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Überschaubarer Erfolg Schlechte Verbindung bei BSAG-Internet

Nicht nur wegen der schlechten Verbindung stößt das freie WLAN in einigen Bussen und Bahnen der BSAG auf wenig Begeisterung - auch ist das Datenvolumen von 50 MB geradezu minimalistisch.
26.01.2017, 00:00 Uhr
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Schlechte Verbindung bei BSAG-Internet
Von Katharina Elsner

Nicht nur wegen der schlechten Verbindung stößt das freie WLAN in einigen Bussen und Bahnen der BSAG auf wenig Begeisterung - auch ist das Datenvolumen von 50 MB geradezu minimalistisch.

Die Verbindung ist tot. Dabei hat der Aufkleber auf dem Fenster der Straßenbahn, der mit dem Punkt und den drei gekrümmten Linien, versprochen, dass es hier Internet gibt. Aber es passiert: Nichts. „Sorry, offline“, heißt es auf dem Bildschirm des Smartphones – und das drei Mal, in drei verschiedenen Zügen der Linien 6 und 4.

Es ist nur eine Stichprobe, keine repräsentative Fahrt quer durch Bremen. Aber nachdem die BSAG seit einem halben Jahr freies WLAN in Bussen und Bahnen anbietet, erwartet man doch ein wenig mehr. Ende Januar läuft die Testphase bereits wieder aus.

Auch die Freifunker in Bremen finden wenig Gefallen an dem WLAN. Die Freifunker sind eine Gruppe von Menschen, die versuchen, ein Datennetz quer durch die Stadt zu knüpfen, indem Nutzer ihre WLAN-Router zur Verfügung stellen. Das BSAG-WLAN sei überflüssig, teuer und funktioniere meist nicht, so ihre Kritik.

Router möglicherweise überlastet

Die BSAG verweist auf die Vielzahl technischer Geräte an Bord. Möglicherweise komme der Router nicht gegen die anderen digitalen Datenfresser wie die Fahrzeugsteuerung oder das Infosystem für Fahrgäste an. Außerdem sei der Routerzugang begrenzt, sagt BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer.

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Heißt: Wenn zu viele Leute in der Bahn sitzen, die vielleicht Musik oder Videos streamen, ist der Router überlastet. Wobei Meyer auch zugibt: Wenn er sich manchmal das E-Paper des WESER-KURIER lade, überschreite das schon die 50-MB-Grenze. So viel gesteht die BSAG Nutzern pro Tag zu. Aber ist es nicht das, was die Passagiere hauptsächlich machen, wenn sie zur Uni oder Arbeit fahren?

Spotify oder Radio hören, Videos angucken, Facebook, Nachrichten checken? Anwendungen, die viel Daten verbrauchen. „Jedes normale Youtube-Video ist größer“, kritisiert Julian Kornberger von den Freifunkern. Nach Angaben der BSAG erreichen nur fünf bis 15 Prozent der Nutzer die 50-MB-Grenze. Außerdem wolle sie keine Plattform fürs Streaming bieten.

50 MB wirken wie "Peanuts"

Was genau die WLAN-Nutzer mit ihren Smartphones treiben, will die BSAG noch auswerten. Rainer Hamann, der für die SPD in der Bürgerschaft sitzt und sich viel mit Informationsfreiheit beschäftigt, vermutet, dass diejenigen, die das Internet regelmäßig nutzen, sowieso Datenpakete gekauft haben.

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Viele Handytarife haben inzwischen unbegrenztes Datenvolumen, bei den günstigsten sind oft ein oder zwei Gigabyte inklusive. Die 50 MB, die die Bremer Straßenbahnbetriebe anbieten, wirken dagegen wie „Peanuts“. Zur Erinnerung: Ein Gigabyte sind 1000 Megabyte. Für Miriam Strunge, die medienpolitische Sprecherin der Linken, ist klar – Bremen brauche ein flächendeckendes WLAN, dazu zählen für sie sowohl öffentliche Plätze und Haltestellen als auch Busse und Bahnen: „Das Recht auf digitale Teilhabe muss allen zustehen.“

Bis Ende Februar will die BSAG den Test auswerten und dann entscheiden, ob und wie sie das freie WLAN ausbaut und ob man es als Standardausrüstung gleich in die knapp 70 Bahnen einbaut, die sowieso schon geplant sind. 1500 Euro kostet es, einen Bus mit WLAN auszustatten, knapp 4500 Euro für eine Straßenbahn.

Vor allem diejenigen mit weniger Geld profitieren

Dazu kämen weitere Kosten, technische Geräte müssen gewartet, repariert oder ausgetauscht werden – insgesamt müsste die BSAG fast eine halbe Million Euro pro Jahr investieren. Das geht aus einer Anfrage der SPD-Fraktion an den Senat vom August 2016 hervor.

Das dürfe sich aber nicht in einer Erhöhung der Ticketpreise niederschlagen, findet Miriam Strunge. Genau das ist für BSAG-Sprecher Meyer aber unausweichlich – auch wenn er noch keine konkreten Beträge nennen will. Nach Einschätzung des SPD-Experten Hamann würde es sich eher um Centbeträge handeln. Und von freiem WLAN profitierten gerade diejenigen, die weniger Geld im Monat zur Verfügung hätten, sagt Strunge; also alle, die sich keine Handytarife mit mehreren Gigabyte mobiler Daten leisten könnten.

Wäre WLAN im Rest der Stadt flächendeckend ausgebaut, bräuchte die BSAG keinen kostenlosen Internetzugang, sagte die Linken-Politikerin Strunge. Bis jetzt ist das aber noch nicht der Fall. Strunge kritisiert, dass Bremens Zuschüsse für den städtischen Nahverkehr in den vergangenen Jahren gesunken seien.

Zuschüsse seit 2011 gekürzt

Ein Blick in die Geschäftsberichte der BSAG zeigt: Bremen zahlt einen vertraglich geregelten Zuschuss, den Verlustausgleich für das stadteigene Unternehmen. Seit 2011 wurden diese Zuschüsse gekürzt, von circa 56 Millionen auf gut 50 Millionen Euro im Jahr 2016. Gleichzeitig aber hat Bremen Geld vom Bund bekommen, gut sechs Millionen Euro aus dem Programm der sogenannten Digitalen Dividende II.

Einen Teil davon nutzt der Senat, um Stadtämter, das Standesamt oder das Amtsgericht Bremen mit WLAN auszustatten. Von den knapp 400.000 Euro sind bisher allerdings nur 126.000 Euro investiert worden. Neun Orte wurden ausgerüstet, fünf weitere sollen bis Februar 2017 folgen. Das teilt das Finanzressort mit. Die Testphase hat die BSAG aber aus eigener Tasche bezahlt, sie hält außerdem Ausschau nach anderen Fördermitteln.

Übrigens: Bei Test Nummer vier, in einem Bus der Linie 27, funktioniert es schließlich doch. Es dauert fast eine Fahrt von Haltestelle zu Haltestelle, vom Wall bis zum Brill, bis das Smartphone das Netz gefunden, sich eingeloggt und das Häkchen hinter die AGB gesetzt hat. Hallo Welt, hallo 2017.

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