Ein großes Schulgebäude der Wilhelm-Focke-Oberschule in Horn-Lehe musste ad hoc gesperrt werden, weil die Dachkonstruktion des Gebäudes als einsturzgefährdet gilt. Das teilt die Bildungsbehörde mit. Betroffen ist ein Gebäudekomplex, der unter anderem die Mensa für 330 Kinder beherbergt. Die Statikprobleme beim Dach fielen bei einer Untersuchung durch den städtischen Eigenbetrieb Immobilien Bremen (IB) am Mittwoch vergangener Woche auf. IB ordnete die sofortige Sperrung an.
Grund für die Probleme sind laut Behörde die beim Bau verwendeten Leimbinder aus den 60er-Jahren, die „von mangelhafter Qualität“ seien. Laut einem Gutachten kann die Tragfähigkeit des Mensa-Komplexes „nicht mehr als gegeben angesehen werden“, heißt es von der Behörde.
Mittagessen im Notzelt
In dem betroffenen Gebäude sind die Mensa, die Aula und die Bibliothek untergebracht. Das stellt die Schule vor akute Probleme, insbesondere mit Blick auf die Mittagessen-Versorgung der Kinder. In einer „Hauruck-Aktion zusammen mit der Schulleitung“ habe das Bildungsressort sicher gestellt, dass der Ganztagsbetrieb aufrechterhalten werden könne, sagt Behördensprecherin Patricia Brandt. In dieser Woche bekommen die Kinder Lunchpakete zu einem vergünstigten Preis.
Zunächst soll ein Notzelt für den Mensabetrieb aufgebaut werden. Bis zum 19. Februar soll das Essen in den Pavillons der Schule und in dem Notzelt ausgegeben werden. Dann soll ein beheizbares Zelt mit festen Wänden kommen und als Mensa dienen.
Unterricht findet regulär statt
Der Unterricht an der Schule kann laut Behörde wie gewohnt stattfinden. Die benachbarte Marie-Curie-Grundschule stellt unterstützend Räume zur Verfügung. Zudem werde derzeit „mit Hochdruck daran gearbeitet“, wie der Wegfall des Gebäudes mit Übergangslösungen kompensiert werden könne, so die Behördensprecherin. Geprüft werde zum Beispiel, ob die Oberschule auch Räume eines nahe gelegenen Freizi-Gebäudes oder andere Räume im Stadtteil nutzen könne.
„Die Schule ist sehr bemüht, Übergangslösungen zu finden“, sagt Monica von Thaden, Schulelternsprecherin der Wilhelm-Focke-Oberschule. Ihr zufolge ist die Situation „unzufriedenstellend“. Dass es so kommen könnte, habe sich durch den allgemeinen Sanierungsstau an Schulgebäuden schon abgezeichnet. Die Turnhalle sei aufgrund der Statikprobleme seit Ende November gesperrt. Dadurch sei auch deutlich geworden: „Ein Neubau muss so schnell wie möglich her.“
Zentralelternbeirat ist verärgert
Als ärgerlich bezeichnet Pierre Hansen vom Vorstand des Zentralelternbeirats die Teilsperrung des Schulgebäudes. „Letztlich kann man aber froh sein, dass nichts passiert ist“, so Hansen. Der Elternbeirat habe nun die Aufgabe zu schauen, dass die Schüler durch das Provisorium möglichst wenig beeinträchtigt würden.
Derzeit laufen weitere Untersuchungen, um das Ausmaß des Schadens festzustellen. IB will laut Behörde Ende März einen Ausblick geben, inwiefern das Mensa-Gebäude sanierbar ist. An der Wilhelm-Focke-Oberschule ist seit September auch die Sporthalle wegen baulicher Mängel gesperrt. Bei der Halle wurden innerhalb statischer Untersuchungen Risse im Dachtragwerk entdeckt. IB zufolge gehört die Halle im Grunde zum gleichen Gebäudekomplex wie die Mensa, auch die Dächer seien nach dem gleichen Prinzip konstruiert.
Risse habe man aber zunächst nur in der Sporthalle entdeckt, heißt es von der Behörde. Im nächsten Schritt habe man alle Dachtragewerke des Gebäudes untersucht, dabei wurden auch Materialproben entnommen. Unter anderem ging es dabei um den Holzleim und die Qualität des Holzes.
Schon lange ist bekannt, dass sich an Bremens Schulen ein enormer Sanierungsstau aufgebaut hat. 2021 musste in der Stadt schon einmal ein komplettes Schulgebäude wegen baulicher Mängel kurzfristig gesperrt werden. Das Gebäude der Grundschule am Alten Postweg in Hemelingen war so baufällig, dass die dortige Schule geschlossen und eine Notbetreuung für die Kinder eingerichtet werden musste. Damals zog fast die komplette Schule übergangsweise in ein Büro-Gebäude nach Hastedt – und später in Container. Der Hemelinger Beirat hatte zuvor seit Jahren auf den maroden Zustand des Schulgebäudes am Alten Postweg hingewiesen. Inzwischen ist der Altbau abgerissen, es soll ein neues Gebäude entstehen.