Eine Mehrheit der Bremer ist mit der Arbeit des rot-grün-roten Senats unzufrieden, gleichwohl hätte die amtierende Koalition von SPD, Grünen und Linken nach wie vor eine Mehrheit an der Wahlurne – diese widersprüchliche Botschaft geht von einer repräsentativen Meinungsumfrage aus, die das Institut Infratest Dimap im Auftrag von Radio Bremen durchgeführt hat. Wenn am Sonntag die Bürgerschaft neu gewählt würde, käme die SPD demnach auf 25 Prozent (-4,8 Prozent). Zusammen mit Grünen (14 Prozent) und Linken (13), die jeweils 2,1 Prozentpunkte zulegen, hätte der von Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) geführte Senat weiterhin eine Mehrheit im Landesparlament.
Bei den Oppositionsparteien käme es dagegen zu deutlichen Verschiebungen. Die CDU (22 Prozent) verlöre 4,2 Prozent. Die FDP würde laut Infratest die Rückkehr in die Bürgerschaft deutlich verfehlen. Da sie unterhalb von drei Prozent rangiert, können die Demoskopen für die Liberalen keinen aussagekräftigen Wert angeben. Genau drei Prozent wurden für das Bündnis Deutschland (BD) ermittelt. Für die rechtskonservative Gruppierung würde das einen Absturz um 6,4 Prozent bedeuten. Große Gewinnerin wäre dagegen die AfD. Die Partei, die als Folge interner Streitigkeiten nicht an der Bürgerschaftswahl 2023 teilnehmen durfte, käme aus dem Stand auf 15 Prozent.
Nach ihrer Wunschkoalition befragt, sprechen sich 47 Prozent der Umfrageteilnehmer für eine Zusammmenarbeit aus SPD und CDU aus. 38 Prozent sind für eine Fortführung des bisherigen Regierungsbündnisses, vor allem die Anhänger von Grünen und Linken. Anhänger von CDU und AfD favorisieren ein Zusammengehen von SPD und CDU. Bei SPD-Wählern fällt das Ergebnis denkbar knapp aus: 49 Prozent sind für ein rot-grün-rotes Bündnis, 48 Prozent für eine Verbindung mit der CDU. Die Arbeit des Senats wird von einer Mehrheit der Befragten insgesamt eher negativ beurteilt (53 Prozent). Mit der Regierungsleistung zufrieden zeigten sich 43 Prozent. Keine westddeutsche Landesregierung weist derzeit schlechtere Werte auf.

So würde Bremen aktuell wählen (April 2025)
In den Reihen der Regierungskoalition haben die frischen Zahlen am Montag ein überwiegend positives Echo gefunden. Bürgermeister Andreas Bovenschulte freut sich, "dass der Senat weiterhin eine klare Mehrheit hat und die SPD weiterhin stärkste Kraft ist". Die Werte für seine Partei seien ihm zugleich "Ansporn, in den kommenden Jahren weiter um das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler zu werben und bei der Bürgerschaftswahl nach Möglichkeit ein noch besseres Ergebnis zu erzielen". Grünen-Vorsitzende Franziska Tell sieht in den Umfrageergebnissen einen Auftrag an ihre Partei, bei Themen wie Klima und Umweltschutz weiter an Profil zu gewinnen. Gefragt, ob das in Zukunft häufiger zu Konflikten mit den Regierungspartnern führen könne, sagt Tell: "Das kann sein." Linken-Landeschef Christoph Spehr zeigt sich "ganz zufrieden" mit der Stabilisierung seiner Partei oberhalb der Zehn-Prozent-Marke. Was ihm zu denken gebe, sei das starke Abschneiden der AfD. "In den benachteiligten Stadtteilen sind die Werte bestimmt hoch. Als Koalition müssen wir dorthin wirklich etwas liefern", so Spehr.
Bei der CDU versucht man, angesichts der eigenen Verluste aus anderen demoskopischen Befunden Zuversicht zu schöpfen. Die Umfrage belege: "Die Menschen wollen keine rot-grün-rote Politik mehr", lautet das Fazit von Landeschef Heiko Strohmann. Bürgermeister Bovenschulte habe nach der Wahl 2023 die Möglichkeit gehabt, einen anderen Weg einzuschlagen, und sich dagegen entschieden. "Dafür bekommt er nun die Quittung." FDP-Landeschef Thore Schäck führt das schlechte Abschneiden seiner Partei darauf zurück, dass "die Marke FDP aktuell bundesweit beschädigt ist". Die Themen für eine liberale Partei seien aber vorhanden. Deshalb gelte: "Wir müssen rausgehen und die Menschen überzeugen."
Für den AfD-Landesvorsitzenden Sergej Minich zeigt die Umfrage, "dass die AfD auch in Bremen weiter an Unterstützung gewinnt". Seine Partei sei "die einzige, die konsequent die Interessen der Bürger schützt und sich gegen die verfehlte Politik der etablierten Parteien stellt". BD-Landeschef Jan Timke sieht im Abrutschen seiner Arbeit einen "Weckruf". Die Themen müssten deutlicher gesetzt werden. Auch die Außendarstellung sei verbesserungswürdig.