Es sei die richtige Zeit für Floskeln, befand Susanne Keuneke. Die Vorsitzende des Bremer Verbands der Schausteller und Marktkaufleute sparte dann am Donnerstagabend im Gespräch mit dem WESER-KURIER auch nicht mit Phrasen. "Glücklich ist anders" und "Besser als nichts" waren nur zwei davon. Vorausgegangen war ein Gespräch mit der Wirtschaftsbehörde, bei dem die am Mittwoch verkündeten Corona-Auflagen für den Bremer Weihnachtsmarkt nachverhandelt worden waren. Das Ergebnis: "Wir werden uns mit der 3G-Regel anfreunden müssen", sagte Keuneke.
Ohnehin sei zu erwarten, dass diese Regel bald in fast allen gesellschaftlichen Bereichen gelten werde. Über mögliche weitere Regel-Verschärfungen sei nicht gesprochen worden. Keuneke zufolge konnten die Schausteller in der Nachverhandlung zumindest einen Punktgewinn verbuchen. So habe man sich darauf geeinigt, dass Kunden an den Imbiss- und Schankbuden auch ohne Bändchen bedient werden können, sofern sie dort ihr Zertifikat vorzeigen. Die Wirtschaftsbehörde war für eine Bestätigung dieser Aussage am Donnerstag nicht mehr erreichbar.
Keuneke sieht eine 3G-Kontrolle durch die Budeninhaber nicht als großen Mehraufwand. Anders hatte sich zuvor die Bremer Gastro-Gemeinschaft positioniert. In einer Mitteilung kritisierte die BGG vor allem, "dass die Last der Kontrollen erneut allein bei den Betrieben liegen soll." Die Gastronomen sehen stattdessen die Ordnungsbehörden in der Pflicht. Diese sollten stichprobenartige 3G-Kontrollen durchführen und bei Verstößen Bußgelder verhängen. Alles andere sei eine Ungleichbehandlung – beispielsweise im Vergleich zum ÖPNV, für den derartige Stichproben ebenfalls im Gespräch sind. "Zur Not müssen Ordnungsamt und oder Polizei personell aufstocken", sagte BGG-Geschäftsführer Thorsten Lieder.
Mehr Aufwand für das Ordnungsamt
Ob eine Aufstockung beim Ordnungsamt notwendig wäre, um diese Kontrollen durchzuführen, lässt die Innenbehörde offen. Eine Sprecherin verweist allerdings auf die zahlreichen Einsatzgebiete, in denen die Behörde bereits coronabedingt tätig sei – zum Beispiel in der Überwachung der Quarantäne. Über Kontrollbedarfe tausche sich das Ressort wöchentlich mit Polizei und Ordnungsamt aus. Die Polizei Bremen hat bereits angekündigt, auf dem Weihnachtsmarkt präsent zu sein. Dabei bezieht sie sich allerdings vor allem auf Taschendiebstähle.
Grundsätzlich, so die BGG, sei es Zeit, auf mehr Eigenverantwortung der Besucher zu setzen. Die Vertreter äußern Unverständnis darüber, warum der Senat von seiner "gut entwickelten Corona-Verordnung" abgerückt sei. "Was jetzt angekündigt wurde, ist nicht das, was noch vor Kurzem besprochen wurde", hatte auch Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Bremer Schaustellerverbandes, am Donnerstagmorgen bemängelt. Susanne Keuneke beteuerte zwar, dass sie glücklich über das Stattfinden des Weihnachtsmarktes sei. Sie äußerte aber auch erneut Unverständnis über das ihrer Ansicht nach plötzliche Umschwenken der Behörde. Keuneke deutete an, dass es innerhalb des Senats unterschiedliche Ansichten zum Regelwerk auf dem Weihnachtsmarkt gegeben habe.