„Heute ganztägig geschlossen“ – mit solchen oder ähnlichen Hinweisen an den Türen werden Apotheken in Bremen und Niedersachsen am Mittwoch, 14. Juni, auf einen bundesweiten Protesttag hinweisen. Die Aktion, zu der die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände aufgerufen hat, richtet sich gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Die Apotheken sehen die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung gefährdet.
Wie viele Apotheken bleiben am 14. Juni in Bremen geschlossen?
„Aktuell gehen wir davon aus, dass sich mehr als 80 Prozent der Apotheken im Land Bremen an der Protestaktion beteiligen und ganztägig geschlossen bleiben“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Bremer Apothekerverbands, Thomas Real, bereits in der vergangenen Woche. „In einigen Bereichen werden es sogar 100 Prozent sein, in Horn oder Oberneuland zum Beispiel.“ Welche Apotheken konkret geschlossen sein werden, dazu gibt es keine Liste. „Es gibt keine Anzeige- oder Meldepflicht, wahrscheinlich werden sich auch noch einige spontan anschließen“, so Klaus Scholz, Präsident der Apothekerkammer.
Was bedeutet das für Patienten, die Arzneimittel benötigen?
Die Versorgung in Bremen und Bremerhaven wird an dem Protesttag laut Kammer und Verband über den regulären Notdienst aufrechterhalten. Auf der Internetseite apothekerkammer-bremen.de gibt es einen Link zur Suche nach Apotheken, die am 14. Juni diese Dienste übernehmen. Der WESER-KURIER informiert ebenfalls täglich über Apotheken-Notdienste für Bremen.
Wie können sich Patienten auf den Protesttag vorbereiten?
„Patienten mit einem planbaren Bedarf an Arzneimitteln sollten vor dem 14. Juni die Rezepte besorgen und entsprechend frühzeitig in der Apotheke einreichen“, empfiehlt Scholz. Dies gelte zum Beispiel für Menschen, die regelmäßig, also täglich und ohne Pause bestimmte Medikamente einnehmen müssten. Sie sollten nachsehen, ob sie noch genügend Tabletten haben. „Frühzeitig auch deshalb, weil es nach wie vor eine Reihe von Lieferengpässen gibt und ein bestimmtes Medikament womöglich nicht vorrätig ist“, so der Kammer-Präsident.
Was sind die Gründe für die Aktion – und was fordern die Apotheken?
„Unsere Maxime ist die Versorgung der Patienten. Mit den Problemen, die sich seit Jahren immer weiter verschärfen, werden die Apotheken von der Politik komplett alleine gelassen“, betont Real und zählt einige dieser Schwierigkeiten auf: „Personalnot, Nachwuchsmangel, zunehmende Bürokratie, Lieferengpässe und eine jahrelange Unterfinanzierung.“ Trotz steigender Kosten und der Inflationsentwicklung hätten die Apotheken in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten, kritisiert der Deutsche Apothekerverband in einer Mitteilung zu dem bundesweiten Protesttag. Über diese schwierige Lage müsse die Bevölkerung aufgeklärt werden.
„Damit muss jetzt einmal Schluss sein, wir stehen mit der Faust in der Kitteltasche da“, betont Real. „Das gefährdet die Existenz von Apotheken, immer mehr müssen schließen, und die Politik ignoriert die Missstände. Werden die Probleme nicht beseitigt, sehen wir den gesetzlichen Versorgungsauftrag der Apotheken immer mehr in Gefahr.“ Die anhaltenden Lieferengpässe bedeuteten zum Beispiel, dass täglich von den Mitarbeitern improvisiert und Rücksprache mit Ärzten gehalten werden müsse. Dies koste immens viel Zeit und verursache Frust bei allen Beteiligten. Zu den Forderungen zähle außerdem, dass die Qualität in der Arzneimittelversorgung wieder mehr Berücksichtigung bei der Preisgestaltung finden müsse: Das „Hauptsache billig“ müsse aufhören.
Die Verbände warnen, dass die Zahl der Apotheken bundesweit seit Jahren abnimmt – wie macht sich diese Entwicklung in Bremen bemerkbar?
Vor Kurzem hat laut dem Bremer Verband eine Apotheke in der Lloydpassage mitten in der Innenstadt geschlossen. Dies setze eine jahrelange Entwicklung fort: Wie der WESER-KURIER laut einer Erhebung der Apothekerkammer berichtete, gab es 1990 im kleinsten Bundesland 194 Apotheken, heute liege die Zahl bei knapp mehr als 130. Bundesweit wurde in diesem Jahr ein Tiefststand erreicht: Ende März gab es in Deutschland noch 17.939 Apotheken, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände meldete – der niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren.