Bei Rudi Robrahn und Susanne Keuneke stoßen die geplanten Auflagen für den Weihnachtsmarkt in Bremen auf Protest. Der Vorsitzende des Schaustellerverbandes des Landes Bremen und die Vorsitzende des Bremer Verbands der Schausteller und Marktkaufleute halten die 3G-Regeln für praxisfern und für zu streng, angesichts der aktuellen Lage in Bremen.
"Generell kann ich nachvollziehen, dass es einen Plan B gibt. Das ist vernünftig", sagt Rudi Robrahn. "Man muss vorbereitet sein, damit die Weihnachtsmarkt-Beschicker wissen, was auf sie zukommt, und man sollte sich auch nicht auf den guten Corona-Werten ausruhen, die wir gerade haben. Aber man kann den Markt nicht mit Auflagen beginnen, solange wir in Bremen Warnstufe null haben. Das kann sich von heute auf morgen ändern, aber solange die Stufe null gilt, sollte es auch laufen, wie die Stufe es vorgibt – ohne Auflagen. Alles andere ist ungerecht gegenüber den anderen Gastronomen. Man muss die Kirche im Dorf lassen."
Das unterstützt Susanne Keuneke vom Bremer Verband der Schausteller und Marktkaufleute. "Es ist ein Punkt gekommen, an dem wir gut aufeinander aufpassen müssen, auch auf dem Weihnachtsmarkt. Aber es kann nicht sein, dass sich der Gast bei den Schaustellern nicht als jemand legitimieren kann, der umsichtig und genesen, geimpft oder getestet ist."
Mit einer Maskenpflicht könne man leben, so Rudi Robrahn weiter – sofern das nicht für die Betreiberinnen und Betreiber gelte. "Wenn ich in einem Imbissbetrieb hinter Plexiglas stehe und den ganzen Tag eine Maske tragen, sind das schon sehr erschwerte Arbeitsbedingungen." Aber vor allem sei es nicht einzusehen, dass man sich in Restaurants ohne Auflagen aufhalten könne, auf dem Weihnachtsmarkt aber 3G-Regeln gelten sollten, "obwohl der Weihnachtsmarkt zu 95 Prozent an der frischen Luft stattfindet. Für mich sind die Auflagen ein bisschen entfernt von der Realität." Wenn die Corona-Lage gewisse Freiheiten zulasse, sei nicht einzusehen, dass sie künstlich eingeschränkt werden sollten. "Es macht keinen Sinn, etwas zu machen, nur um zu sagen: Wir haben etwas gemacht. Das ist mir zu wenig."
Sorgen, dass sich die Kundschaft von einem Weihnachtsmarkt ohne Sicherheitsauflagen fernhält, hat Robrahn nicht. "Die absolute Mehrheit der Menschen sieht das meinem Eindruck nach anders. Wir haben eine sehr gute Impfquote in Bremen, eine der besten der Länder bundesweit. Die Hospitalisierungsrate ist niedrig. Wenn wir das alles erreicht haben, soll das Leben doch auch wieder stattfinden." Er mache sich eher Sorgen, dass Menschen den Weihnachtsmarkt mieden, wenn die Auflagen zu kompliziert seien. Dann verliere der Marktbummel den Sinn, den er für viele Besucher habe – sich zu amüsieren und an einem zwanglosen Bummel über den Markt zu erfreuen. "Am Ende haben wir nicht das Problem mit zu vielen, sondern mit verärgerten Kunden", sagt Susanne Keuneke.
Geplant ist, dass an Ständen, die auf dem gesamten Marktgelände verteilt sein werden, Bänder für das Handgelenk vergeben werden, wenn nachgewiesen wird, dass man getestet, geimpft oder genesen ist. Die Ausgabe von Getränken und Speisen sowie die Fahrt in Karussells sei nur mit einem Band möglich.
"Dass es den Weihnachtsmarkt trotz der Warnstufe null mit einer solchen Härte trifft, hat uns überrascht", sagt Susanne Keuneke. Die Regelung mit den Armbändern werde bundesweit ausprobiert, aber die Idee von Bandausgabestellen sei "die Verschärfung einer scharfen Maßnahme, und das in Bremen, wo wir alle so vernünftig sind und uns impfen lassen. Dafür fehlt uns das Verständnis."
"Dass ich Lokalitäten in Bremen aufsuchen und dort trinken, feiern und tanzen kann, ohne Abstand, und wenn ich rausgehe an die frische Luft eine Maske aufsetzen soll und mir ein Band besorgen muss, damit ich eine Currywurst essen kann – das kann man nicht verstehen. Wir brauchen lebbare Regelungen." Es sei beispielsweise nicht zu verstehen, dass die Schausteller niemanden bedienen dürften, der ihnen persönlich nachweise, doppelt geimpft zu sein.
Zudem gebe es bereits Vorkehrungen, um mögliche Infektionen zu verhindern, betont Susanne Keuneke: "Wir hatten von vornherein rund zehn Prozent weniger Geschäfte zugelassen. Die Zahl hat sich mittlerweile auf über 20 Prozent erhöht, weil es einige Absagen gab und nicht nachbesetzt worden ist. Hotspots sind mit großen Aufenthaltsflächen umgeben worden, sodass man mit Abstand Glühwein trinken kann."
An diesem Donnerstag soll es weitere Gespräche über die Auflagen geben, so Robrahn und Keuneke. Die Schausteller hoffen auf Nachbesserungen.