Bereits vor zwei Wochen hatte Lloyd-Werft-Vorstand Rüdiger Pallentin von Kurzarbeit gesprochen. Jetzt heißt es, sie soll auf der Werft ab Oktober beginnen. Der Vorstand hält sich dazu bedeckt.
Steht bei der Lloyd-Werft in Bremerhaven bereits ab Oktober Kurzarbeit an? Radio Bremen hat darüber berichtet und vermeldet, dass es demnach nur noch letzte Abstimmungen, unter anderem mit der Agentur für Arbeit, gebe. Mit dem Kurzarbeitergeld der Arbeitsagentur soll die Auftragsflaute überbrückt werden. Weder Betriebsrat noch Geschäftsführung wollten sich dazu äußern. Unwahrscheinlich ist dieses Szenario aber nicht: Vor zwei Wochen hatte Vorstandssprecher Rüdiger Pallentin am Rande der Schiffbaumesse SMM in Hamburg gesagt, die Lloyd-Werft schließe Kurzarbeit in absehbarer Zeit nicht aus. Ein konkreter Zeitpunkt sei aber nicht vorhersehbar.
Vor ein paar Monaten sah die mögliche Auftragslage für die Werft dagegen geradezu noch großartig aus: Die malaysische Genting-Gruppe hatte die Lloyd-Werft zum Jahreswechsel 2015/2016 komplett übernommen, um von ihr mehrere Kreuzfahrtschiffe bauen zu lassen. Im April hatte Genting Werften in Wismar, Rostock und Stralsund gekauft und in die Lloyd-Werft-Gruppe integriert. Schließlich verkündete Genting überraschend, dass die Milliarden-Aufträge für geplante Kreuzfahrtschiffe ausschließlich an den drei neu erworbenen Werftenstandorten in Mecklenburg-Vorpommern realisiert werden sollen. Das Geschäft bestand auf der Lloyd-Werft in jüngster Vergangenheit vornehmlich aus Reparaturaufträgen. Dieses Geschäft sei aber ein ganz kurzfristiges, hatte Pallentin betont. Sollten neue Aufträge ausbleiben, müsse Kurzarbeit angemeldet werden. Auf der Lloyd-Werft gibt es etwa 430 Beschäftigte.
Es wäre nicht die erste Krise, durch die die Lloyd-Werft müsste. So führte 2004 der letzte Kreuzfahrtschiff-Neubau dazu, dass das Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen musste: Im Januar 2004 wurde das etwa 300 Millionen Euro teure Kreuzfahrtschiff „Pride of America“ 100 Tage vor der Ablieferung an die Norwegian Cruise Line durch einen schweren Sturm an die Kaimauer gedrückt, es havarierte und sank auf den Grund des Hafenbeckens – einer der größten Rückschläge in der über 150-jährigen abwechslungsreichen Firmengeschichte.