Eins ist sicher: Die SPD hat ein gewaltiges Problem. Und zwar mit sich selbst. Das Haus der Partei hat viele Keller. Es geht bei jeder Wahl noch tiefer ins kaum für möglich gehaltene nächste Untergeschoss. Ein Fahrstuhl nach oben? Gerade defekt, Reparatur schwer vorstellbar. Das gilt für Deutschland schon länger. Es ist jetzt aber auch in der roten Hochburg Bremen für die Sozialdemokraten bittere Realität geworden.
Wie immer das amtliche Wahlergebnis am Ende genau ausfallen mag, war die klare Tendenz schon am mittelalten Sonntagabend erkennbar. Für die SPD ging es in beiden Wahlbezirken nach unten. Im Land Bremen insgesamt könnte der Verlust in Prozenten knapp in Richtung zweistellig gehen.
Das wäre für die SPD vielleicht noch halbwegs verschmerzbar, würde nicht das Ergebnis der großen Konkurrentin CDU genau in die andere Richtung gehen. Zwar sind die Zuwächse der Christdemokraten nicht ganz so groß wie die Verluste der SPD. Doch mit Blick auf die Differenz zwischen den Parteien dürfte es den Sozialdemokraten kalt über den Rücken laufen. Die CDU dürfte sich dagegen stark fühlen wie lange nicht.
Das sollte mit Blick auf eine Tendenz der Bürgerschaftswahl 2027 – so die nicht eben hochharmonische rot-grün-rote Koalition durchhält – zwar nicht überbewertet werden. Schließlich kann bis dahin viel passieren, was der CDU schaden oder der SPD nützen könnte. Doch trotzdem: Klare Tendenz ist nun einmal klare Tendenz. Sie wird am Selbstbewusstsein der SPD kratzen und der CDU Selbstbewusstsein verleihen.
Beim Ergebnis der vorangegangenen Bundestagswahl hatten zwischen den beiden Parteien im Land Bremen noch mehr als zwölf Prozentpunkte gelegen. Nun ist es nur noch ein Hauch weniger Pünktchen. Für die Bürgerschaftswahl heißt das auf alle Fälle: Unspannender ist es nach dieser Wahl nicht gerade geworden.
Was die in weiten Teilen rechtsextreme AfD angeht, so ist in Bremen dagegen sofortiges Aufwachen angesagt. Das Ergebnis geht eher Richtung 20 als Richtung zehn Prozent. Wer meinte, die AfD werde im eher linken Bremen ewig in einstelligen Niederungen herumdümpeln, hat sich getäuscht. Es gibt keinen Grund anzunehmen, Bremen sei in dieser Hinsicht ein glückseliger Ort.