Die Großwohnanlage Grohner Düne in Bremen-Vegesack könnte in naher Zukunft Eigentum der Stadt Bremen werden. Der Senat hat am Dienstag beschlossen, mit dem gegenwärtigen Eigentümer in Verkaufsverhandlungen einzutreten. Der Komplex mit 569 Wohnungen und 21 Gewerbeeinheiten sowie 252 Pkw-Stellplätzen gehört dem auf Zypern ansässigen Immobilienunternehmen Grand City Properties. Dessen Absicht war es zuletzt, die Grohner Düne als Teil eines deutlich größeren Immobilienpakets an einen amerikanischen Finanzinvestor zu verkaufen.
Der Senat möchte dieses Szenario abwenden und die Wohnungen erwerben, damit sie nicht weiterhin als Spekulationsobjekt internationaler Konzerne hin- und hergereicht werden. Die Grohner Düne gilt als sozialer Brennpunkt. Die Fluktuation in der Mieterschaft ist groß.
Laut Senatsbeschluss soll nun die Wohnungsgesellschaft Gewoba, die zu gut 75 Prozent der Stadtgemeinde Bremen gehört, mit den Eigentümern über die Konditionen eines möglichen Kaufs verhandeln. Der Senat verspricht sich von einem Erwerb der Anlage "sowohl positive Effekte für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch für das städtebauliche Umfeld", wie es in einer schriftlichen Erklärung heißt. Insbesondere könne so "eine fortgesetzte Privatisierung der Wohnungen vermieden werden".
Die CDU-Baupolitikerin Silvia Neumeyer sieht den Senat in der aktuellen Situation gefordert. Die Zukunft der Grohner Düne sei für Bremen-Nord von entscheidender Bedeutung, sagt die Bürgerschaftsabgeordnete. Gegenwärtig müsse man eher von einem Niedergang sprechen. "Wir haben es im Einzugsgebiet mit einer systematischen Zunahme von Gewalt, Drogen, Straftaten und sozialem Abstieg zu tun. Der gute Stand der Vermietungen in der Anlage spiegelt die tatsächlichen Wohnverhältnisse nicht wider", ist Neumeyer überzeugt. In einer solchen Lage seien von einem Weiterverkauf der Grohner Düne an einen internationalen Finanzinvestor keine Verbesserungen zu erwarten. Stattdessen müsse der Senat "alle rechtlich und finanziell vertretbaren Maßnahmen ausüben", um Einfluss auf die künftige Entwicklung des Gebäudekomplexes zu nehmen.
Silvia Neumeyer verweist auf das Vorbild Lüssum. In dem Blumenthaler Ortsteil hat die Gewoba bereits vor einigen Jahren einen größeren Wohnungsbestand von dem börsennotierten Wohnungskonzern Vonovia übernommen. Dort habe es seither sichtbare Verbesserungen gegeben.
Der SPD-Politiker Falk Wagner war in der abgelaufenen Wahlperiode Vorsitzender der Baudeputation. Er sieht in der Grohner Düne ein "Sinnbild für städtebauliche Fehlplanungen der Vergangenheit und für Immobilienspekulation der Gegenwart". Sollte die Stadt die Großwohnanlage erwerben und anschließend in die Regie der Gewoba weitergeben, wäre das für Wagner "ein Segen für die dort lebenden Menschen und für ganz Vegesack". In Verkaufsverhandlungen mit den aktuellen Eigentümern einzutreten, sei deshalb die richtige Entscheidung. Klar ist für Falk Wagner aber auch: "Einen Deal kann es nur geben, wenn der Verkäufer sich auf einen seriösen Preis einlässt. Wer glaubt, auf Spekulationsgewinne aus der Staatskasse schielen zu können, der irrt sich."