Gaffen ist kein Kavaliersdelikt, sondern kostet im schlimmsten Fall Menschenleben. Der Ruf nach härteren Strafen mag nachvollziehbar klingen, aber die Praxis hat gezeigt, dass Gesetzesverschärfungen das Problem nicht beseitigen können. Selbst wenn die rechtliche Grundlage für härtere Strafen gegeben ist: Polizisten haben am Unfallort verständlicherweise besseres zu tun, als die Daten der oftmals scharenweise auftretenden Gaffer zu ermitteln.
Gaffen ist ein soziales Problem, das auf mangelnder Empathie beruht. Hilfreich wäre es, diesem sozialen Problem mit einer sozialen Reaktion zu begegnen. Gefragt ist Zivilcourage, gefragt sind diejenigen mit gesundem Menschenverstand, die trotz aller negativen Entwicklungen immer noch in der Überzahl sein dürften.
Als der Fußballer Christian Eriksen kürzlich auf dem Spielfeld zusammenbrach, bildeten seine Mitspieler einen schützenden Kreis um ihn. Auch am Badesee könnten Passanten sich zusammentun und den Gaffern entgegenstellen – als Sichtschutz, aber auch als symbolischer Ausdruck einer sozialen Ächtung.