24. September: Eine fünfköpfige Gruppe junger Männer umkreist am Hillmannplatz drei Passanten, stehlen einem von ihnen ein Portemonnaie. Als der Bestohlene den Dieb verfolgt, zückt der ein Messer und kann entkommen. 23. September: Ein Räuberduo überfällt im Steintor einen Mann. Die Täter schlagen und treten ihr Opfer und entreißen ihm eine Goldkette. 17. September: Eine Gruppe von bis zu sechs Unbekannten überfällt in der Bahnhofsvorstadt zwei 53-Jährige. Als die sich gegen die Antänzer wehren, werden sie mit einem Messer bedroht. 17. September: Zwei unbekannte Täter reißen einer Frau in einem Lokal im Schnoor die Goldkette vom Hals. 16. September: Eine fünfköpfige Gruppe raubt am Bahnhofsplatz zwei Jugendliche aus ...
Ausgewählte Polizeimeldungen aus der vergangenen Woche, die andeuten, was die Innenbehörde auf Anfrage der WESER-KURIER bestätigt: Bremen hat derzeit ein massives Problem mit Straßenraub. Das aktuelle Lagebild zeige gegenüber den beiden Vormonaten "einen erneuten sprunghaften Anstieg der Raubdelikte im Bereich der Bremer Innenstadt", sagt Rose-Gerdts-Schiffler, Sprecherin von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). Die Herkunft der meisten Täter sei bekannt. "Generell hat es die Polizei vermehrt mit strafauffälligen minderjährigen und heranwachsenden Tätern, vornehmlich aus Algerien, Marokko und Tunesien zu tun." Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden, die laut Innenbehörde auf Festnahmen von Tätern, Personenbeschreibungen von Zeugen und Identifizierungen aus polizeiinternen Fahndungen mit Fotos basieren.
Schwierig sei die korrekte Einordnung der Täter und mutmaßlichen Täter. Dafür gibt es bei der Polizei unter anderem zwei unterschiedliche Kategorien – zum einen "Unbegleitete minderjährige Ausländer" (UmA), zum anderen "Junge Zuwanderer", erläutert Gerdts-Schiffler. Als UmA werden nur Personen bezeichnet, die tatsächlich minderjährig sind und sich in Obhut der Stadt befinden. In die Kategorie „Intensivtäter – Junge Zuwanderer“ fallen strafmündige Jugendliche und Heranwachsende, die "eine gewohnheits- oder gewerbsmäßige Begehung von Straftaten mit Schwerpunkt in den Bereichen der Gewalt- und Eigentumskriminalität aufzeigen und bei denen ein gesteigertes Risiko künftigen straffälligen Verhaltens vorhanden ist". Dies können auch UmA sein.
Das Problem sei, dass Personen aufgrund unterschiedlicher Faktoren schnell von der einen in eine andere Kategorie fallen könnten, sagt die Sprecherin des Innensenators. Etwa durch falsche Angaben in der Erstaufnahmestelle oder durch Erkenntnisse aus den Personenfeststellungsverfahren. So gebe es derzeit eine Gruppe von strafauffälligen Ausländern, die sich in Erstaufnahmeeinrichtungen ohne Ausweisdokumente als UmA gemeldet haben, tatsächlich aber vom Jugendamt als volljährig eingestuft wird. Die Größe der Gruppen variiere ohnehin ständig. Viele Personen blieben nur kurz im Stadtgebiet, gingen in Haft oder träten zumindest temporär nicht mehr strafrechtlich in Erscheinung. "Durch die Zuordnung in eine andere Kategorie fällt eine straffauffällige Person aber nicht aus dem Fokus der Polizei", betont Gerdts-Schiffler. "Es wechselt dann lediglich die Sachbearbeitung in eine andere Dienststelle."
Falsche Altersangaben
Exemplarisch hierfür ist der Fall zweier krimineller jugendlicher Brüderpaare, die Anfang des Jahres serienweise Einbrüche in Apotheken in Bremen sowie im Umland begingen, bis sie von der Polizei gefasst wurden. In der Statistik der "Intensivtäter" tauche keiner von ihnen aktuell auf. Einer aus dem Quartett befand sich von Februar bis Juli 2023 in Untersuchungshaft. In dieser Zeit hat er einen Entzug absolviert und lebt nun in einer Jugendhilfeeinrichtung in Bremen, ohne erneut strafrechtlich in Erscheinung getreten zu sein. Im Rahmen des durchgeführten Verfahrens zur Personenfeststellung ergab sich, dass er nicht, wie selbst behauptet 14, sondern bereits 19 Jahre alt ist. Sein Bruder hat Bremen laut Innenbehörde im März 2023 verlassen und ist nicht wieder zurückgekehrt. Er wird weiterhin als Zwölfjähriger geführt. Das zweite Brüderpaar hat Bremen im Juni verlassen. Auch hier hatte sich ergeben, dass einer der Brüder bereits 19 statt 14 war.
Mit der Nennung konkreter Zahlen tut sich die Bremer Polizei weiterhin schwer. Im Frühjahr 2023 habe man sich mit 30 Intensivtätern aus dem Bereich "Junge Zuwanderer" beschäftigt, teilt die Behörde mit. Zwischenzeitlich seien sechs Untersuchungshaftbefehle erwirkt worden, weitere drei seien in Vorbereitung. Die Frage, wie viele mutmaßliche Täter derzeit tatsächlich in U-Haft sitzen, konnte die Behörde auf Anfrage ebenso wenig beantworten, wie die Frage, ob es auch erwachsene Antänzer gibt, die als Intensivtäter geführt werden.
Die Frage, wie die Polizei gegen den Anstieg der Raubüberfälle vorgeht, beantwortet die Innenbehörde wie folgt: intensivere Präsenzmaßnahmen, verstärkte Kontrollen und konzentrierte Schwerpunktmaßnahmen.