Herr Feld, Sie mussten sich auf die Deutschland- und Bremenrede vorbereiten. Der Deutschlandteil dürfte kein Problem gewesen sein – wie sieht es mit Bremen aus? Haben Sie sich ortskundigen Rat geholt?
Lars P. Feld: Das habe ich nicht gemacht. Es ist auch nicht so, dass mir Bremen unbekannt wäre, aber natürlich hat mich der Bremen-Teil vor gewisse Probleme gestellt. Ich bin Ökonom, und dabei stehen Fragen zur Bürgerschaft und ihrem Engagement nicht unbedingt im Vordergrund. Ökonomisch hat mich bislang mit Bremen die Frage verbunden, wie es mit den öffentlichen Finanzen aussieht – und da ist Bremen ja nicht gerade ein Aushängeschild großer finanzpolitischer Solidität. Deswegen habe ich mich an dieser Stelle eher etwas zurückgehalten, anstatt über die Finanzpolitik in Bremen zu lästern.
Im Gegensatz zur launigen Gästerede soll die Deutschland- und Bremenrede ja „anspruchsvoll, tiefgehend und eher getragen“ sein. Kommt einem dabei die aktuell trübe Stimmung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sogar entgegen?
In gewisser Weise schon. Man will aber auch nicht die Party crashen und schlechte Stimmung verbreiten, indem man ständig betont, wie schwierig die Lage ist. Das trifft ja nicht nur auf Deutschland zu, sondern hat auch immer einen Bremen-Bezug. Zum Beispiel, wenn wir über Transformationen zur Klimaneutralität reden – und die Frage, ob das mit Subventionen geschafft werden soll. Bremen hat ein großes Mercedes-Werk, was passiert mit der Automobilindustrie? Dabei muss man sich insgesamt überlegen, was die Lösung für die derzeitige Lage sein kann: Wo müssen wir hin, was brauchen wir? Das habe ich zu einem wesentlichen Teil meiner Rede gemacht.
Die Eiswette ist eine Traditionsveranstaltung, verkörpert aber nach ihrem Selbstverständnis auch Werte, die einige Menschen heute vermissen. Was könnte sich Ihrer Ansicht nach aus diesem Umfeld gerne auf die Gesellschaft übertragen?
Zusammenhalt ist ein wichtiges Stichwort für die gesellschaftlichen Notwendigkeiten, die wir heute haben. Es braucht eine Rückbesinnung auf eigene Stärken, die es ermöglichen, den Zusammenhalt zu leben und anderen zu helfen. Das ist ein Signal der Eiswette und auch der Schaffermahlzeit, bei der ich im vergangenen Jahr zu Gast war: Wir brauchen die Wirtschaftsstärke, um den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu sichern.
Das Gespräch führte Felix Wendler.