Das Hellweg-Centrum gibt es bereits seit 50 Jahren. In dieser Zeit hat sich auf den insgesamt circa 6000 Quadratmetern einiges verändert.
Weihnachtssterne, Schneekugeln und Halloween-Kürbisse, dahinter Bürostühle und Kopierpapier – das Erdgeschoss des Hellweg-Centrums in Bremen ist bunt dekoriert. Dabei sind das nur ein paar wenige der knapp 100 000 Artikel, die die Großhandelsfirma auf drei Etagen und insgesamt circa 6000 Quadratmetern vertreibt.
„Mein Vater Willi Wolters kam aus einer Kaufmannsfamilie und hatte ursprünglich ein Unternehmen in Huchting unter dem Namen Komet gegründet. Das lag ihm aber zu weit außerhalb“, sagt Dietfried Wolters zu den Anfängen des Hellweg-Centrums. „Dann hat er das Gebäude des heutigen Hellweg-Centrums gefunden und zugeschlagen.“ Das war am 6. September 1966.
Der Großhandel ist nach einem mittelalterlichen Handelsweg benannt, der aus dem Ruhrgebiet an die Ostsee führt, vorbei an Bremen. Mit im Angebot waren bei der Eröffnung vor 50 Jahren damals unter anderem Möbel im sogenannten Gelsenkirchener-Barock-Stil. „Auch Leitz-Ordner hatten wir bereits zu Anfang schon im Angebot und die gibt es heute noch fast unverändert“, sagt Wolters, der Geschäftsführer und Gesellschafter des Hellweg-Centrums ist.
Anfängliche Zweifel an Geschäftsübernahme
„In meiner Jugend war ich oft hier bei meinem Vater. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Betriebsfest im Jahr 1976 auf der „Oceana“. Da sind wir weserabwärts geschippert mit der halben Mannschaft von Werder Bremen“, sagt Wolters. Dennoch ist ihm die Entscheidung, das Geschäft zu übernehmen, damals nicht leichtgefallen. In Hessen aufgewachsen, hat er in Frankfurt ein Studium in Anglistik, Germanistik und Betriebswirtschaftslehre absolviert und als freier Wirtschaftsjournalist für mehrere Verlage in Hessen gearbeitet.
„Dann wurde mein Vater 74 Jahre und hatte keinen Nachfolger. Ursprünglich habe ich ihm sogar geraten, den Betrieb zu verkaufen, was er aber absolut nicht wollte. Dann hat er mich gefragt, ob ich das nicht einmal probieren wollte.“ Mit Erfolg. „Seit 1995 bin ich jeden Monat für eine Woche nach Bremen gefahren und habe mich in die Materie eingearbeitet“. Knapp vier Jahre später hat Wolters dann beschlossen, das Hellweg-Centrum als Gesellschafter zu übernehmen. „2001 bin ich dann Geschäftsführer geworden und mein Vater hat sich mit 80 Jahren zurückgezogen“.
Ausbau in den 80er- und 90er-Jahren
Zu Beginn hat das Großhandelsunternehmen unter anderem auch Teppiche und Sportwaren angeboten. Diese Zeiten seien aber vorbei, da man dafür nicht spezialisiert sei. „Früher war ein Ski ein Ski“, sagt Wolters. Heute gebe es so viele Ausprägungen dieser Sportgeräte, dass „wir das gesamte Hellweg-Centrum nur damit belegen könnten“. In den 1970er-Jahren habe sein Vater speziell den Handwerksbereich, der seit Beginn des Centrums dabei war, stärker ausgebaut. Heimwerkermärkte gab es laut Wolters damals auch schon, aber noch keine Märkte für professionelle Handwerker.
„In den 1980er-Jahren ist dann der Ausbau der EDV dazugekommen, die mittlerweile zu einem zweiten wichtigen Standbein geworden ist, anfangs noch mit riesigen Monitoren mit Dos-Betriebssystem“, erinnert sich Wolters. In den 1990er-Jahren kam dann der Gastronomiebedarf dazu, unter anderem für Großküchen und Cateringfirmen. Heute kommen knapp 55 bis 60 Prozent des Sortiments und der Großteil des Umsatzes aus dem Handwerker-Bedarf.
Dieser Bereich teilt sich unter anderem in die Bereiche Elektro-, Sanitär- und allgemeinen Werkzeugbedarf auf. Der Rest des Angebots umfasst Büro-, Deko- und Gastro-Artikel, Berufsbekleidung, EDV- und Frisör-Artikel. Ein Highlight in der letzten Zeit war laut Wolters der Verkauf einer Sonderanfertigung einer Badewanne für 5000 Euro.
Anbieter aktueller Trends
„Wer dreimal im Jahr ein Loch in die Wand bohrt, der braucht keine professionelle Bohrmaschine“, sagt Wolters. Wer diese aber täglich benutze, der brauche ein Qualitätsgerät, das langlebig sei. Auf solche Geräte habe sich das Hellweg-Centrum spezialisiert. „Ich kenne keinen Laden in Bremen, der in diesem Bereich ähnlich breit aufgestellt ist. Wir sind quasi ein Gemischtwarenladen mit Experten für jede Abteilung.“ Wolters selbst sieht sich als „besseren Gärtner“ denn als Handwerker. „Aber ich kenne die Geräte und unser Angebot und wenn ich nicht weiter weiß, frage ich unsere Experten in den Fachabteilungen, die mir dann weiterhelfen können“, sagt er.
Wolters legt auch viel Wert darauf, aktuelle Trends anzubieten. „Wir waren vor zehn Jahren mit die ersten, die LEDs in Bremen angeboten haben und versuchen auch gerade bei den Werkzeugen, Prototypen zu bekommen“, sagt Wolters. Dazu hat das Hellweg-Centrum beispielsweise Kooperationen mit Herstellern wie der japanischen Werkzeugfirma Makita. Um den Kunden die neuen Werkzeuge zu zeigen, veranstaltet das Unternehmen regelmäßig Vorführungen mit Vertretern der Firmen.
Derzeit hat das Hellweg-Centrum noch 70 Mitarbeiter. „Manche sind schon seit 40 Jahren im Haus. Im Schnitt sind die Mitarbeiter 15 bis 18 Jahre bei uns angestellt“, sagt Wolters. Der monatliche Umsatz liegt derzeit laut Wolters über der Millionengrenze. In den kommenden fünf bis zehn Jahren werde sich „wohl endgültig zeigen, wie der Online-Handel den stationären Handel beeinflussen wird“.
Erste Schritte im Internet
Eine der größten Veränderungen, die Dietfried Wolters eingeführt hat, war die Internetpräsenz des Unternehmens. Die hatte „mein Vater noch für nicht nötig befunden“. Wolters hat den Shop auf der Unternehmenswebseite 2002 zunächst mit 100 Artikel aufgebaut, „auch wenn das für uns anfangs Neuland und mühsam war“. Seit 2010 hat das Hellweg-Centrum einen Online-Shop mit mittlerweile circa 30 000 Produkten. Der Anteil am Umsatz liegt allerdings noch unter der Fünf-Prozent-Marke. Wolters Erklärung: Vor allem die Handwerker wollen die Geräte anfassen und ausprobieren.
Insgesamt hat das Hellweg-Centrum 28 000 gelistete Kunden, davon besuchen 18 000 regelmäßig das Haus. Manche kommen sogar fast täglich. Zu den langjährigen Kunden zählt unter anderem der Hausmeister des Bremer Theaterschiffs. Das Team dort benötigt unter anderem Werkzeuge für das Bühnenbild. Wolters dazu: „Das Theaterschiff begleiten wir schon ganz lange. Beim Richtfest waren wir auch schon dabei, zusammen mit der Schauspielerin Ingrid Steeger.“