Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, so heißt es, und in diesem Fall sind sie ziemlich lang: Schon Anfang des Jahres hat im Rathaus eine Planungsgruppe ihre Arbeit aufgenommen, die die Feierlichkeiten rund um den Tag der Deutschen Einheit im nächsten Jahr vorbereitet. Das dreitägige Fest vom 2. bis 4. Oktober 2026 wird den Abschluss der Bremer Bundesratspräsidentschaft bilden, die am 1. November beginnt. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) übernimmt dann den Vorsitz der Länderkammer und damit auch eine ganze Reihe offizieller Verpflichtungen auf Bundesebene.
Damit die Einheitsfeierlichkeiten mustergültig über die Bühne gehen und mehrere hunderttausend Gäste Bremen und Bremerhaven in guter Erinnerung behalten, hat das Rathaus eine "Geschäftsstelle für den Tag der Deutschen Einheit 2026" eingesetzt. Dort laufen die Fäden zusammen. "Wir wollen uns als lebenswertes Bundesland darstellen, als zwei Städte mit reichem Kulturleben und als innovativer Wissenschafts- und Hafenstandort", beschreibt Projektmanagerin Saskia Pfeifer die Botschaft, die von dem Event ausgehen soll.
Der Veranstaltungsreigen umfasst im Wesentlichen das Bürgerfest und den protokollarischen Teil für die politischen Gäste aus Bund und Ländern. Das Bürgerfest soll sich über alle drei Tage erstrecken. Auf einer Fläche, die vom Hauptbahnhof bis zur Weser und vom Faulenquartier bis etwa zum Theater am Goetheplatz reicht, wird es zahlreiche Veranstaltungen und Präsentationen geben. Darunter zum Beispiel die "Ländermeile", auf der sich die Bundesländer mit Kultur, Wirtschaft, Kulinarik und touristischen Angeboten vorstellen. Als Ausrichterland wird Bremen einen eigenen, herausgehobenen Auftritt haben. Darüber hinaus sind unter anderem eine "Blaulichtmeile" der Hilfsorganisationen, eine "Kindermeile" sowie diverse musikalische Veranstaltungen auf mehreren Bühnen geplant. "Natürlich lässt sich das nicht ganz ohne Einschränkungen für den Verkehr und die Anwohner bewerkstelligen", weiß Senatssprecher Christian Dohle. In den vergangenen Jahren fanden die Bürgerfeste der Einheitsfeiern stets regen Zuspruch von Besuchern aus ganz Deutschland. Schwerin begrüßte im vergangenen Jahr rund 200.000 Besucher, Hamburg im Jahr zuvor sogar 700.000.
Der politische Teil der Einheitsfeier wird die gesamte Staatsspitze in Bremen versammeln. Eingeladen werden Bundeskanzler und Bundespräsident, die Ministerpräsidenten der Länder und der Präsident des Bundesverfassungsgericht. Mehr geschützte Prominenz geht nicht, und entsprechend ausgeprägt muss man sich Sicherheitsvorkehrungen vorstellen, an denen Polizeikräfte aus anderen Bundesländern beteiligt sind. "Großveranstaltungen wie die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit gelten als potenziell gefährdete ,weiche Ziele'", heißt es in einem Papier der Senatskanzlei. Vor diesem Hintergrund haben Sicherheitsexperten die vorgesehenen Veranstaltungsflächen bereits unter die Lupe genommen, um Risiken abschätzen zu können. Für den 2. Oktober ist ein festliches Abendessen mit den politischen Spitzen des Landes in der Oberen Rathaushalle geplant. Protokollarischer Höhepunkt soll dann tags darauf der eigentliche Festakt mit rund 1000 geladenen Gästen in der Glocke sein.
Als heikel galt im Vorfeld die Frage, inwieweit Bremerhaven als Austragungsort an den Feierlichkeiten beteiligt werden kann – dort fühlt man sich schnell übergangen. Die entsprechenden Überlegungen sind noch nicht abgeschlossen, doch stand frühzeitig fest: Mit Bürgerfest und Festakt wird der örtliche Schwerpunkt klar in Bremen liegen, auch weil nur hier entsprechende Übernachtungskapazitäten vorhanden sind. Die bleibende Erinnerung an die Einheitsfeierlichkeiten 2026 wird indes mit Bremerhaven verbunden sein: Fest vereinbart ist die Prägung einer Zwei-Euro-Münze mit dem Klimahaus als Motiv auf der Rückseite. Sie kommt nächstes Jahr als reguläres Zahlungsmittel in Umlauf. Die Seestadt ist außerdem für zwei Ausgaben des "ZDF-Fernsehgarten" im Gespräch.
Was kostet nun die große Einheitssause? In den vergangenen Jahren gab es wegen der Zeche auch mal Ärger. Schwerin kalkulierte mit 5,5 Millionen Euro, was sich aber als nicht auskömmlich erwies. Am Ende musste das Land Meckenburg-Vorpommern eine knappe Million nachschießen. Hamburg gab 2023 rund sieben Millionen Euro aus. Bremen plant gegenwärtig mit 7,5 Millionen Euro, wovon allein 5,1 Millionen für das Bürgerfest veranschlagt werden. Darüber hinaus entstehen bei der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) für "Koordination, Steuerung und Abrechnung" Kosten von 367.000 Euro, wie aus einer Vorlage für die Haushälter der Bürgerschaft hervorgeht.