Regen, Regen und nochmals Regen: Bremen erlebt den nassesten Winter, den Meteorologen je gemessen haben. Bis einschließlich Dienstag hat der Deutsche Wetterdienst seit Anfang Dezember 287,8 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen. Spätestens mit der Regenfront, die am Mittwochabend über die Region zog, ist der bisherige Rekordwert von 288 Litern überschritten. Nach einer eher trockenen zweiten Januarhälfte sorgen die Regenfälle des Februars wieder für Probleme: Grundwasser drückt in die Keller, an Gewässern steigt die Hochwassergefahr und Landwirte blicken weiterhin auf überflutete Nutzflächen.
Dass es auch Autofahrer treffen kann, zeigte sich am Mittwoch auf der A 27 in Richtung Bremerhaven. Zwischen den Anschlussstellen Hagen und Uthlede wurden sämtliche Fahrbahnen auf unbestimmte Zeit gesperrt. Hintergrund ist eine mögliche Unterspülung. Wie die Autobahn GmbH mitteilte, besteht aufgrund eines instabilen Grabendurchlasses die Gefahr des Absackens der Fahrbahn. Sie prüfe nun eine zeitnahe Notsanierung sowie einen anschließenden Neubau.
Aller und Leine erreichen höchste Meldestufe
Südlich von Bremen haben die Pegel der Unterläufe von Aller und Leine am Mittwoch wieder die höchste Meldestufe erreicht. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz warnte davor, dass es zu Überschwemmungen von land- und forstwirtschaftlichen Flächen kommt. Auch Wohngrundstücke, Straßen und Keller könnten überflutet werden.
In Borgfeld haben die Niederschläge auch den Pegel der Wümme steigen lassen. Die Sturmflut- und Hochwasserzentrale von Umweltressort und Feuerwehr erwartet aber nicht das Niveau von Weihnachten. Vorsorglich hat die Feuerwehr am Erbrichter Weg ein Hochwasserschutzsystem in Stellung gebracht.
In Timmersloh ist für den Milchbauern Carsten Schnakenberg völlig unklar, wann er seine überfluteten Wiesen wieder nutzen kann. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie in dieser Jahreszeit unter Wasser stehen. Das Problem ist der lange Zeitraum“, erläuterte Schnakenberg, der auch zweiter Vizepräsident des Bremischen Landwirtschaftsverbands ist. Der Großteil der Flächen stünde seit November unter Wasser. In der gesamten Region seien Bauern von diesem Problem betroffen „Das Grünland braucht Sauerstoff, sonst verfault es“, betonte der Landwirt. Um im Mai gemähtes Gras als Futter zu nutzen, müsse er es im März neu aussähen. „Wenn es so weitergeht, wird das aber erst im April möglich sein.“
Ein weiteres Problem ist die Gülle der Milchkühe, die Schnakenberg nicht auf seinen Wiesen ausbringen kann. In etwa zehn Tagen sei die Güllegrube voll. Ein Abtransport in andere Regionen sei möglich, aber teuer. „Dabei ist Gülle eigentlich ein kostbares Düngemittel. In normalen Zeiten würde ich eher Geld erhalten, wenn ich sie abgebe“, schilderte der Milchbauer.
Keller stehen wieder unter Wasser
Im dicht besiedelten Stadtgebiet drückt das Grundwasser derweil wieder in einige Gebäude. Inga Otten hatte sich gefreut, dass sie ihren Keller in Walle 18 Tage trockenen Fußes betreten konnte. Von einer Freundin lieh sie einen Bautrockner aus, um die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk zu bekommen. Am 7. Februar ging es aber wieder los, zwei Räume füllten sich mit Grundwasser. „Es scheint sich zu einer ‚never ending story’ zu entwickeln“, klagt die Bremerin. Ähnliches berichtet auch Rainer de Haan aus Horn-Lehe, in dessen Altbaukeller sich im Februar ebenfalls wieder Pfützen gebildet haben.
Laut Umweltressort sind die Grundwasserpegel in Findorff, Schwachhausen, Horn, Borgfeld und Huchting im Vergleich zu Ende Januar wieder gestiegen. „Die Werte erreichen derzeit jedoch an keinem Messgerät die Werte von Weihnachten oder dem Jahreswechsel“, erläuterte Sprecherin Ramona Schlee. In Borgfeld stand das Grundwasser am Mittwoch beispielsweise 1,60 Meter höher als im Normalfall, die historische Höchstmarke war am 24. Dezember mit 1,86 Metern verzeichnet worden. Auch Huchting hatte am 4. Januar mit 3,33 Metern ein neues Allzeithoch vermeldet. Dort waren es am Mittwoch 3,15 Meter über Normalnull.