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Eichenprozessionsspinner Bremer Behörden warnen vor giftigen Gespinsten

Behörden warnen vor der Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners, Grund dafür sind die giftigen Brennhaare der Raupen. Wie man sich schützt, wie Nester aussehen – die Lage in Bremen und dem Umland.
13.06.2023, 05:00 Uhr
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Bremer Behörden warnen vor giftigen Gespinsten
Von Sabine Doll

Bundesweit warnen derzeit Behörden vor Nestern mit Raupen des Eichenprozessionsspinners. Auch in Bremen und dem Umland sind Ämter, Parks und Schädlingsbekämpfer in Alarmbereitschaft. Bei Kontakt mit den winzigen Haaren der Raupen drohen ernste Gesundheitsgefahren.

Warum sind die Raupen eine Gesundheitsgefahr?

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, dessen Raupen sich von Eichen-Blättern ernähren. Tagsüber halten sie sich in Nestern auf, die an dichte Spinnweben erinnern. Auf Nahrungssuche bewegen sie sich nachts in langen Reihen den Baumstamm entlang, wie bei einer Prozession – daher der Name. Gefürchtet sind die Brennhaare der Raupen, sie enthalten den Giftstoff Thaumetopein. Bei Kontakt kommt es zu Hautausschlag mit starkem Juckreiz und allergischen Reaktionen. Am Auge lösen sie oft eine Bindehautentzündung aus. Werden sie eingeatmet, reizen sie Rachen und Atemwege und können zu Luftnot führen. "In äußerst seltenen Fällen können die Brennhaare eine Kreislaufreaktion verursachen", informiert das Bremer Gesundheitsamt auf seiner Internetseite. Das Problem: Die Härchen werden mit dem Wind weitergetragen. Und: "Die Brennhaare können noch nach Jahren die gleiche gesundheitsschädigende Wirkung besitzen", warnt das niedersächsische Gesundheitsministerium. Die Heftigkeit der Reaktion steigere sich mit jedem weiteren Kontakt.

Wie ist die Lage in Bremen?

Den ersten Befall in diesem Jahr gab es laut Diana Schlee, Pressereferentin in der Gesundheitsbehörde, am 26. Mai an einer Kita in der Tidemannstraße in Bremen-Nord. Insgesamt ist Bremen bislang eher verschont geblieben: Für 2021 und 2022 nennt die Behörde insgesamt drei Nester – auf dem Gelände der Schule Roland zu Bremen in Huchting, an der Senator-Apelt-Straße und im Park Links der Weser. Ganz anders die Lage um Bremen: Der Landkreis Oldenburg veröffentlicht bestätigte Befälle in einer Online-Karte, in der Ansicht für das Jahr 2022 wimmelt es von blauen Punkten, die Fundstellen markieren. Für das aktuelle Jahr werden bislang zwei Nester angezeigt, die Saison hat gerade begonnen. Auch in der Gemeinde Stuhr war der Eichenprozessionsspinner im vergangenen Jahr ausgesprochen aktiv, 75 Nester wurden im August gemeldet, wie der WESER-KURIER berichtete.

Was bedeutet das für den Bürgerpark?

"Wir rechnen fest damit, dass auch der Bürgerpark irgendwann betroffen sein wird", sagt Direktor Tim Großmann. "Mit den Eichenbeständen ist er ein perfektes Biotop, Trockenheit begünstigt die Ausbreitung noch. Das bereitet uns Sorge – insbesondere wegen der vielen Menschen im Park." Ein Gerät zum Absaugen sei bereits angeschafft worden. "Wir hoffen, dass es nicht wie in anderen Regionen zu Massenbefall kommt", so Großmann. Laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald breitet sich der Eichenprozessionsspinner wegen der Klimaveränderungen immer stärker in Deutschland aus. Wegen Massenbefällen müssen immer wieder Spielplätze, Parks, Waldbereiche oder Friedhöfe gesperrt werden.

Was macht man, wenn man ein Nest an Bäumen entdeckt?

Sämtliche Hautflächen sollten umgehend bedeckt werden, rät die Gesundheitsbehörde. "Raupen und Nester sollten keinesfalls berührt werden." Wegen verwehter Härchen sollte man sich in der Nähe des Nestes nicht ins Gras oder auf den Boden setzen. In Bremen kann ein Befall an das Gesundheitsamt gemeldet werden – telefonisch unter 361-15131 oder per Mail an eichenprozessionsspinner@gesundheitsamt.bremen.de. Dies gilt auch für Nester im eigenen Garten. Bestätigt sich der Befall, wird der Umweltbetrieb Bremen (UBB) eingeschaltet, der Bereich um das Nest gesperrt und ein Schädlingsbekämpfer beauftragt.

Wie werden Nester entfernt?

In vielen Fällen mit einer Art Sauger und/oder per Heißwasser-Schaum-Verfahren: "Der Vorteil: Die eingeschäumten Nester können als Biomasse entsorgt werden. Und das Risiko entfällt, dass die Brennhaare durch die Luft gewirbelt werden", so Claudia Kasig von dem Bremer Schädlingsbekämpfer Jamirotec. Auch tierische Helfer kommen ins Spiel: Der Umweltbetrieb Bremen hat in einem Experiment seit 2022 etwa 50 Meisen-Nistkästen an Eichen im Bremer Westen aufgehängt, teilt UBB-Sprecherin Kerstin Doty mit. Der Landkreis Lüneburg setzt seit 2022 ergänzend auf Fadenwürmer, berichtet die Landeszeitung für die Lüneburger Heide. Die Würmer entwickeln sich im Körper der Raupen und töten sie ab.

Was sollte man beim Verdacht auf Kontakt mit den Gifthaaren tun?

Bei Hautreaktionen sollte ein Arzt aufgesucht, bei Atembeschwerden der Rettungsdienst alarmiert werden. Symptome können auch erst nach 24 Stunden auftreten. Bei einem befürchteten Kontakt sollte man die Kleidung wechseln, die Schuhe nass abwischen, duschen und die Haare waschen, rät die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Kleidung sollte bei mindestens 60 Grad gewaschen werden.

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Ähnlich, aber harmlos: Gespinstmotten

Auch die Raupen der Gespinstmotte legen Nester an, die Spinnweben ähneln, daher werden sie oft verwechselt. Die Unterschiede: Während Gespinstmotten an verschiedenen Gehölzen und Sträuchern auftreten, finden sich die Raupen des Eichenprozessionsspinners nur an Eichen. Am auffälligsten: Gespinstmotten-Raupen bilden keine Haare aus und von ihr gehen keine gesundheitlichen Gefahren aus, die Raupen sind hellgrau und haben schwarze Punkte. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind bräunlich bis gelb und haben einen dunklen Streifen auf dem Rücken - dazu kommen die hellen Härchen.

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