Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Mietvertrag endet im Dezember Größte Bremer Methadonpraxis bald im Container

Bis Dezember kann das Ameos Poliklinikum eine Substitionsbehandlung noch am bisherigen Standort anbieten. Ein neues Domizil ist bislang nicht gefunden. Die CDU sieht die Gesundheitssenatorin in der Pflcht.
07.10.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Größte Bremer Methadonpraxis bald im Container
Von Timo Thalmann

Knapp drei Monate, bevor das Ameos Poliklinikum aus seinen bisherigen Räumlichkeiten am Richtweg auszieht, ist weiterhin unklar, wie und wo ab 1. Januar kommenden Jahres die Substitution von Drogenabhängigen in Bremen stattfindet. Rund 340 Patienten erhalten bislang unweit des Finanzamtes regelmäßig Methadon und andere Medikamente als medizinischen Ersatz für Heroin. Das ermöglicht den Betroffenen den Ausstieg aus der illegalen Drogenszene.

Die Antwort des Senats auf Nachfragen der FDP-Fraktion zur Zukunft der Substitutionspraxis lässt viele Fragen offen. Klar ist demnach allein, dass nach aktueller Einschätzung des Gesundheitsressorts ein nahtloser Übergang an eine neue Adresse wohl nicht zustande kommt. „Es wurden noch keine neuen Räumlichkeiten angemietet, da keines der beiden avisierten Objekte fristgerecht bezugsfähig ist“, heißt es in der Antwort.

Container als Zwischenlösung notwendig

Die Anmietung der beiden infrage kommenden Gebäude hänge von ihrer „Sanierung und der Bauplanung einschließlich aller notwendig zu genehmigenden Anträge ab“. Die Folge: „Es ist in jedem Fall zwischenzeitlich eine Containerlösung zum Betrieb der Substitutionspraxis notwendig.“ Welche Objekte derzeit geprüft werden und für wie lange die Container die Zeit überbrücken sollen, geht aus den Antworten des Senats nicht hervor. Bekannt ist aber, dass Ameos über ein Haus Ecke Breitenweg/Friedrich-Rauers-Straße verhandelt. Auch zu möglichen Standorten der Container liefert das Ressort keine Informationen. 

„Es sind darum zahlreiche Details offen, die ich gerne in der jüngsten Gesundheitsdeputation nachgefragt hätte“, sagt Sina Dertwinkel, drogenpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Doch eine übervolle Tagesordnung verhinderte eine vertiefte Beratung dieses Punktes am vorigen Donnerstag. Mit Zustimmung der FDP ist das Thema auf Anfang November vertagt worden.

Seit Monaten ergebnislose Suche

Falls bis dahin nicht weitergehende Antworten vorliegen, werde die Zeit für Lösungen knapp, kritisiert Dertwinkel. Sie wirft der Gesundheitssenatorin ein zu geringes Engagement vor. „Wenn die größte Praxis für Drogensubstitution in Bremen umziehen muss, reicht es nicht aus, wenn sich die Senatorin bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten darauf beschränkt, Kontakte zu potenziellen Vermietern herzustellen.“ Hier erwarte sie einen aktiveren Einsatz.

Ähnlich hatte sich bereits Ende August Dertwinkels Fraktionskollege Rainer Bensch (CDU) geäußert. Zu diesem Zeitpunkt stand die Kündigung für die Methadonausgabe am Richtweg noch für den 31. Oktober im Kalender, bevor eine Verlängerung der Mietfrist bis Ende des Jahres ausgehandelt werden konnte. 

Substitutionsbehandlungen stark nachgefragt

Die jetzt angestrebte Notlösung wird nach Darstellung des Gesundheitsressorts rund 20.000 Euro für das Aufstellen, die Miete und das Herrichten der Container kosten, die die Ameos-Gruppe als Betreiber zu übernehmen hätte. Wie der Klinikkonzern diese Aussicht bewertet oder ob er auch bereit ist, die Containerlösung mitzutragen, ist nicht bekannt. Entsprechende Anfragen des WESER-KURIER blieben bis Freitag unbeantwortet. Im Gesundheitsressort spricht man von einem „regelmäßigem Kontakt mit dem Poliklinikum“ bei der Suche nach Lösungen.

Lesen Sie auch

Die dürfen aus Sicht der Opposition auch größer ausfallen, denn der Bedarf für Substitutionsbehandlungen sei höher, als die 340 aktuell behandelten Fälle, sagt Dertwinkel mit Verweis auf die Senatsantwort. Allerdings dürfte weniger die Größe der Räumlichkeiten, als vielmehr die Zahl der Suchtmediziner in der Praxis die Behandlungsmöglichkeiten begrenzen. Neben dem Ameos Poliklinikum bieten in Bremen auch niedergelassene Haus- und Fachärzte Substitutionsbehandlungen für Drogensüchtige an.

Auch die gemeinnützige Comeback GmbH engagiert sich: Für knapp 90 Männer und rund 60 Frauen werden entsprechende medizinische Kapazitäten vorgehalten, wie aus dem Jahresbericht 2022 hervorgeht. Die Vergabestellen und Treffpunkte für ergänzende psychotherapeutische Hilfen liegen räumlich getrennt von den übrigen Hilfsangeboten von Comeback, wie etwa dem Drogenkonsumraum an der Friedrich-Rauers-Straße oder den Beratungsstellen im Tivolihochhaus am Hauptbahnhof. Damit sollen zufällige Begegnungen der Substituierten mit anderen Drogensüchtigen zumindest erschwert werden. Das muss laut Dertwinkel auch für den künftigen Standort des Poliklinikums gelten.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)