Kommt er noch rüber? Oder reicht dafür die Zeit nicht mehr? Christoph Klomburg reckt den Hals. Der Bundespräsident ist soeben am Rathaus eingetroffen, mit Verspätung. Und da das Protokoll vorsieht, dass Frank-Walter Steinmeier auf jeden Fall noch beim Shanty-Chor an den Stufen des Rathauses Station machen muss, bevor er zur Schaffermahlzeit nach drinnen verschwindet, könnte es knapp werden mit einem Abstecher auf die andere Straßenseite.
Dort, an der Bremischen Bürgerschaft, hat Klomburg Stellung bezogen. Er führt einen Betrieb mit Schweinen, Ackerbau, Putenmast und Aufzucht in Barrien bei Syke, und er hat einen Zettel dabei, den er dem Bundespräsidenten am liebsten direkt in die Hand drücken würde. „Unsere Forderungen an die Bundesregierung“ steht darauf. „Es wird Zeit, dass wir darüber reden, wie die Landwirtschaft in Zukunft in Deutschland aussehen soll“, sagt Klomburg, der auch Vorsitzender des Landvolkes Mittelweser ist.

Shantys für den Bundespräsidenten: Frank-Walter Steinmeier war Ehrengast bei der Schaffermahlzeit.
Klomburg ist nicht allein zum Rathaus gekommen. Ein knappes Dutzend Landwirte unterstützt ihn, auch der Geschäftsführer des Bremischen Bauernverbandes, Christian Kluge, ist dabei. Zehn Kindertrecker haben die Demonstranten aufgereiht. „Agrarpolitik macht es schwer, diese Plätze bleiben leer“ oder „Trecker leer = Teller leer“ steht auf Plakaten, die an Frontladern befestigt sind. Tatsächlich sitzt niemand auf diesen Treckern. Die echten Schlepper, knapp 20 Stück, stehen zu der Zeit am Weserstadion. Von dort brechen sie wenig später – Hupkonzert inklusive – zu einer Fahrt zwischen Wall und Martinistraße auf. Die befürchteten Verkehrsbehinderungen halten sich an diesem Tag im Rahmen.
Ein Flugblatt kann Klomburg Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte zustecken, der ebenfalls auf dem Weg zur Schaffermahlzeit ist. Bovenschulte ist pünktlich und nimmt sich Zeit für ein kurzes Gespräch. Warum der Protest stellenweise so wütend sei, will der Bürgermeister unter anderem wissen und denkt dabei an die Blockade des Druckhauses der Nordsee-Zeitung von vor zwei Nächten. „Ganz klar“, sagt Klomburg, „das geht nicht. Das ist nicht die Art, wie wir demonstrieren wollen.“
Zwei, drei Minuten dauert das Gespräch, dann muss Bovenschulte weiter. Als Botschafter auch für die Landwirtschaft gewissermaßen. Denn zum Austausch mit dem Bundespräsidenten kommt es für Klomburg nicht mehr. „Aber immerhin“, sagt er, „immerhin hat der Bürgermeister ja das Papier mit unseren Forderungen. Das kann er beim Essen ja weitergeben.“
