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Burglesum Partnerbörse für Behinderte kommt gut an

Lesum. Auch oder gerade für Menschen mit Behinderung ist es nicht einfach, neue Freunde oder einen Partner zu finden. In der Stiftung Friedehorst gibt es dafür die Kontaktbörse - die gut angenommen wird.
24.05.2013, 05:00 Uhr
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Partnerbörse für Behinderte kommt gut an
Von Julia Ladebeck

Lesum. Auch oder gerade für Menschen mit Behinderung ist es nicht einfach, neue Freunde oder einen Partner zu finden. In der Stiftung Friedehorst gibt es dafür die Kontaktbörse "Feuer und Flamme". Edith Brinkmann und Wolfgang Cordes sind das erste Paar, das sich über die Vermittlungsstelle gefunden hat. Jetzt wollen sie heiraten.

Für Edith Brinkmann und Wolfgang Cordes war es Liebe auf den ersten Blick. Schon wenige Monate nachdem sie sich zum ersten Mal getroffen hatten, verlobten sie sich. Gefunden haben sie sich über "Feuer und Flamme". Und das Angebot boomt. In den gut zweieinhalb Jahren seit Gründung der Vermittlungsstelle hat Initiatorin Ute Osterloh Steckbriefe für 125 Teilnehmer angelegt und 20 Paare vermittelt. Darunter sind Menschen aus Bremen, aber auch aus Verden, Celle und sogar Porta Westfalica, die Freunde oder Partner suchen. "Dass das Angebot so einschlagen würde, hatte ich nicht erwartet. Der Bedarf ist riesig", sagt die Organisatorin.

Hintergrund für ihren Einfall waren Erfahrungen, die ihr Besucher des Friedehorster Freizeittreffs geschildert hatten, denn für Menschen mit Behinderung ist es eben auch nicht einfach, Freunde oder Partner zu finden. "Oftmals stecken beispielsweise hinter Kontaktanzeigen im Internet Leute mit zweifelhaften Absichten. Ich wurde oft gefragt: Ute, was machst Du, um jemanden kennenzulernen?" Die Antwort der Erzieherin war simpel: "Ich gehe aus."

Das Angebot an Veranstaltungen für Menschen mit Behinderungen ist allerdings überschaubar, weiß Osterloh. Deshalb organisierte sie für diese Zielgruppe im Herbst 2010 einen ersten Disco-Abend in der "Arena" in Ihlpohl. Zeitgleich entwickelte sie in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Pädagogik und Kollegen ein Konzept für die Kontaktbörse. "Beide Angebote werden toll angenommen", sagt Osterloh. Rund 80 Menschen mit Behinderung feierten bei der ersten Veranstaltung, beim jüngsten Abend im November kamen bereits mehr als 300 Besucher. Der nächste ist für Sonnabend, 8. Juni, geplant.

"Schön ist, dass Besucher aus verschiedenen Einrichtungen kommen. Auch Privatpersonen sind dabei." Das gelte sowohl für die Disco als auch die Kontaktbörse. Um Teilnehmer bei "Feuer und Flamme" zu werden, müssen Interessierte einen Steckbrief ausfüllen und eine Schweigepflichterklärung unterschreiben.

Im Büro von Osterloh nennen die Kontaktsuchenden ihre Daten, Hobbys sowie ihre Freundschafts- oder Partnerschaftswünsche. "Dann machen wir ein Foto und besprechen genau, welche Infos weitergegeben werden dürfen", so Osterloh. Ist alles ausgefüllt, vergleicht sie die Angaben mit denen anderer Teilnehmer. "Mit etwas Glück finde ich jemanden, der passt." Dann schickt sie beiden eine Nachricht. Wenn gegenseitiges Interesse besteht, kann es ein Treffen geben. "Wer möchte, kann sich dazu jemanden zur Unterstützung mitbringen. Es ist wichtig, dass sich die Beteiligten wohl fühlen und sich Zeit nehmen, sich kennenzulernen", betont Osterloh. Alles weitere bleibt Amor überlassen.

Per Steckbrief zum Traumpartner

Dessen Liebespfeil hat im Fall von Edith Brinkmann und Wolfgang Cordes genau getroffen. Seither ist das Paar unzertrennlich. "Ich hatte in der Zeitung von dem Angebot gelesen und gleich am nächsten Tag meinem Betreuer davon erzählt. Der hat einen Termin gemacht", sagt Cordes. Der 48-Jährige lebte damals in Walle. Brinkmann, die in der Neustadt wohnte, erfuhr von Osterloh von der Kontaktbörse. "Sie stellte es im Bodo-Heyne-Haus vor."

In ihrem Steckbrief hatte Brinkmann angegeben, sie wünsche sich einen Nichtraucher. Dass sie nun doch einen Raucher an ihrer Seite hat, ist der 54-Jährigen egal. "Er nimmt Rücksicht und geht immer raus", sagt sie mit einem liebevollen Blick in Richtung ihres Verlobten. Bekannt gemacht hatte Osterloh das Paar ausnahmsweise persönlich. "Statt Steckbriefe zu verschicken, habe ich sie bei der ersten Disco vorgestellt", erinnert sie sich. Um mehr Zeit miteinander verbringen zu können, sind beide inzwischen auf das Friedehorst-Gelände gezogen. Noch in diesem Jahr wollen sie heiraten – in der Holzkirche von Friedehorst. "Die Feier soll im Verwaltungssaal stattfinden", erzählt Cordes.

Von solchen romantischen Plänen ist Vanessa Giesenberg noch entfernt. Aber auch die 28-Jährige hofft, mit "Feuer und Flamme" den Richtigen zu finden. Drei Männer hat sie schon getroffen. "Aber bisher hat es nicht geklappt", sagt sie. Doch sie gibt nicht auf: "Irgendwann finde ich den richtigen Deckel", meint sie lachend. Immerhin hat Ute Osterloh ihr kürzlich die Kontaktdaten eines weiteren Kandidaten gegeben. "Jetzt muss ich mich nur noch trauen, ihn anzurufen." Ehrlichkeit ist Giesenberg besonders wichtig. "Außerdem wünsche ich mir jemanden, der unternehmungslustig ist." Das Aussehen ihres Partners ist der Sportlerin, die auch als Athletensprecherin bei den Special Olympics dabei war, weniger wichtig.

Unter den Teilnehmern sind auch homosexuelle Frauen und Männer. "Etwa 80 Prozent sind auf der Suche nach einem Partner. Die anderen 20 Prozent wollen einfach Freunde finden", erzählt Osterloh.

Feuer und Flamme: Kontaktbörse für Menschen mit Behinderung bei Friedehorst, Rotdornallee 64, Haus 59/61. Geöffnet montags bis freitags von 13 bis 17 Uhr, Telefon 0421/6381479.

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