Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Hochwasser in Bremen Welche Folgen Frost für betroffene Häuser hat

Seit rund zwölf Tagen kämpfen Menschen in Borgfeld und Lilienthal mit Sandsäcken und Pumpen gegen volllaufende Keller. Zum Wochenende wird Frost erwartet. Das könnte Hausbesitzer vor neue Probleme stellen.
05.01.2024, 05:30 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Welche Folgen Frost für betroffene Häuser hat
Von Lisa Duncan

Weniger Regen lässt die Menschen in den Hochwassergebieten in Borgfeld, ­Butendiek und Lilienthal aufatmen. In Borgfeld etwa sind viele Anwohner wieder ans Stromnetz angeschlossen, wie Feuerwehrsprecher Christian Patzelt sagt. Damit das so bleibt, haben die Einsatzkräfte einen Stromverteilerkasten mit einem mobilen Deich gesichert. Der Wetterumschwung könnte die angespannte Lage laut Deutschem Wetterdienst entschärfen. Für das Wochenende erwarten die Meteorologen Frost in Bremen und Niedersachsen. Sie sprechen von einem Wintereinbruch mit Schneeschauern, Dauerfrost und Glätte bei Temperaturen bis zu minus sieben Grad.

Wie bereiten sich die Anwohner auf den Frost vor?

„Wenn’s friert, regnet’s jedenfalls nicht“, sagt Landwirt Hans-Lüder Behrens aus Butendiek. Und das sei bitter nötig: In den vergangenen zwölf Tagen habe er zum Teil 30 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Timmersloh kennt er auch ein Kälterisiko: Bei strengem Dauerfrost können Leitungen platzen – das gilt auch für Heizungsrohre. Ersatzweise heizten viele mit Holzofen, dadurch steige die Feuergefahr. Verena Nölle zählt zu den Betroffenen im Erbrichterweg in Borgfeld. Ihre Heizung sprang nicht sofort nach Wiederanschalten des Stroms wieder an, weil die Zündung durch die Feuchtigkeit verklebt war. Nölle hofft, dass der mobile Deich, der den Stromverteiler schützt, hält und damit die Häuser, die inzwischen wieder Strom haben, weiter am Netz bleiben. „Denn Frost wäre schlecht für alle, die in ihren Häusern nicht heizen können“, sagt sie.

Wie wirkt sich der Frost auf die Festigkeit der Deiche aus?

„Der Frost tut den Deichen nichts“, sagt Wilfried Döscher, Deichhauptmann und Vorsteher des Deichverbands am rechten Weserufer. Die Kältefront wirke sich weder negativ noch positiv auf die Festigkeit der Deiche aus. Auch wenn das Wasser an der Grasnarbe festfriere, weiche der Deich nicht weiter auf. „Wenn es friert, regnet es nicht, und die Pegel steigen nicht weiter an“, sagt Döscher. Etwas Frost beeinflusse den Pegelstand nicht: Der Abfluss werde nicht aufgehalten, weil er sich in der Flussmitte abspiele. Es brauche mehr als ein paar Tage mit Minusgraden, bis die Eisschicht dorthin gelangt. 

Lesen Sie auch

Welche Vorkehrungen sollten Hauseigentümer jetzt treffen?

„Frost ist das i-Tüpfelchen auf das, was ohnehin an Schaden da ist“, sagt Ingmar Vergau, Geschäftsführer beim Landesverband von Haus und Grund. Er empfiehlt sicherzugehen, dass so wenig Wasser wie möglich am Haus gefriert. Andree Sachmerda leitet als Architekt und Bausachverständiger das Büro Klocke + Partner mit Sitz in Bremen und Hamburg. Wegen Hochwasserschäden erhält er derzeit viele Anfragen. Er rät ebenfalls dazu, bei Dauerfrost Trinkwasser- und Heizungsrohre abzustellen, „sonst hat man gleich den nächsten Schaden“. Bei Mauerwerk wirke ein ähnliches Prinzip: Wenn es eingefeuchtet ist und friert, dehne sich das Wasser aus.

Welche Schäden kann das am Haus verursachen?

„Bauen ist ein steter Kampf gegen das Wasser“, sagt Sachmerda. Zum einen wirke immer die Erdfeuchte, zum anderen bei Starkregen und Hochwasser der hydrostatische Druck durch die Wassersäule auf das Haus. Wenn Wasser um das Grundstück stehe und gefriere, erhöhe sich der Druck. „Man sagt nicht umsonst: Wasser hat einen spitzen Kopf“, so Sachmerda. Dadurch könnten Risse in der Fassade entstehen und alte Abdichtungen, etwa von Kellerfenstern, spröde werden. Neuralgische Punkte seien auch die Übergänge von Bauteilen, wie etwa zwischen Wand und Kellersohle. Daher sei es wichtig, beim Hausbau auf gute Qualität zu achten.

Wie lässt sich das Ausmaß von Schäden begrenzen?

Sachmerda zufolge kann man Abdichtungssysteme auch im Nachhinein einbauen: „Eine Außenabdichtung ist ideal. Nachträglich geht aber nur eine Innenabdichtung.“ Ein sogenannter WU-Betonkeller ist aus wasserundurchlässigem Beton hergestellt und wie eine geschlossene Wanne gefertigt. Innenabdichtungen reichen von Bitumenbahnen bis hin zu bitumenhaltigen Materialien, die man flüssig aufträgt. Ein Folgeproblem könne durch die Trocknung entstehen. „Wenn das Wasser weg ist, kann es schimmeln“, sagt Sachmerda. Gerade Trockenbauwände und Hohlräume neigten zu Schimmelschäden. Statt dagegen anzuheizen, könne es sinnvoll sein, etwa Wandverkleidung oder Parkettböden auszubauen. Sachmerda rät zu einer rechtzeitigen Prüfung durch einen Bausachverständigen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)