Laut Innenbehörde hat die Zahl der Polizeieinsätze in Bremen 2023 einen „historischen Höchststand“ erreicht. Rund ein Viertel entfielen auf den Bereich Innenstadt und östliche Vorstadt. Dies ist einer quartalsweise zusammengestellten Statistik zu entnehmen, die das Ressort auf Bitte der FDP vorgelegt hat. Häufigste Anlässe für das Ausrücken der Polizei waren Einbrüche und Verkehrsunfälle.
Die wenigsten Einsätze wurden mit 25.621 im ersten Quartal registriert. Nach Angaben der Behörde ist das ein normaler Vorgang zu Jahresbeginn. Im zweiten Quartal und im Sommer stieg diese Zahl erst auf 29.188, dann auf 30.343 an, im letzten Quartal 2023 waren es – trotz der angestiegenen Kfz-Aufbrüche in Parkhäusern im Herbst – 28.565 Einsätze.
Der Anteil der Einsätze, die allein auf das Polizeikommissariat Mitte entfielen, lag zu Beginn des Jahres bei 21,93 Prozent, in den folgenden drei Quartalen jeweils bei knapp über 23 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutete dies zwischen 5618 und 7020 Einsätze pro Quartal für die Innenstadt, insgesamt waren es 2023 in diesem Bereich 26.026 Einsätze. Was, wie die Innenbehörde betont, nicht mit der Zahl der Straftaten gleichzusetzen ist. Diese Statistik führt lediglich aus, wie oft die Polizei ausrückte. Nicht auf jedem Einsatz erfolgte das, was die Behörde als „polizeiliches Tätigwerden“ bezeichnet, wie etwa das Erstellen von Strafanzeigen, Verkehrsunfallberichten oder Anzeigen wegen einer Ordnungswidrigkeit.
Der deutliche Anstieg der Einsätze insgesamt ist aus Sicht der Innenbehörde alles andere als normal. Dass davon aber fast ein Viertel allein auf den Innenstadtbereich entfiel, sei nicht überraschend. Dies resultiere aus den besonderen Gegebenheiten: Der Innenstadtkern, wozu für den Bericht auch das Ostertor- und das Steintorviertel gezählt wurden, wird von Bremer Bürgern und Touristen stark frequentiert. Es gibt unzählige Geschäfte und die entsprechenden Kundenströme sowie zahlreiche Parkflächen und Parkhäuser. Hinzu kommen als weitere Publikumsmagneten das Messegelände mit seinen Großveranstaltungen sowie die Discomeile. Schließlich der Hauptbahnhof als Verkehrsknotenpunkt für Busse und Bahnen und als Anziehungspunkt für soziale Randgruppen.
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Daraus entstünde eine Vielzahl von „Tatgelegenheitsstrukturen“, unter anderem für Taschen- und Ladendiebstahl, Raub oder Gewalttaten unter Alkohol- beziehungsweise Drogeneinfluss. Auch ein Großteil des Drogenhandels, der immer wieder zu Polizeieinsätzen führe, finde in diesem Bereich statt. Aus kriminologischer Sicht könne die Innenstadt daher nicht mit anderen Stadtteilen verglichen werden.
Verbales Scharmützel
In der Innendeputation führte dieser Sachstandsbericht zu einem kurzen verbalen Scharmützel zwischen FDP und Grünen. Marcel Schröder (FDP) sprach angesichts der Tatsache, dass fast ein Viertel aller Polizeieinsätze im Innenstadtbereich stattfindet, von einem „Angstraum“. Woraufhin ihm Michael Labetzke (Grüne) schlechten Debattenstil vorwarf. „Sie versuchen ständig, den Leuten einzureden, wie schlimm und unsicher Bremen ist.“ Das sei unsachlich und nicht zielführend. Die steigenden Zahlen hingen auch damit zusammen, dass die Polizei im Innenstadtbereich stärker kontrollieren würde, betonte Labetzke. „Was sagen Sie eigentlich der Polizei?“, fragte er in Richtung Opposition. „Dass die ihren Job nicht macht? Dass alle ihre Konzepte nicht greifen?“
Schröder wies dies zurück, wollte seine Äußerungen nicht in Richtung Polizei, sondern an die Adresse der Landesregierung verstanden wissen. „Die Zahlen sind Fakt. Wir haben einen historischen Höchststand an Einsätzen.“ Darauf hinzuweisen, sei das gute Recht und Aufgabe der Opposition. „Unsere Botschaft lautet: Räumen Sie der Sicherheit in Bremen oberste Priorität ein.“
Die „Top-5-Anlässe“ für Einsätze der Polizei im Innenstadtbereich waren 2023 durch alle Quartale relativ konstant. An der Spitze stand jeweils Hausfriedensbruch (Einbrüche) mit zwischen rund 470 und 560 Einsätzen pro Quartal, gefolgt zumeist von Verkehrsunfällen ohne Verletzte sowie Diebstahl und Verkehrsbehinderungen.
Im dritten und vierten Quartal gelangten auch Körperverletzungen der „Kategorie 1“ unter die ersten fünf Plätze. „Kategorie 1“ steht für Einsätze mit höchster Dringlichkeitsstufe, in denen das vorgegebene Ziel lautet, dass die Polizei in maximal acht Minuten vor Ort ist. Auf Rang drei der Anlässe für das Ausrücken der Polizei rangierte im vierten Quartal 2023 mit 386 Einsätzen Einbruchsdiebstahl in Kraftfahrzeuge.