Wäre Bremen ein Mensch, er trüge wohl Birkenstock-Sandalen und wäre Vegetarier. Das ist überspitzt, ja klischeehaft. Doch unbestritten ist: Die Hansestadt mit sozialdemokratischer Tradition und langjähriger grüner Regierungsbeteiligung gilt nicht nur als ein bisschen öko, sondern vor allem als weltoffen und bunt.
Zwischen Bremen und anderen deutschen Städten, wo regelmäßig Hetzer der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung grölend durch die Innenstädte laufen, liegen Welten. In Bremen formt sich Protest, wenn Rechte versuchen, sich breit zu machen. Das zeigte etwa die große Demonstration in Bremerhaven vergangenen November, die nicht nur eine Reaktion auf die Vorfälle in Chemnitz war, sondern auch auf die Gründung eines Landesverbands der rechtsextremen Partei „Die Rechte“.
Doch trotz der Gegenreaktionen, trotz der aktiven Zivilgesellschaft werden in der Hansestadt Menschen wegen ihrer Hautfarbe, sexuellen Orientierung, ihrer Religion, ihrer politischen Arbeit oder einfach nur deshalb, weil sie vermeintlich anders aussehen, angepöbelt, bedroht oder geschlagen. Es werden Hakenkreuze in Autos geritzt oder auf Gehwege geschmiert. Wer sich das neue Onlineportal „Keine-Randnotiz.de“ ansieht, merkt schnell: Ungewöhnlich ist Rassismus und Antisemitismus auch im weltoffenen Bremen nicht.
Sich das immer wieder zu vergegenwärtigen, ist wichtig. Es ist eben keine Lappalie. Rechte Gewalt vergiftet das gesellschaftliche Klima. Die Ausrede, dass rechtsextreme Umtriebe woanders schlimmer, häufiger, tödlicher sind, hilft Betroffenen nicht. Auch der oft sogleich aufkommende Einwand, man dürfe auch linke Gewalt nicht vernachlässigen, verfehlt nicht nur das Thema, sondern ist unerträglich für die Gewaltopfer. Klar ist: Vielfalt muss immer wieder neu und entschieden verteidigt und begrüßt werden, damit sie lebendig bleibt. Auch in Bremen.