In Gruppen der städtischen Kindergärten sollen künftig auch sozialpädagogische Assistenzen als zweite Kraft arbeiten können. Bisher waren in jeder Kindergartengruppe beim städtischen Eigenbetrieb zwei ausgebildete Erzieherinnen Pflicht. Kita Bremen ist mit rund 9000 Plätzen der größte Betreuungsanbieter der Stadt.
Nun senkt der Träger die Anforderungen an die zweite Kraft in der Gruppe. Die Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin ist deutlich kürzer: Sie dauert zwei Jahre, die Erzieherausbildung in der Regel fünf Jahre. Die sozialpädagogische Assistenz ist die Grundausbildung, auf die eine Weiterbildung zur Erzieherin draufgesattelt werden kann.
Gerade beim städtischen Träger war diese Absenkung der Qualifikationsstandards zuletzt umstritten. Bildungsressort und Geschäftsführung von Kita Bremen wollten bereits seit Herbst auf sozialpädagogische Assistenzen setzen. Erzieher werden händeringend gesucht, in Bremer Kitas können etliche ausgeschriebene Stellen nicht besetzt werden. Im Bildungsressort erhofft man sich durch die Änderung der Standards mehr Personal. „Sozialpädagogische Assistenzen sind als Zweitkraft sehr geeignet, und wir haben viele Kita-Räume, die leer stehen“, sagt Aygün Kilincsoy, Sprecher des Bildungsressorts.
Personalrat lehnte Pläne ab
Doch der Personalrat des städtischen Eigenbetriebs lehnte das Vorhaben ab. Gerade bei Kita Bremen, wo besonders viele Kinder mit Förderbedarf betreut würden, brauche es die Erzieher-Qualifikation, hieß es von der Personalvertretung. Zudem lehne man ab, dass unterschiedlich bezahlte Fachkräfte dieselbe Arbeit leisten.
In Krippen von Kita Bremen werden sozialpädagogische Assistenten bereits seit 2017 eingesetzt, sagt Wolfgang Bahlmann, Geschäftsführer des Betriebs. Diese wurden bisher verpflichtend berufsbegleitend zur Erzieherin weitergebildet. „Im Herbst 2022 haben wir gesagt, wir möchten sozialpädagogische Assistenzen auch in Elementargruppen als Zweitkraft einsetzen, und wir wollen die Verpflichtung zur Weiterbildung rausnehmen“, sagt Bahlmann.
Das gefiel dem Personalrat nicht. Der Konflikt zwischen Personalvertretung, Kita Bremen und Behörde ging in ein Schlichtungsverfahren - ergebnislos. Schließlich wurde über den Finanzsenator eine Einigungsstelle angerufen. Ende Juni kam schließlich ein Kompromiss zustande. Dessen Inhalt ist, dass die geringer qualifizierten Zweitkräfte kommen sollen, aber nur in Gruppen mit maximal drei Förderkindern. Zudem seien die Aufgaben von Erziehern und sozialpädagogischen Assistenzen genauer definiert worden, so Bahlmann. Auch künftig sollen die Assistenzen ein Angebot für die Erzieher-Weiterbildung erhalten.
„Wir halten an dem Ziel fest, dass wir Erzieherinnen in den Gruppen haben wollen“, sagt Stefanie Lehmann, stellvertretende Vorsitzende des Personalrats von Kita Bremen. „Das ist nicht unser Lieblingskompromiss, aber wir sehen auch die Personalnot.“
Dass Zweitkräfte eine kürzere Ausbildung haben, ist bei anderen Kita-Trägern häufig längst Usus. „In unseren Krippen machen wir das schon immer, und seit zwei Jahren setzen wir auch in Kindergartengruppen sozialpädagogische Assistenzen und Kinderpfleger als Zweitkräfte ein“, sagt Carsten Schlepper, Leiter des Landesverbands evangelischer Kitas. „Wir holen dadurch mehr Leute rein, die wir auch berufsbegleitend weiterbilden.“ Dies sei bei freien Trägern Standard und nur bei Kita Bremen bisher vom Personalrat verhindert worden.
Das Deutsche Rote Kreuz Bremen (DRK) sieht die Erzieher-Qualifikation auch für die Zweitkraft als zielführend an, betont Ibrahim Bagarkasi vom DRK. Man habe aber auch gute Erfahrungen mit sozialpädagogischen Assistentinnen. Es sei dem DRK aber schlicht nicht möglich, als Zweitkraft eine Erzieherin einzustellen, weil die Zuwendung der Behörden einen Personalmix vorsehe.