräuter- und Gemüsepflanzungen an der Wallmühle, weitere Flächen seien durchaus vorstellbar. Grundsätzlich müsse in den öffentlichen Parks und Grünanlagen aber auch darauf geachtet werden, dass sie für alle Bremerinnen und Bremer nutzbar blieben. "Wir können nicht einfach überall Hochbeete aufstellen", sagt sie.