Die Zahl der angehenden Kita-Fachkräfte an Bremens öffentlichen Fachschulen ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Im Jahr 2022/23 begannen laut Bildungsressort 219 Menschen eine Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz (SPA) oder Kinderpflegerin, in diesem Jahr sind es 309. Das ist ein Anstieg um mehr als 40 Prozent.
Die Erzieher-Ausbildung umfasst in der Regel fünf Jahre: Zunächst machen Interessierte eine zweijährige schulische Ausbildung zur SPA oder zum Kinderpfleger. Danach können sie bereits als Zweitkräfte in einer Kita-Gruppe arbeiten, aber keine Gruppe leiten. Im Anschluss ist eine dreijährige Weiterbildung zur Erzieherin möglich. Wer Abitur hat, kann direkt die Erzieher-Weiterbildung machen.
In den Kitas werden die Fachkräfte sehnlich erwartet. Der Fachkräftemangel bei Erziehern ist so groß, dass dadurch der Kita-Ausbau stockt. Zuletzt konnten 60 Kita-Gruppen in Bremen nicht starten, weil es für sie kein Personal gab.
Auszubildende können Bafög beantragen
Die Bildungssenatorin habe das Ausbildungsangebot für Erziehungsberufe massiv ausgebaut, heißt es vom Bildungsressort. Wer die Erzieher-Weiterbildung macht, muss sich heute – anders als früher – nicht mehr selbst finanzieren. In der praxisintegrierten Ausbildung (PIA), die an einer Bremer Privatschule angeboten wird, werden die angehenden Fachkräfte von Anfang an nach Tarif bezahlt. Das Format kombiniert wie eine duale Ausbildung drei Tage Schule und zwei Tage Praxis.
Und während der Erzieher-Weiterbildung an öffentlichen Fachschulen bekommt eine Auszubildende (unverheiratet und kinderlos) laut Behörde aktuell knapp 1000 Euro. Die Finanzierung speist sich aus zwei Quellen: Einerseits aus dem sogenannten Aufstiegs-Bafög und andererseits durch zwei jährliche Pauschalen, die Bremen den Azubis zahlt. Die Erzieher-Ausbildung in Bremen sei damit finanziell auskömmlich, so die Behörde. Zudem werbe man mit einer neuen Kampagne (unter www.mach-dein-ding-bremen.de) und in den Abschlussklassen von Schulen für die Erzieherberufe.
Auch während der Ausbildung zur SPA oder zur Kinderpflegerin zahlt Bremen in diesem Jahr erstmals zwei Pauschalen in Höhe von insgesamt 1500 Euro pro Jahr. Das sind 125 Euro pro Monat. Zusätzlich könnten die Auszubildenden Schüler-Bafög beantragen, heißt es von der Behörde.
Koalition will Erstausbildung vergüten
Dennoch seien die ersten zwei Jahre auf dem Weg zur Erzieherin weiterhin finanziell zu unattraktiv, sagt Miriam Strunge, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion. Das Schüler-Bafög werde nur gezahlt, wenn Eltern oder Ehepartner die Ausbildung nicht finanzieren könnten. „Die Frage ist doch, wie können wir die Ausbildung so attraktiv machen wie eine normale duale Ausbildung, wo man selbstverständlich eine Ausbildungsvergütung bekommt“, sagt Strunge. Auf Initiative der Linken haben nun die Koalitionsfraktionen einen Antrag eingereicht, um die zweijährige Erstausbildung zu bezahlen. Dass diese Zeit bisher durchgängig unvergütet sei, stelle "eine hohe Zugangshürde" dar, heißt es in dem Antrag. Der Senat solle nun ein Vergütungskonzept vorlegen.
SPD und Linke haben zudem unabhängig voneinander ähnliche Anträge zum Ausbau der Erzieherausbildung formuliert. Beide wollen offenbar zügig mehr Plätze an den Erzieher-Schulen schaffen. Damit schieben die Fraktionen die Umsetzung von Zielen im Koalitionsvertrag an. In Bremen sollen die Ausbildungsplätze an öffentlichen Fachschulen verdoppelt werden und die PIA-Plätze vervierfacht. Mehr Erzieherinnen und Erzieher würden nicht nur in den Kitas gebraucht, betont Strunge: "Ohne sie bekommen wir auch den Ganztagsausbau an den Schulen nicht hin – und ab 2026 greift der Rechtsanspruch auf Ganztag."