Bremen möchte den Fußverkehr stärker fördern und dabei auch die Bürgerinnen und Bürger intensiv einbinden. Deshalb hatte die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung erstmals Fußverkehrs-Checks für Bremen ausgelobt, auf die sich die Ortsämter bewerben konnten. Diese sollen jetzt in mehreren Quartieren starten, teilt das Verkehrsressort in einem Schreiben an die Presse mit.
Dazu Senatorin Özlem Ünsal (SPD): "Ich freue mich, dass es jetzt losgeht und konkret wird. Wir starten in den Ortsteilen Burglesum, Findorff, Huchting, Neue Vahr Süd und in der Östlichen Vorstadt. Ich hoffe, dass sich ganz viele Menschen aus ihren Quartieren beteiligen."
Was sagen Experten über den Fußverkehr?
Verkehrsplaner müssten den Straßenverkehr mehr auf aktive Mobilität ausrichten, statt immer mehr Regeln und Grenzen einzuführen, sagt Stefan Bendiks, Stadtplaner und Architekt sowie Geschäftsführer des Büros Artgineering in Brüssel. Besser sei ein gemeinsamer Raum, der weitgehend auf Verkehrsanlagen, Ampeln und Fahrbahnmarkierungen verzichte. "Es ist nachgewiesen, dass das die Verkehrssicherheit verbessert", so Bendiks.
Der Verein Fuß setzt sich in Bremen seit einigen Jahren für die Belange von Fußgängern ein. Angelika Schlansky, Bremer Stadtplanerin und Vereinsmitglied findet, dass "Menschen, die zu Fuß gehen wollen oder müssen, das Recht dazu haben müssten". Zu-Fuß-Gehen sei die "natürlichste Form der Fortbewegung".
Wie funktioniert ein Fußverkehrs-Check?
Bei einem Fußverkehrs-Check bewerten Bürgerinnen und Bürger, Verwaltung und Politik im Dialog die Situation des Fußverkehrs vor Ort. In jeweils zwei Begehungen erfassen sie Stärken und Schwächen des Fußverkehrs an konkreten Beispielen, heißt es vom Verkehrsressort weiter. Sie diskutieren und erarbeiten gemeinsam mit einem Verkehrsplanungsbüro Lösungen. Ziel sei es, die Wege zu Fuß attraktiver und sicherer zu gestalten.
"Mit den Fußverkehr-Checks werden die Belange der Fußgängerinnen und Fußgänger im Quartier stärker in das Bewusstsein von Politik und Verwaltung gerückt", sagt Verkehrssenatorin Özlem Ünsal. "Gemeinsam mit den Menschen wollen wir damit das Bewusstsein für das zu Fuß Gehen stärken." Mit diesen Checks würden die Grundlagen für die strategische Fußverkehrsförderung gelegt. Außerdem würden konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des Fußverkehrs in den ausgewählten Stadt- und Ortsteilen sowie ein Fußwegenetz erarbeitet. Ünsal: "Das ist ein Stück gelebte Demokratie."
Unterstützt wird die Verwaltung in Bremen bei den Fußverkehrs-Checks vom Fachbüro Planersocietät, das dieses Instrument der Fußverkehrsförderung seit mehreren Jahren auch in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie dieses Jahr erstmals in Niedersachsen begleitet.
Was passiert danach?
Laut Mobilitätsressort fließen alle erarbeiteten Ideen in einen "Maßnahmenbaukasten" zur gesamtstädtischen Stärkung des Fußverkehrs ein. Denn die Probleme ähnelten sich in der Regel in den Quartieren. Informationen zu den Begehungen und Terminen, die öffentlich stattfinden, werden jeweils über die beteiligten Ortsämter bekanntgegeben.
Die Fußverkehrs-Checks werden durch das Handlungsfeld Klimaschutz finanziert. Den Ortsteilen stehen hierbei jeweils 10.000 Euro für "kleinteilige, schnell umsetzbare und damit schnell wirksame Maßnahmen zur Verfügung".