Was sagen junge Menschen, wie ihr Arbeitsplatz in zwanzig Jahren aussehen wird und welche Qualifikationen sie dafür brauchen? Keine Ahnung! Digitale Technologien verändern die Lebens- und Arbeitswelt rapide und machen sie komplexer. Wissen, das in Schule oder Ausbildung erworben wurde, ist nicht mehr die Ressource, mit der sich Zukunft planen lässt. Fähigkeiten werden wichtiger: Kreativität, Lösungskompetenz, Kooperation und kritische Verantwortung.
Es gibt Studien, die besagen, dass eine Vielzahl der Jobs, die es in zehn Jahren geben wird, heute noch nicht erfunden ist. Viele fordern, die Schulen mit digitalen Technologien auszustatten, damit Schülerinnen und Schüler die entsprechenden Kompetenzen lernen können. Und ja, natürlich brauchen Lehreinrichtungen zeitgemäße Infrastruktur und Medien. Das war schon immer so. PC, Tablet, Smartboard und WLAN an sich vermitteln aber genauso wenig digitale Bildung wie ein Overhead-Projektor Geografie-Kenntnisse. Sie sind schlicht Werkzeuge.
Schulen brauchen moderne Konzepte zum Lernen und Lehrende den Raum, um diese gestalten zu können. Um die künftige Arbeitswelt meistern zu können, müssen junge Menschen lernen, Unmengen von Informationen aus unterschiedlichsten Kanälen sinnvoll zu nutzen, Lösungen für Fragestellungen zu finden und in Teams interdisziplinär zu kooperieren. Sie müssen kritisch hinterfragen, was sich mit neuen Technologien erschaffen lässt – und in welchem Maße wir diese nutzen wollen.
Bei allen technologischen Chancen, die beispielsweise Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge oder Blockchain bieten: Sollten wir wirklich alles machen, was machbar ist? Als demokratische Gesellschaft müssen wir ernsthaft darüber debattieren, wo die Grenzen der Sinnhaftigkeit liegen. Dafür brauchen wir Menschen, die diese ethische Diskussion führen können. Übrigens auch in Unternehmen: Diese brauchen helle Köpfe, die Entwicklungen reflektieren und mit Mut und Neugier die Initiative ergreifen, statt digitalen Trends hinterherzulaufen.
Wir müssen uns also weniger Sorgen darüber machen, dass Kinder nicht mit digitalen Technologien umgehen können. Ein Tablet bedient jedes Grundschulkind intuitiv. Vielmehr müssen wir digitale Bildung mit den richtigen Lernkonzepten fördern – auch in der betrieblichen Weiterbildung. Kinder, Jugendliche und Erwachsene müssen die Fähigkeit entwickeln, kreativ, kritisch und kollaborativ mit den Herausforderungen der Digitalisierung umzugehen.
Unser Gastautor ist seit mehr als zwanzig Jahren Geschäftsführer der team neusta Gesellschaft HEC GmbH. Haase beschäftigt sich intensiv mit der Organisations- und Personalentwicklung.