Nicht an allen international geplanten Weltraumprojekten sind Bremer Raumfahrtunternehmen beteiligt – aber an sehr vielen. Weltraumexploration Made in Bremen hat Tradition und die wird von den beiden führenden Industrieunternehmen OHB und Airbus Defense and Space auch weiterhin intensiv gepflegt. So wurden unter anderem das Columbus-Labor der Internationalen Raumstation (ISS), die ATV-Raumtransporter für die ISS Made in Bremen entwickelt und gebaut. Es gibt zahlreiche internationale Projekte, an denen Bremer Firmen beteiligt sind – etwa an der Sonde Solar Orbiter durch OHB, die sich der Sonne bis auf 42 Millionen Kilometer nähert, oder die OHB-Kooperation mit Israel Aerospace Industries: Dabei geht es um die Entwicklung eines Mondlandesystems für Nutzlasten von bis zu 150 Kilogramm Gewicht. Beteiligt sind an den Großprojekten in der Regel auch immer Zulieferer aus der Hansestadt und dem niedersächsischen Umland.
Eines der prominentesten Beispiele der Gegenwart und Zukunft ist das US-Raumschiff Orion. Die US-Weltraumbehörde Nasa hatte für die Entwicklung und Bau eines dafür systemrelevanten Moduls erstmals nicht ein US-Unternehmen beauftragt: Der Auftrag ging über die Europäische Weltraumorganisation Esa, die an der sogenannten Nasa-Artemis-Mission zur Mondumlaufbahn und später zum Mond beteiligt ist, an Airbus Defence and Space (DS) in Bremen.
Als Hauptauftragnehmer eines Industriekonsortiums aus zehn europäischen Ländern hatte Airbus DS im Oktober bereits das zweite europäische Servicemodul (ESM) an die Nasa ausgeliefert. Das ESM, das unter anderem für den Antrieb, die Energieversorgung und die Wärmeregulierung des Nasa-Raumschiffs sorgt, gilt als das Herzstück. Im Frühjahr ist der Start des ersten Orion-Raumschiffs vorgesehen – allerdings unbemannt.
Am ESM-Modul Nummer III wird bereits in den Reinräumen von Airbus DS in Bremen gearbeitet. Davon profitieren auch andere Unternehmen: OHB ist beispielsweise über eine schwedische Tochterfirma an dem Projekt beteiligt, die das Antriebsqualifikationsmodell – die Plattform für die Antriebstests des ESM – integriert und getestet hat. Das Bremer Unternehmen Anton Christophers lieferte dafür unter anderem vier Edelstahltanks.
Und für die Module IV bis VI gab es Anfang 2021 den Zuschlag mit einem Volumen von mehr als 650 Millionen Euro. Für die ESM VII bis IX hat Airbus DS bereits Angebote abgegeben. Kommen die Aufträge zustande, wäre die Herstellung eines Moduls pro Jahr eine Art Serienfertigung – zumindest für die Raumfahrtindustrie.
Orion soll später zum Aufbau des Lunar Gateway eingesetzt werden. Die geplante Raumstation, hinter der mehrere Nationen stehen, ist Bestandteil des Artemis-Programms. Lunar Gateway soll auf einer elliptischen Umlaufbahn im Mondorbit als Basislager für Missionen zur Mondoberfläche genutzt werden.