Noch vor einer Woche hatte es den Anschein, dass Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt der nächste Coup glücken könnte. Nach dem Freimarkt sollte auch der Weihnachtsmarkt zeigen: In Bremen ist wieder Normalität möglich. Das kleinste Bundesland als ein Hort der Freiheit, das Schausteller und Besucher zufriedenstellt. Nur wenige Tage später ist die Großzügigkeit wie weggefegt. Das Thema ist zu einem Durcheinander aus Ankündigungen, Forderungen und Vorwürfen geworden. Gastronomen und Schausteller, Senat und Wirtschaftsbehörde, Gegner und Befürworter – sie alle mischen mit. Natürlich muss man Verständnis dafür haben, dass die Corona-Lage schwierige, kurzfristige Entscheidungen erfordert. Dennoch: Das Weihnachtsmarkt-Chaos wäre durch bessere Kommunikation vermeidbar gewesen.
Die Wirtschaftsbehörde verwies noch Anfang dieser Woche auf ihr Konzept für den Weihnachtsmarkt. Von einer Verschärfung der Regeln, unabhängig von der Warnstufe, war keine Rede. Parallel zu diesen Beteuerungen wurde im Hintergrund offensichtlich bereits Gegenteiliges ausgearbeitet. Die Schausteller ärgern sich zu Recht über dieses Spiel mit verdeckten Karten. Das Problem sind nicht die Auflagen, die doch gelten sollen. Problematisch ist deren Entstehung. Durchaus möglich, dass die Behörden intern einer klaren Strategie gefolgt sind. In der Öffentlichkeit bleibt als Eindruck vor allem Inkonsequenz hängen. Warum hat sich das Wirtschaftsressort so sehr an die Warnstufe geklammert, um sie dann doch zu ignorieren? Warum hat der Senat eine 3G- oder 2G-Regel öffentlich erst einen Tag vor der Veröffentlichung ins Spiel gebracht?
Ja, die Corona-Lage entwickelt sich schnell, aber nicht so unvorhersehbar, dass eine derartige Kehrtwende erklärbar wäre. Vermutlich würde das Umschwenken auch nicht so widersprüchlich wirken, wenn es entsprechend vorbereitet worden wäre. Frühzeitige Verweise auf die Optionen B und C unter den Umständen X und Y hätten dem Chaos entgegengewirkt. Ob diese Optionen nicht diskutiert oder nur nicht kommuniziert worden sind, ist letztlich egal – das Ergebnis bleibt das gleiche.