Bevor eine Deputation sich mit einem Senatsbeschluss beschäftigen kann, muss der Senat ihn fassen. Passiert das nur einige Stunden vor der Deputationssitzung, kann es schon mal eng werden mit der Vorbereitung der Deputierten aufs Thema. Zu eng befand am Dienstagnachmittag die städtische Sportdeputation. Eigentlich sollte ihnen Henry Peukert, Chef der Bremer Bäder, das neue Bäderkonzept 2035 vorstellen, das just am Vormittag durch den Senat gegangen war. Doch die FDP beantragte Vertagung und fand dafür neben der CDU diesmal auch die Unterstützung von Grünen und Linkspartei.
Dabei hatte sich Letztere immerhin schon so weit damit befasst, dass sie noch vor der Sitzung eine Presseerklärung herausgab. Tenor: Das Konzept sei überhaupt noch nicht spruchreif. Da müsse noch richtig viel nachgeliefert werden. Insbesondere monierte die Linkspartei, dass es künftiger weniger Wasserflächen geben soll. Die von der FDP beantragte Verschiebung war den Koalitionären offenbar gar nicht unrecht.
Weniger Wasserflächen sind allerdings nur ein Aspekt des nun nicht vorgestellten Konzepts, das die zuletzt 2014 beschlossene Bäderplanung ersetzen soll. Es geht auf eine umfangreiche externe Analyse der „Prof. Franke und Gussenberg GmbH" zurück, die als externen Berater die Bremer Bäderlandschaft untersucht hat. Entwickelt werden verschiedene Szenarien, wie mit dem Sanierungsbedarf in nahezu allen Bädern künftig umzugehen ist. Entschieden hat sich das Innenressort und nun auch der Senat auf eine als "Fokussieren" bezeichnete Variante, die als strategische Neuausrichtung bezeichnet wird.
Abriss und Neubau statt Sanierungen
Die Kernidee: Abriss statt Sanierung und Neubau, wo immer er machbar ist. Veraltete Bäder mit unverhältnismäßig hohem Betriebsaufwand durch übermäßige Wasserflächen oder ineffiziente Anlagen sind demnach nicht mehr zu retten. Eine "Modernisierung und Neugestaltung des Bäderportfolios" werde angestrebt. Zugleich werden die Bäder als Bestandteil der Grund- und Daseinsversorgung angesehen. In der Praxis heißt das, Konzentration auf die Bedarfe der Vereine sowie des Schulschwimmens. Sie sollen zusammen rund 70 Prozent der künftigen Nutzungszeiten erhalten und neue Bäder nach ihren Bedürfnissen ausgerichtet werden. Für private Sport- und Freizeitschwimmer verbleiben 20 Prozent der Kapazitäten. Neue Saunen, Wellness- und Freizeitbäder sind demnach nicht zu erwarten.
Die von den Linken kritisierten reduzierten Wasserflächen betreffen das im kommenden Jahr ohnehin schließende Unibad, das erst kürzlich für die Öffentlichkeit geöffnete Hansewasser-Hallenbad beim Stadionbad, sowie eine Überlegung zum Blumenthaler Freibad. Dies könnte demnach zur Disposition stehen, wenn das Freizeitbad Vegesack dann dereinst durch den Neubau eines einfachen Kombibads ersetzt wurde, sodass dort wieder ein Freibad Badegäste empfangen kann. Konkrete Beschlüsse dazu sind mit der Verabschiedung des Bäderkonzepts durch den Senat aber nicht verbunden.
Hintergrund aller Überlegungen sind die Finanzen: Seit Jahren steigt der Zuschussbedarf der Bäder. Bis 2035 sind jetzt 21 Millionen jährlich prognostiziert, was große Teile des Sportetats bindet. Als Ziel sind rund 13 Millionen jährlicher Betriebskostenzuschuss vorgesehen, der mit einer runderneuerten, aufs Wesentliche reduzierten Bäderlandschaft erreichbar sein soll. Allerdings werden die Investitionen dafür mit zusätzlichen 22 Millionen Euro pro Jahr bis 2035 veranschlagt. Wie diese Summen aufgebracht werden, steht nicht im Bäderkonzept.