In Spanien sucht Bremen schon nach Erziehungspersonal für seine Kitas, nun soll das Programm auch auf weitere europäische Staaten ausgedehnt werden. Parallel will Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) „in Kürze“ mit einer bundesweiten Werbekampagne in anderen Bundesländern Fachkräfte nach Bremen locken.
Dabei geht es nicht nur um akuten Personalbedarf: Im Ü 3-Bereich peilt der Senat eine Komplettversorgung an und bei Ein- bis Dreijährigen eine Quote von 60 Prozent in jedem Stadtteil. Die Agentur für Arbeit beackert unterdessen den lokalen Markt mit einer Plakataktion in Bremer Kitas. „Bei einer drei- bis vierjährigen Ausbildungszeit müssen wir den Erziehungsberuf schon jetzt aktiv bewerben“, sagt Sprecher Jörg Nowag.
Die bisherigen Erfahrungen mit spanischen Fachkräften geben offenbar Anlass zu Optimismus. Das 14-monatige Qualifizierungsprogramm erfreue sich wachsenden Zuspruchs, sagt Ressortsprecherin Annette Kemp. Derzeit seien 46 Personen beteiligt, mindestens 20 von ihnen stünden vor dem Abschluss. „Selbstverständlich streben wir an, dieses Programm auf weitere Länder auszudehnen.“ Gemeint sind damit sowohl Bundesländer als „auch und insbesondere“ Staaten, wie Kemp betont. Genau so wie bei spanischen Fachkräften sei auch ein Programm für andere ausländische Fachkräfte vorstellbar.
Der intensivierte Kita-Ausbau hat das Personaldefizit deutlicher gemacht. Für neue Kitas werden laut Arbeiterwohlfahrt (Awo) „auf Anhieb 20 bis 30 neue Mitarbeitende“ benötigt. Sie zu engagieren ist gar nicht so einfach, der Markt für Erziehungsfachkräfte ist nach Expertenansicht nahezu leer gefegt. Um dennoch an Personal zu kommen, setzt Bremen nicht nur auf ausländische Fachkräfte. Helfen sollen auch das Quereinsteiger-Programm und materielle Anreize wie beim neuen Ausbildungsprogramm der Integrierten Regelausbildung (Inra) von August an.
Solche oder ähnliche Maßnahmen sind aus Sicht von DRK-Bereichsleiter Ibrahim Bagarkasi kein Selbstläufer. Vielen Menschen, die sich auf dem zweiten Bildungsweg für die Sozialassistenz oder Kinderpflege qualifizieren wollten, fehle die nötige Fachlichkeit und Sprachkompetenz. Auch frisch ausgebildete Erzieherinnen sind laut Bagarkasi keine Garantie für reibungslose Betreuung. „Wenn nur junge, unerfahrene Kolleginnen anfangen, wird es schwierig.“ Theoretisch könnten ältere Quereinsteiger ein Gegengewicht bilden. Doch da sieht Bagarkasi das Problem zeitraubender Nachqualifizierung. „Bis die Programme für Quereinsteiger greifen und umgesetzt werden, dauert es lange“, sagt Bagarkasi.
Zulassungsbeschränkungen
Das sieht auch Awo-Geschäftsführerin Wetzel so: „Damit kurzfristig mehr Personal in das System kommt, werden Fachkräfte benötigt.“ Zugleich warnt sie vor überzogenen Hoffnungen von „Berufsfremden“ beim Quereinsteiger-Programm. Teilnahmeberechtigt sei nämlich nur, wer bestimmte Zulassungsvoraussetzungen wie etwa eine abgeschlossene Ausbildung in der Sozialassistenz erfülle. Deshalb kritisiert der Leiter des Landesverbands Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, Carsten Schlepper, das eher auf den Nachwuchs ausgerichtete Inra-Programm als „ein bisschen zu kurz gesprungen“. Schlepper: „Wenn schon eine Ausbildungsvergütung, dann sollte ein breiteres Spektrum an Interessierten angesprochen werden, auch ältere.“
Ein zusätzliches Problem: Die Nachfrage nach Vollzeitstellen sei rückläufig, so Wetzel. „Viele Fachkräfte streben eine Einstellung in Teilzeit an, bevorzugt am Vormittag.“ Dagegen seien Nachmittage und Randzeiten schwerer zu besetzen. Schwierig sei laut Wetzel auch, dass Leitungskräfte und Sozialpädagoginnen in Bremen nicht mit dem Schwerpunkt Kinder ausgebildet würden. „Dies müsste sich schnell ändern, um neue Fachkräfte gewinnen zu können.“
Eine bessere Entlohnung wäre Schlepper zufolge eine weitere, wichtige Stellschraube. „Da fordern wir einfach mehr, damit wir dieses Feld gut bespielen können.“ Bislang sei eine höhere Vergütung in sozial benachteiligten Stadtteilen umgesetzt worden.
„Im Bereich Ausbildung haben wir unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt Bogedan mit Hinweis auf 450 neue Fachkräfte, die in diesem Jahr ihre Ausbildung beenden. Der nächste Schritt sei, sie in Bremen zu halten. Die Herausforderung sei, „den Arbeitsplatz Kita so zu gestalten, dass die, die bereits hier sind, auch hierbleiben wollen“.