Insgesamt zehn Kleinstparteien sind für die Bürgerschaftswahl in Bremen und Bremerhaven angetreten. Das endgültige Endergebnis steht erst für Donnerstag aus, doch es zeichnen sich Tendenzen ab. Die Splittergruppen haben den Zwischenergebnissen zufolge insgesamt einen relativ hohen Stimmenanteil hinter sich vereint: Die "Sonstigen" kommen in Bremen auf zusammen 7,6 Prozent (2019 waren es 6,9 Prozent). In Bremerhaven sind mit 2,4 Prozent deutlich weniger Stimmen an die Kleinstparteien gegangen, 2019 waren es laut dem Statistischen Landesamt 4,6 Prozent.
In Bremen erhielt Volt mit Abstand die meisten Stimmen: 2,5 Prozent. Dahinter folgen Die Tierschutzpartei mit 1,2 Prozent und Die Partei mit 1,1 Prozent. Eine Null vor dem Komma hat die Basis mit 0,9 Prozent, Mera 25 mit 0,8 Prozent, GFA mit 0,5 Prozent, die ÖDP mit 0,3 Prozent, die MLPD mit 0,2 Prozent und Die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung mit 0,1 Prozent. In Bremerhaven waren als einzige Kleinstparteien die Piratenpartei und die ÖDP angetreten. Bereits Montagnachmittag lag das Endergebnis mit 1,3 Prozent für die Piraten und 1,1 Prozent für die ÖDP fest.
"Die Wahlbezirke werden nacheinander in zufälliger Reihenfolge ausgezählt", sagt Evelyn Irrsack vom Statistischen Landesamt. "Jede einzelne Stimme ist, sobald ein Wahlbezirk abgeschlossen wurde, im System erfasst und wird in unserer Präsentation auch ausgewiesen." Da dies zu Beginn sehr wenige seien, würden zunächst auf Basis der ausgezählten Stimmen und dem Stimmverhalten in den entsprechenden Wahlbezirken der vorherigen Wahl Hochrechnungen erstellt. Dabei werden die kleineren Parteien zur Kategorie "Sonstige" zusammengefasst. "Denn die Datenmengen sind so gering, dass auf ihrer Grundlage keine Schätzung zu den Kleinstparteien erfolgen kann", erläutert Irrsack.
Volt will bei nächster Bürgerschaftswahl auch in Beiräten und Bremerhaven antreten
Dass die Volt-Partei mit etwa 2,5 Prozent mit Abstand die meisten Stimmen unter den Sonstigen hat, daran werde sich voraussichtlich nicht mehr viel ändern – "höchstens im Nachkommabereich kann sich noch etwas tun", so Irrsack. Weil die Wahlbezirke zufällig ausgezählt werden, sei es theoretisch möglich, dass eine Kleinstpartei in einem Stadtbezirk besonders viele Stimmen erhält und sich dadurch das Gesamtergebnis leicht verschiebe.

Viel Rückhalt aus der Nachbarschaft: Volt-Spitzenkandidatin Lotta von Bötticher bei der Stimmzettelabgabe am Sonntag in ihrem Wahlbezirk.
Bei Volt hat sich etwa die Prozentzahl von 3,8 in der östlichen Vorstadt positiv auf den Gesamtstimmenanteil ausgewirkt: "Wir sind mit dem Ergebnis total glücklich. Das ist toll, dafür, dass wir das erste Mal angetreten sind", sagt Lotta von Bötticher. Laut der Spitzenkandidatin hebe sich Volt durch die Herangehensweise von den anderen Parteien ab: "Wir wollen Dinge positiv gestalten, sind pragmatisch und lösungsorientiert." Dieses Wahlergebnis sei "ein Blick in die Zukunft". Durch persönliche Gespräche wisse sie, dass der Zuspruch noch größer sei. Die Mitgliederzahl von Volt sei durch den Wahlkampf von 30 auf 40 gestiegen. Volt bereite sich nun auf die Europawahl 2024 vor und plane, bei der nächsten Bürgerschaftswahl auch in den Beiräten und in Bremerhaven anzutreten.
Mera 25 möchte die Arbeit ebenfalls fortsetzen: "Wir freuen uns darauf, unsere Partei und die inspirierende Bewegung, die wir geschaffen haben, weiterzuentwickeln. Wir werden die nötige Transformation für Bremen, Deutschland und Europa vorantreiben", sagt Jan Genin, Sprecher und Kandidat von Mera 25 Bremen. Die Partei Die Basis will "das Thema direkte Demokratie weiter in die Öffentlichkeit tragen", so der Landesvorsitzende Hubert Sturm. Fest stehe bereits die Teilnahme an der Europawahl 2024.