Kinder und Jugendliche im Land Bremen sollen auch in den kommenden Jahren die sogenannte Freikarte nutzen können. Dieses Ziel hat die SPD-Bürgerschaftsfraktion auf ihrer Klausurtagung in Hamburg ausgegeben. Die notwendigen Mittel – 2024 waren es rund 5,6 Millionen Euro – sollen nach dem Willen der Sozialdemokraten im Haushalt 2026/27 verankert werden. "Für uns ist klar: Die Freikarte ist gekommen, um zu bleiben", unterstreicht Fraktionschef Mustafa Güngör dem WESER-KURIER. Die Freikarte ist eine Guthabenkarte, die das Land Bremen allen Unter-18-Jährigen mit Wohnsitz in Bremen oder Bremerhaven schenkt. Sie wird jährlich neu mit 60 Euro aufgeladen. Dieses Guthaben kann in einer ganzen Reihe von Freizeiteinrichtungen, aber beispielsweise auch auf Volksfesten wie bei dem Freimarkt eingelöst werden. Eingeführt wurde die Freikarte im Herbst 2022. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) bezeichnete sie damals auch als Belohnung für die nachwachsende Generation, die in der Zeit der Pandemie großen Belastungen ausgesetzt gewesen sei.
Mit ihrer Forderung nach einer Bestandsgarantie für die Freikarte schlägt die SPD jetzt einen Pflock ein, um den es noch Streit geben könnte. Das Aufstellungsverfahren für den Bremer Haushalt 2026/27 läuft gerade, und Finanzsenator Björn Fecker (Grüne) hat nichts zu verschenken. Die aktuelle Steuerschätzung für die kommenden Jahre signalisiert Einnahmeverluste im Landeshaushalt. Aus ihm wird das Projekt bezahlt. Bereits im Sommer vergangenen Jahres, als in der rot-grün-roten Koalition um Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung gerungen wurde, hatten die Grünen ihre Skepsis gegenüber einer Fortführung der Freikarte zum Ausdruck gebracht. Und an dieser Haltung hat sich zwischenzeitlich nichts geändert. Fraktionsvorsitzende Henrike Müller sagt: "Ich wüsste nicht, wo dieses Geld herkommen soll."
Immerhin weiß man, wo es in der Vergangenheit hingegangen ist. Knapp 4,9 Millionen Euro kostete Bremen die Freikarte 2024. Mit Abstand am häufigsten wurde das 60-Euro-Guthaben auf dem Freimarkt und anderen Volksfesten wie Osterwiese, Vegesacker Markt und Weihnachtsmarkt eingelöst. Rund 1,7 Millionen Euro entfallen auf diese Nutzungsrubrik. Auf den weiteren Plätzen folgen Kino (1,2 Millionen), Indoor-Spielparks wie Coolisse am Weserpark oder Jump House in der Waterfront (980.000 Euro), Sportangebote (Bäder, Eisbahn, Sportgarten, insgesamt 510.000 Euro) und "Wissen erleben" mit 390.000 Euro. Hierunter sind Angebote wie Universum, Botanika oder der Zoo am Meer in Bremerhaven zusammengefasst. Weit abgeschlagen dann der Kultursektor: Ganze 51.000 Euro gaben Freikarte-Inhaber im Theater Bremen, in der Glocke, auf der Seebühne oder im Metropol-Theater aus.
Die Sozialdemokraten untermauern ihre Forderung nach einer Fortsetzung der Freikarte mit einer von ihnen in Auftrag gegebenen Umfrage. 1000 Personen in Bremen und Bremerhaven wurden kürzlich vom Institut Pollytix nach ihrer Haltung zu dem Sozialprojekt befragt. 78 Prozent war es zumindest vom Namen her bekannt. 85 Prozent bewerteten die Freikarte in der Erhebung als "eher gute" oder sogar "sehr gute" Idee. Das Institut ermittelte auch die Parteipräferenzen der Befragten. Demnach gaben zum Beispiel 95 Prozent der Personen mit SPD-Neigung eine positive Bewertung zu Protokoll. Sogar 73 Prozent der CDU-Wähler urteilten in diesem Sinne. Hintergrund hier: In der politischen Debatte hatte sich die CDU bisher stets kritisch zur Freikarte positioniert.
Auf die Frage, ob es die Freikarte auch in Zukunft geben solle, antworteten 78 Prozent mit ja. 19 Prozent votierten mit nein (Rest: weiß nicht / keine Angabe). Bei Anhängern von SPD, Grünen und Linken war die Zustimmung mit 89, 91 beziehungsweise 95 Prozent besonders ausgeprägt. Auch CDU-Wähler befürworteten zu gut zwei Dritteln die Fortführung der Freikarte. Unter AfD-Anhängern waren es 69 Prozent.
Aus Sicht des SPD-Fraktionsvorsitzenden untermauert die Umfrage den "großen Erfolg" der Freikarte. Sie ermögliche Kindern und Jugendlichen Teilhabe, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern und könne damit "in ihrer sozialpolitischen Bedeutung nicht überschätzt werden".