11.000 Quadratmeter in der Innenstadt, die mit Ausnahme des denkmalgeschützten Sparkassengebäudes in den nächsten Jahren völlig neu bebaut werden: Jetzt gibt es konkrete Entwürfe dafür. Drei Architekturbüros haben am Dienstagabend ihre Ideen vorgestellt, was am Brill gebaut werden könnte. Spektakuläres darunter, wie eine knapp 54 Meter hohe Pyramide. Allen Plänen gemeinsam ist, dass das bislang abgeschottete Areal geöffnet werden soll. Und dass es mit Wohnen, Arbeiten und Einkaufen unterschiedliche Nutzungsformen bekommt.
Die Pyramide ist ein echter Hingucker. Sie steht mit ungeheurer Präsenz an der Ecke Bürgermeister-Smid-Straße/Jakobistraße. "DieHybrid-Pyramide liefert eine neue Dichte – einen super-urbanen Maßstab, der aber noch mit der historischen Skyline kompatibel ist", schreiben die Planer des Architekturbüros Bolles+Wilson aus Münster in ihrer Bewerbung. Dafür sorgten allein schon die Kupfer-Fassade und die Giebel-Form des Gebäudes.
Wohnungen, Fitness, Büros und ein Kino
Der Zusatz Hybrid ist ein Fingerzeig für den bunten Mix von Nutzungen, den das Hochhaus beherbergen soll: Wohnungen jedweder Art, große und kleine, mal frei finanziert, mal öffentlich gefördert. Fitness und Sauna für die Bewohner, denen Gemeinschaftsräume zur Verfügung gestellt werden. Woanders in der Pyramide diverse Büros und ein Kino mit vier Sälen. Im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss gibt es auf insgesamt 4000 Quadratmetern Einzelhandel.
Drei Maßstäbe die Bolles+Wilson nach eigener Darstellung auf dem Areal versammeln will: Ein kleiner mit den Miniblöcken für Wohnen oder Gewerbe an der Ecke am Brill/Hankenstraße. Ein mittlerer mit dem historischen Sparkassengebäude, dessen Hallen zu Märkten fürFeinschmecker umgebaut werden sollen. Und ein großer mit der Pyramide.

Ein weiterer Entwurf des Büros Westphal Architekten.
Das Bremer Architekturbüro Westphal überschreibt seinen Entwurf mit dem Titel "Höfe am Brill". Das Sparkassenareal, diese "kaum durchdringbare Keimzelle in der Stadt", solle mit neuen Wegen und Plätzen wieder an die umliegenden Quartiere angeschlossen werden. In diesem Geflecht könnten sich Einzelhandel, Gastronomie, Kneipen und Dienstleister niederlassen. Drumherum und in der Flucht des Baudenkmals neue Häuser, die unten Gewerbe aufnehmen, oben Wohnungen. Zwei höhere Gebäude entstehen an der Faulenstraße und an der Bürgermeister-Smidt-Straße. In den oberen Geschossen wird mit Appartements geplant.
Viel Platz für eine Tiefgarage
Wie Bolles+Wilson plant auch Westphal mit einer Tiefgarage mit mehreren Hundert Stellplätzen, die sich über die gesamte Fläche unterhalb des Quartiers zieht. Das Bremer Büro wünscht sich eine schmalere Bürgermeister-Smid-Straße, damit mehr Platz für Fuß- und Radweg und Bepflanzung geschaffen werden kann. Außerdem sollte die Straßenbahn künftig vor dem Sparkassen-Altbau halten.

So sieht die Idee des Büros Robertneun für den Brill aus. Hier handelt es sich nur um die Anordnung und noch nicht um die Fassade.
Dritter im Bunde der Bewerber sind die Architekten von Robertneun aus Berlin. Das Büro hat sich für vier Bauteile entschieden und sie nach den Bremer Stadtmusikanten benannt. Der Esel nimmt auf beiden Seiten der historischen Kassenhallen Platz, fünf Ebenen als bauliche Ergänzung des Baudenkmals. Der Hund ist ein Hochhaus an der Ecke Brill/Hankenstraße. Die Katze ein weiterer Hochpunkt an der Ecke zum Ansgaritor. Und der Hahn: er steht in diesem Plan als kleinstes Tier für die Vermittlung zwischen den Bauteilen. Geschehen soll das unter anderem mit einem Kiezplatz und einem Hofgarten.
Der Brill wird bei Robertneun zu einem urbanen Knotenpunkt ausgebaut, mit Aufenthaltsqualität, wie die Stadtplaner immer sagen. Die Bürgermeister-Smid-Straße soll zu einem Boulevard werden und Elemente aufnehmen, die an den Kurfürstendamm in Berlin erinnern.
Jury entscheidet an diesem Mittwoch
Voraussichtlich an diesem Mittwoch wird eine Jury aus Fachleuten entscheiden, nach welchem Entwurf der Architekten weitergearbeitet wird. Es handelt sich dabei um eine Empfehlung, wie am Dienstagabend ausdrücklich betont wurde. Bausenator Joachim Lohse (Grüne) freute sich bei der Veranstaltung über "mutige Entwürfe". Sie zeigten, wie unterschiedlich man das Sparkassen-Areal neu nutzen könne.
Die Sparkasse will im Herbst 2020 aus der Innenstadt an die Universität ziehen. Sie hat ihr 11.000 Quadratmeter großes Grundstück am Brill bereits verkauft. Es ist an die Familie Schapira gegangen, die in Bremen mit der Stadtbibliothek am Wall und einem großen Gebäude im Güterverkehrszentrum bereits zwei Projekte entwickelt hat. Die Schapiras werden am Brill nach Ankündigung der Sparkasse rund 250 Millionen Euro investieren.