Frau Knippenberger, wenn sich eine Kommune auf dem Wohnungsmarkt engagiert und ein Objekt wie die Grohner Düne kauft – ist das eine gute Idee oder auch mit Nachteilen behaftet?
Ute Knippenberger: Eine Kommune hat über eigene Wohnungsunternehmen wie die Gewoba natürlich einen großen Handlungsspielraum bei der Gestaltung der Zukunft einer solchen Immobilie. Ganz anders, als wenn man versuchen muss, auf einen privatwirtschaftlichen Eigentümer einzuwirken.
Aber Bremen müsste zunächst mal viel Geld für eine alte Immobilie auf den Tisch legen und weiteres Geld in die Modernisierung und die Verbesserung des sozialen Umfeldes stecken.
Das ist so. Der erste optische Eindruck vermittelt das Bild eines erheblichen Sanierungsstaus. Was man dort reinsteckt, wird man in begrenztem Umfang auf die Mieten umlegen müssen.
Das ist bestimmt nicht die Erwartung der Bewohner an einen künftigen kommunalen Eigentümer.
An kommunale Wohnungsgesellschaften wird häufig die Erwartung gerichtet, dass sie die Mieten am besten gar nicht erhöhen. Es gibt also einen Widerstreit zwischen dem, was wirtschaftlich und dem, was politisch opportun ist.
Zu hören ist, dass von den Verkäufern in etwa das Zwanzigfache der jährlichen Nettokaltmiete als Kaufpreis erwartet wird. Ist das eine übliche Größenordnung?
Ich kann mir da keine Ferndiagnose erlauben, weil ich weder den Bremer Markt noch den Zustand der Bausubstanz kenne. Rein äußerlich vermittelt die Grohner Düne aber einen recht hohen Modernisierungsbedarf. Das müsste sich im Kaufpreis niederschlagen.

Prof. Ute Knippenberger
Auch der Umstand, dass es sich um einen sozialen Brennpunkt handelt?
Natürlich bedeutet es auch einen finanziellen Aufwand, eine solche Wohnanlage sozial zu stabilisieren und damit überhaupt wieder die Bewohner an ihr Quartier zu binden.
Welche Instrumente stehen der Stadt hierfür zur Verfügung?
Ganz zentral ist ein funktionierendes Quartiersmanagement, das sich auch als Mietermanagement begreift – zum Beispiel im Sinne des Erkennens und Vermeidens von Konflikten in der Mieterschaft. Wenn ich Eigentümer bin, sind meine Möglichkeiten auf diesem Feld natürlich deutlich größer, als wenn ich nur Betreiber eines Quartiersbüros bin.