Bremen. Hunde sollen in Bremen künftig ungestört spielen und toben können. Die Umweltbehörde will deshalb mehr umzäunte Freilaufflächen schaffen. Seit einem Jahr läuft ein entsprechendes Pilotprojekt in Sebaldsbrück, nahe der Vahr, das nach Aussage des Ressorts nun Schule machen soll. Welche Flächen sich in den übrigen Stadtteilen als Hundewiesen eignen, das sollen jetzt nach dem Willen der Behörde die jeweiligen Beiräte entscheiden. Der Stadtteil-Kurier hat sich umgehört, wie sehr das Thema in Bremens Nordosten bisher diskutiert worden ist.
Schwachhausen gilt nicht unbedingt als Sinnbild für leer stehende öffentliche Flächen. Noch vor einigen Wochen spielte die Behörde mit dem Gedanken, den Spielplatz Schenkendorfstraße mit einer Kita zu überbauen, was schließlich aber wieder verworfen wurde. Das Thema Hundeauslauffläche ist laut Beiratssprecherin Barbara Schneider (Grüne) bislang noch nicht intensiv im Stadtteilparlament diskutiert worden. „Wie wir durch die Suche nach einem Standort für eine Kita wissen, gibt es in Schwachhausen so gut wie keine öffentlichen Flächen mehr“, sagt sie. „Deshalb dürfte es schwierig sein, ein geeignetes Grundstück zu finden.“ Anfragen von Hundehaltern hätten sie zu diesem Thema bislang noch nicht erreicht.
Das bestätigt Ortsamtsleiterin Karin Mathes. Sie betrachtet Schwachhausen ebenfalls als schwieriges Pflaster für ein solches Projekt. „Die einzigen größeren Freiflächen des Stadtteils sind der Bürgerpark, Kleingartenanlagen und der Riensberger Friedhof“, zählt sie auf. „Und diese Flächen kommen nicht infrage.“ Außerdem gebe es bereits eine nahe gelegene Hundefreilauffläche, nämlich Teile der Uniwildnis beim Stadtwaldsee. Der Bereich werde von vielen Schwachhausern mit Hunden genutzt. „Diese Freilauffläche gibt es seit Jahrzehnten – sie wird vom Verein der Freunde der Uniwildnis betreut“, sagt Mathes.
Jürgen Reinhardt weiß um dieses Bild der Uniwildnis in der Öffentlichkeit. Er sieht die Entwicklung allerdings mit Sorge. Der Vorsitzende des Vereins Freunde der Uniwildnis betont, dass es den Vereinsmitgliedern vorrangig um den Erhalt der Natur gehe. „Viele unserer Mitglieder haben Hunde und gehen in der Uniwildnis mit ihnen spazieren“, sagt er. Dass daraus durch Mundpropaganda ein frei zugänglicher Hundeauslaufplatz gemacht worden sei, betrachtet er mit gemischten Gefühlen. „Wir haben nie eine offizielle Einladung an Hundebesitzer ausgesprochen, und im Übrigen gilt die Anleinpflicht während der Brut- und Setzzeit in der Uniwildnis genauso wie überall“, betont er. „Aber solange sich Menschen und Hunde entsprechend verhalten, dulden wir diese Besuche.“
Die Zahl der Hunde in der Uniwildnis steige allerdings zusehends – mangels fehlender alternativer Gebiete. Deshalb begrüßt er das Ziel des Ressorts, mehr Freilaufflächen zu schaffen. Wer die 18 Hektar große Uniwildnis regelmäßig mit seinem Hund besucht, der möge sich zu einer Mitgliedschaft im Verein entschließen – und auf diese Weise etwas zur Pflege des Gebiets beitragen, wünscht sich Reinhardt.
Aus dem Beirat Horn-Lehe ist bereits vor zwei Jahren ein Prüfauftrag an die Behörde gegangen, um zu klären, wo im Stadtteil eine Hundeauslauffläche entstehen könnte, sagt Ortsamtsleiterin Inga Köstner. Die Notwendigkeit hierfür habe der Beirat in der Vergangenheit immer gesehen. Beiratssprecher Stefan Quaß (CDU) erinnert in diesem Zusammenhang auch an eine Bürgerbeteiligungs-Aktion im Jahr 2012. Damals habe der Beirat die Bevölkerung dazu aufgerufen, beim Ortsamt Vorschläge für Auslauf-Areale einzureichen. „Die Resonanz war jedoch ziemlich verhalten“, berichtet er. „Die Suche nach geeigneten Flächen im Stadtteil gestaltete sich meiner Erinnerung nach unter anderem deshalb schwierig, weil das Umweltressort bei der Frage, welche Voraussetzungen für die Eignung einer Fläche gegeben sein müssen, keine präzisen Vorgaben gemacht hatte.“
Somit habe sich im Umweltausschuss eine Diskussion darüber entzündet, ob Hundeflächen grundsätzlich eingezäunt sein müssen, oder ob eine natürliche Begrenzung ausreiche. „Im Ausschuss erschien uns damals die Fläche zwischen der Achterstraße und Auf den Hornstücken als geeignet“, erzählt der Sprecher. Dort befindet sich inzwischen allerdings die Zufahrt für die Hansewasser-Baustelle am Pumpwerk. „Wenn die Arbeiten an den Überlaufbecken erledigt sind und die Fuß- und Radwegverbindung zwischen Riensberg und Riensberger Straße endlich hergestellt worden ist, könnte bei entsprechender öffentlicher Akzeptanz in diesem Bereich vielleicht eine Hundeauslauffläche entstehen“, sagt Quaß.
Auch der Beirat Oberneuland hat laut Ortsamtsleiter Jens Knudtsen vor mehr als einem Jahr eine Anfrage an die Behörde geschickt: Gefragt wurde, ob eine Hundefläche neben dem Tunneltrog an der Franz-Schütte-Allee denkbar wäre. Derzeit allerdings werde dieses Gelände für Fahrzeuge genutzt, die zum Bau des Wendekreises benötigt werden, erklärt er.
In der vergangenen Legislaturperiode hat sich der Beirat Oberneuland „ziemlich eingehend mit Hundeauslaufflächen befasst“, berichtet Sprecherin Tamina Kreyenhop (CDU). Das Thema sei zunächst insbesondere von Landwirten und Förstern im Stadtteil angesprochen worden. Diese machten sich für Hundeflächen stark, weil sie vermehrt gerissene Rehe auf ihren Flächen entdeckt hätten. „Es gibt in unserem Stadtteil sowohl Befürworter als auch Gegner des Konzeptes“, sagt Kreyenhop. „Die Bürger sind genauso uneinig wie der Beirat in der Frage, ob es sinnvoll ist, spezielle Hundeauslaufflächen zu haben.“
Das Gebiet neben der Tunneleinfahrt sei wegen unübersichtlicher Ein- und Ausfahrten sowie begrenzter Parkflächen von der Verwaltung seinerzeit als Hundefläche kritisch gesehen worden. „Auch die Anwohner waren über die genannte Fläche nicht glücklich.“ Seitdem ruhe das Thema. Man werde in Kürze darüber beraten, „ob wir das Thema nochmals anschneiden wollen“.
In Borgfeld würden sich einige Hundebesitzer über eine Auslauffläche freuen, sagt Beiratssprecher Karl-Heinz Bramsiepe (CDU). „Es müsste eine Fläche sein, auf der Hunde ungestört und ohne Beeinträchtigung spielen und herumtollen dürften und das vor allem ohne Gefahr für sich und andere“, betont er. „Der Knackpunkt dürfte die Ausweisung einer solchen Fläche sein, die ja sowohl von den Nutzern als auch von Anwohnern akzeptiert werden müsste.“
Der Borgfelder Beirat habe sich bislang nicht intensiv mit Hundeauslaufflächen befasst – Bramsiepe wolle allerdings anregen. „Klar ist aber, dass der Ausweisung einer Hundeauslauffläche in jedem Fall eine eingehende Beratung mit Beteiligten vorausgehen müsste, damit eine im Ortsteil akzeptierte Lösung zustande kommt.“