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2500 Euro Verlust Wie ein Bremer Rentner auf dem Wohnungsmarkt betrogen wurde

Der Wohnungsmarkt zieht Betrüger an, die auf schnelles Geld hoffen. Der Bremer Rentner Rolf M. erzählt, wie er bei der Suche nach einer Eigentumswohnung um 2500 Euro gebracht wurde.
13.07.2024, 05:00 Uhr
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Wie ein Bremer Rentner auf dem Wohnungsmarkt betrogen wurde
Von Felix Wendler

Rolf M. macht sich keine Hoffnungen: Das Geld ist weg. 2500 Euro hat der 80-Jährige bei einem mutmaßlichen Immobilienbetrug verloren. Der Fall des Bremer Rentners zeigt exemplarisch, wie spezialisierte Kriminelle auf dem Wohnungsmarkt vorgehen. Bereits im Februar hatte der WESER-KURIER darüber berichtet, dass die Verbraucherzentrale vermehrt Menschen berät, die Opfer von Betrugsmaschen auf Immobilienportalen geworden sind. Auf diesem Weg hat es nun auch Rolf M. getroffen.

Der 80-Jährige wohnt mit seiner Frau in einem Mehrparteienhaus ohne Fahrstuhl, weshalb M. sich nach einer altersgerechten Alternative umschaut. Gesucht wird eine Eigentumswohnung. Mitte Juni entdeckt er auf der Plattform Immowelt ein Inserat, das sein Interesse weckt: "Exklusive 3-Zimmer-Wohnung in Bremen am Rhododendronpark ab 1. Dezember 2021". Dass die Wohnung zu diesem Zeitpunkt immer noch zum Verkauf steht, macht insbesondere angesichts des Verkaufspreises stutzig: 200.000 Euro sind für 130 Quadratmeter Wohnfläche ausgerufen.

Privater Besichtigungstermin

Dass das weitaus günstiger ist als bei vergleichbaren Angeboten in der Gegend, sei ihm natürlich bewusst gewesen. "Das ist der halbe Preis", sagt M., der nach eigener Aussage in seinem Leben schon ein paar Immobilien ge- und verkauft hat. Vielleicht, so habe er gedacht, müsse in der Wohnung noch viel gemacht werden – auch wenn die Bilder einen anderen Eindruck vermitteln. Wie die Wohnung wirklich aussieht, will M. bei einer Besichtigung erfahren.

Er kontaktiert den Anbieter über die Immobilienplattform, woraufhin sich zwei Tage später die angebliche Eigentümerin meldet. Sie und ihr Mann, beides Forschungsingenieure, hätten die Wohnung während ihres beruflichen Aufenthalts in Deutschland gekauft. Mittlerweile lebten sie in London. "Die Immobilie steht noch zum Verkauf, unsere Familie hat sich dort sehr wohl gefühlt, die Nachbarschaft ist freundlich, nette Menschen, ruhig, ein guter Ort zum Leben", schreibt die Frau. Weil sie wenig Zeit habe, kümmere sich eine internationale Immobilienagentur um den Verkauf.

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Noch am gleichen Tag erhält M. eine E-Mail von einer Frau, die nach eigenen Angaben Maklerin bei der Agentur Realestate Horizon ist. Von diesem Zeitpunkt an wird auf Englisch kommuniziert. Die Maklerin stellt zwei Besichtigungsoptionen in Aussicht: eine offene und eine private. Für die offene Besichtigung, wird M. erklärt, gebe es eine Warteliste. M. stehe an fünfter Stelle. Wenn einer der vor ihm platzierten Interessenten die Wohnung reserviere, würden alle anderen Besichtigungen gestoppt. Die private Besichtigung garantiere einen ersten Platz auf der Liste. M. könne einen Termin frei auswählen und habe ein Vorrecht bei der Reservierung der Wohnung.

Was passiert wäre, wenn M. die offene Besichtigung gewählt hätte, bleibt offen. Er entscheidet sich für die private Besichtigung. Für dieses Vorrecht soll er eine Kaution bezahlen: 2500 Euro, die in der Mail fälschlicherweise als 2,5 Prozent des Verkaufspreises bezeichnet werden. Falls M. die Wohnung nicht kaufe, bekomme er das Geld vollständig erstattet. Bei einem Kauf werde der Betrag verrechnet. Der 80-Jährige überweist das Geld auf ein spanisches Bankkonto. Anschließend vereinbaren beide Seiten eine Besichtigung am 27. Juni – die Bestätigung wird die letzte Nachricht bleiben, die M. von der Agentur erhält.

Angebliche Eigentümerin unbekannt

Zu dem Besichtigungstermin erscheint keine Maklerin. M. und seine Frau stehen vor verschlossenen Türen. Ihre E-Mails bleiben auch in den nächsten Tagen unbeantwortet, das Geld wird nicht zurückerstattet. Zwei Tage nach dem Besichtigungstermin gelingt es M. nach eigener Aussage, Kontakt zu Bewohnern des Hauses aufzunehmen. Anschließend habe er auch die Hausverwaltung kontaktiert. Ergebnis: Niemand kenne den Namen der angeblichen Eigentümerin. Daraufhin habe er Anzeige bei der Polizei Bremen erstattet. Die wiederum erklärt, bislang keine Anzeige vorliegen zu haben.

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Gemeldet hat M. den Vorfall auch bei Immowelt. "Wir konnten die unseriösen Absichten des Anbieters ebenfalls erkennen, das Angebot wurde bereits aus dem Portalangebot entfernt", heißt es in der Antwort. Immer noch Online ist das Inserat auf der Seite der Immobilienagentur. Über einen persönlichen Link samt Zugangscode wird dort auch die Reservierung der Wohnung durch M. sowie die Zahlung der 2500 Euro angezeigt. Der Internetauftritt ist relativ aufwendig gestaltet, wird aber bei Anbietern, die sich mit der Analyse betrügerischer Webseiten befassen, als verdächtig eingestuft. Eine Stellungnahme gab Realestate Horizon auf Anfrage zunächst nicht ab.

Polizei und Verbraucherschützer warnen regelmäßig vor verschiedenen Betrugsarten auf dem Wohnungsmarkt. Sie appellieren, niemals vor einer Wohnungsbesichtigung Geld zu zahlen. Warnsignale seien auch fehlende Detailangaben und besonders preisgünstige Angebote.


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