Das Interesse an einer Tätigkeit in der Kindertagespflege ist offenbar groß. Das hat sich am Mittwoch bei einer Pilotveranstaltung der Bildungsbehörde in Vegesack gezeigt. Das Haus von Senatorin Sascha Aulepp (SPD) ist bemüht, Zweitkräfte für die Arbeit in Kita-Gruppen zu rekrutieren. Sie sollen die Erzieherinnen unterstützen und so dabei helfen, den Personalmangel in den Tagesstätten etwas aufzufangen und die Einrichtung zusätzlicher Gruppen zu ermöglichen.
Für die Informationsveranstaltung im Vegesacker Stadthausm war in Bremen-Nord intensiv geworben worden, unter anderem durch Quartiersmanager, Beschäftigungsträger und das Jobcenter. Auf mehr als 20 bis 30 Besucher hatte das Bildungsressort jedoch nicht gehofft. Tatsächlich fanden sich aber rund 140 – überwiegend weibliche – Interessenten ein, die Näheres über eine Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson erfahren wollten. Der Saal war fast überfüllt.
Bärbel Bergmann von „Pflegekinder in Bremen“ (PiB) und Katja Ohlenbusch vom Paritätischen Bildungswerk informierten über die beruflichen Perspektiven und stellten die Schulungsplanungen vor. Geplant ist, in einem ersten Kurs Tagespflegepersonen auszubilden, die zu Beginn des kommenden Kita-Jahres ihre Tätigkeit aufnehmen könnten. Sie sollen eine Pflegeerlaubnis erhalten und damit sowohl selbstständig zum Beispiel in der eigenen Wohnung als auch als Zweitkraft in Kindertagesbetreuungseinrichtungen arbeiten können. Damit bietet sich auch die Perspektive einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung.
Sascha Aulepp zeigte sich "überwältigt von dem Riesenerfolg, den unsere Kampagne für mehr Kindertagespflegepersonen hier gezeigt hat". Die Resonanz auf die Einladung habe ihre Erwartungen bei Weitem übertroffen. Die Bildungssenatorin kündigte an: "Wir starten jetzt mindestens zwei Kurse mit je 15 Personen, dann können ab dem Herbst 150 Kinder mehr im Bremer Norden betreut werden." Weitere Kurse sollten kurzfristig eingerichtet werden. Sie hoffe, dass das Interesse in anderen Stadtbezirken ähnlich groß sein werde, sagte Aulepp. Dann könnten stadtweit bis zu 1000 Kinder zusätzlich betreut werden.
Das Vorhaben, Tageseltern als Zweitkraft in Kitas einstellen, ist nicht unumstritten. Gewerkschaften und Berufsverbände hatten gegen Aulepps Pläne mobil gemacht, als sie im Sommer vergangenen Jahres bekannt wurden. Die Verbände befürchten nicht zuletzt eine Dequalifizierung der Erziehungsberufe und sinkende Betreuungsstandards.